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Momo

Momo

Titel: Momo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ende
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soll sich hinten anstellen wie wir auch. Einfach vordrängen, das gibt's nicht! So ein unverschämtes Gör!“
„Moment!“ rief Nino und hob beschwichtigend die Hände, „ein kleines bißchen Geduld, bitte!“
„Da könnte ja jeder kommen!“ schimpfte einer aus der Reihe der Wartenden. „Weiter, weiter! Das Kind hat mehr Zeit als wir.“
„Gigi bezahlt alles für dich, Momo“, flüsterte Nino dem Mädchen hastig zu, „also nimm dir zu essen, was du willst. Aber stell dich hinten an wie die anderen. Du hörst ja selbst!“
Ehe Momo noch etwas fragen konnte, schoben die Leute sie einfach weiter. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als es genauso zu machen wie alle anderen. Sie stellte sich ans Ende der Menschenschlange und nahm sich aus einem Regal ein Tablett und aus einem Kasten Messer, Gabel und Löffel. Dann wurde sie langsam und schrittweise weitergeschoben.
Da sie beide Hände für das Tablett benötigte, setzte sie Kassiopeia einfach darauf. Im Vorbeigehen holte sie sich aus den Glaskästen da und dort etwas heraus und stellte es um die Schildkröte herum. Momo war von alledem etwas verwirrt, und so wurde es eine recht merkwürdige Zusammenstellung. Ein Stück gebratenen Fisch, ein Marmeladebrot, ein Würstchen, eine kleine Pastete und ein Pappbecher Limonade. Kassiopeia in der Mitte zog es vor, sich gänzlich in ihr Gehäuse zu verkriechen und sich nicht dazu zu äußern.
Als Momo endlich zur Kasse kam, fragte sie Nino schnell: „Weißt du, wo Gigi ist?“
„Ja“, sagte Nino, „unser Gigi ist berühmt geworden. Wir sind alle sehr stolz auf ihn, denn immerhin, er ist doch einer von uns! Man kann ihn oft im Fernsehen sehen, und im Radio spricht er auch. Und in den Zeitungen steht immer wieder etwas von ihm. Neulich sind sogar zwei Reporter zu mir gekommen und haben sich von früher erzählen lassen. Ich hab' ihnen die Geschichte erzählt, wie Gigi einmal…“
„Weiter da vorne!“ riefen einige Stimmen aus der Schlange.
„Aber, warum kommt er denn nicht mehr?“ fragte Momo.
„Ach, weißt du“, flüsterte Nino, der schon ein bißchen nervös wurde, „er hat eben keine Zeit mehr. Er hat jetzt Wichtigeres zu tun, und am alten Amphitheater ist ja sowieso nichts mehr los.“
„Was ist denn mit euch?“ riefen mehrere unwillige Stimmen von hinten. „Glaubt ihr, wir haben Lust, hier ewig herumzustehen?“
„Wo wohnt er denn jetzt?“ erkundigte Momo sich hartnäckig.
„Auf dem Grünen Hügel irgendwo“, antwortete Nino, „Er hat eine schöne Villa, wie man hört, mit einem Park drumherum. Aber geh jetzt erst mal weiter, bitte!“
Momo wollte eigentlich nicht, denn sie hatte ja noch viele, viele Fragen, aber sie wurde einfach weitergeschoben. Sie ging mit ihrem Tablett zu einem der Pilztischchen und erwischte tatsächlich nach kurzem Warten einen Platz. Allerdings war das Tischchen für sie so hoch, daß sie gerade eben mit der Nase über die Platte reichte. Als sie ihr Tablett hinauf schob, schauten die Umstehenden mit angeekelten Gesichtern auf die Schildkröte.
„So was“, sagte einer zu seinem Nachbarn, „muß man sich heutzutage bieten lassen.“
Und der andere brummte: „Was wollen Sie – die Jugend von heute!“ Aber sonst sagten sie nichts und kümmerten sich nicht weiter um Momo. Doch das Essen gestaltete sich auch so schon schwierig genug für sie, weil sie eben kaum auf ihren Teller gucken konnte. Da sie aber sehr hungrig war, verzehrte sie alles bis auf den letzten Rest. Nun war sie zwar satt, wollte aber unbedingt noch erfahren, was aus Beppo geworden war. Also stellte sie sich noch einmal in die Reihe. Und weil sie befürchtete, daß die Leute sonst vielleicht wieder ärgerlich auf sie werden würden, wenn sie bloß so dazwischenstand, nahm sie sich im Vorübergehen noch einmal allerhand aus den Glaskästen. Als sie schließlich wieder bei Nino ankam, fragte sie: „Und wo ist Beppo Straßenkehrer?“
„Er hat lang auf dich gewartet“, erklärte Nino hastig, weil er neuerlichen Unwillen seiner Kunden befürchtete. „Er dachte, es wäre dir was Schreckliches passiert. Er hat immer irgendwas von grauen Herren erzählt, ich weiß nicht mehr was. Na, du kennst ihn ja, er war ja immer schon ein bißchen wunderlich.“
„He, ihr zwei da vorn!“ rief jemand aus der Schlange, „schlaft ihr?“
„Sofort, mein Herr!“ rief Nino ihm zu.
„Und dann?“ fragte Momo.
„Dann hat er die Polizei rebellisch gemacht“, fuhr Nino fort und strich sich nervös mit der Hand übers

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