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Momo

Momo

Titel: Momo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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ist denn Zeit überhaupt?“ Niemand wußte eine Antwort.
Auf der anderen Seite des steinernen Rundes erhob sich nun das Mädchen Maria mit dem kleinen Geschwisterchen Dedé auf dem Arm und sagte: „Vielleicht ist es so was wie Atome? Sie können ja auch Gedanken, die einer bloß im Kopf denkt, mit einer Maschine aufschreiben. Das hab' ich selber im Fernsehen gesehen. Es gibt doch heute für alles Spezialfachleute.“
„Ich hab' eine Idee!“ rief der dicke Massimo mit seiner Mädchenstimme. „Wenn man Filmaufnahmen macht, ist doch alles auf dem Film drauf. Und bei Tonbandaufnahmen ist alles auf dem Band. Vielleicht haben sie einen Apparat, mit dem man die Zeit aufnehmen kann. Wenn wir wüßten, wo sie drauf ist, dann könnten wir sie einfach wieder ablaufen lassen, dann wäre sie wieder da!“
„Jedenfalls“, sagte Paolo und schob seine Brille auf der Nase hoch, „müssen wir erst mal einen Wissenschaftler finden, der uns hilft. Sonst können wir gar nichts machen.“
„Du immer mit deinen Wissenschaftlern!“ rief Franco. „Denen kann man schon gleich nicht trauen! Nimm mal an, wir finden einen, der Bescheid weiß – woher willst du wissen, daß er nicht mit den Zeit-Dieben zusammenarbeitet? Dann sitzen wir schön in der Tinte!“ Das war ein berechtigter Einwand.
Jetzt erhob sich ein sichtlich wohlerzogenes Mädchen und sagte: „Ich finde, das beste wäre, wir melden das Ganze der Polizei.“
„Soweit kommt's noch!“ protestierte Franco. „Die Polizei, was die schon machen kann! Das sind doch keine gewöhnlichen Räuber! Entweder weiß die Polizei schon längst Bescheid, dann ist sie offenbar machtlos. Oder sie hat noch nichts von dem ganzen Saustall gemerkt - dann ist es sowieso hoffnungslos. Das ist meine Meinung.“ Eine Stille der Ratlosigkeit folgte.
„Aber irgendwas müssen wir doch tun“, meinte Paolo schließlich. „Und zwar möglichst schnell, ehe die Zeit-Diebe etwas von unserer Verschwörung merken.“ Nun erhob sich Gigi Fremdenführer.
„Liebe Freunde“, begann er, „ich habe mir die ganze Angelegenheit gründlich überlegt. Ich habe Hunderte von Plänen entwickelt und wieder verworfen, bis ich schließlich einen gefunden habe, der mit Sicherheit zum Ziel führen wird. Wenn ihr alle mitmacht! Ich wollte nur zuerst hören, ob einer von euch vielleicht einen besseren Plan hat. Also, ich will euch nun sagen, was wir tun werden.“ Er machte eine Pause und blickte langsam im ganzen Rund umher. Mehr als fünfzig Kindergesichter waren ihm zugewandt. So viele Zuhörer hatte er schon lange nicht mehr gehabt. „Die Macht dieser grauen Herren“, fuhr er fort, „liegt darin, wie ihr nun wißt, daß sie unerkannt und im Geheimen arbeiten können. Also ist das einfachste und wirkungsvollste Mittel, um sie unschädlich zu machen, daß alle Leute die Wahrheit über sie erfahren. Und wie werden wir das machen? Wir werden eine große Kinder-Demonstration veranstalten! Wir werden Plakate und Transparente malen und damit durch alle Straßen ziehen. Wir werden die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf uns lenken. Und wir werden die ganze Stadt hierher zu uns ins alte Amphitheater einladen, um sie aufzuklären. Es wird eine ungeheure Aufregung unter den Leuten geben! Tausende und Abertausende werden herbeiströmen! Und wenn sich hier eine unübersehbare Menschenmenge versammelt hat, dann werden wir das schreckliche Geheimnis aufdecken! Und dann – dann wird sich die Welt mit einem Schlag ändern! Man wird niemand mehr die Zeit stehlen können. Jeder wird so viel davon haben, wie er nur haben will, denn von nun an ist ja wieder genug da. Und das, meine Freunde, können wir, wir alle gemeinsam schaffen, wenn wir nur wollen. Wollen wir?“
Ein vielstimmiger Jubelschrei war die Antwort. „Ich stelle also fest“, schloß Gigi seine Rede, „wir haben einstimmig den Beschluß gefaßt, die ganze Stadt für den nächsten Sonntagnachmittag ins alte Amphitheater einzuladen. Aber bis dahin muß strengstes Stillschweigen über unseren Plan bewahrt werden, verstanden? Und nun, Freunde – an die Arbeit!“
Diesen und die folgenden Tage herrschte heimlicher, aber fieberhafter Hochbetrieb in der Ruine. Papier und Töpfe voll Farbe und Pinsel und Leim und Bretter und Pappe und Latten, und was sonst noch alles nötig war, wurde herbeigeschafft. (Wie und woher, wollen wir lieber nicht fragen.) Und während die einen Transparente und Plakate und Umhängetafeln fabrizierten, dachten sich die anderen, die gut

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