Mona Lisa Overdrive
Handschuh über die Rechte. »Nimm das Handtuch weg, Mona. Leg dich hin!«
Sie schaute zu Prior, dann zu Gerald. »Soll ich meine Papiere zeigen, Bluttest und so?«
»Nein«, sagte Gerald, »schon in Ordnung.«
Sie blickte aus dem Fenster und hoffte, das Dickhornschaf zu sehen, aber das war weg, und der Himmel wirkte viel dunkler.
Sie löste das Handtuch, ließ es zu Boden gleiten und legte sich auf den beigen Temperschaum zurück.
Es war gar nicht so unähnlich von dem, wofür sie sich sonst bezahlen ließ; es dauerte nicht mal so lange.
Als sie im Bad saß, das Schminkzeug offen auf den Knien liegen hatte und einen zweiten Kristall zermahlte, fand sie, daß sie ein Recht darauf hatte, stinksauer zu sein.
Zuerst zieht Eddy ohne sie los, dann taucht Prior auf mit diesem unheimlichen Doktor, dann vertickt er ihr, daß Eddy in einem andern Zimmer schläft. Drunten in Florida hätte sie 'ne Zeit ohne Eddy vertragen können, aber hier oben war das anders. Sie wollte nicht allein sein in dem Zimmer und traute sich nicht, Prior nach dem Schlüssel zu fragen. (U hatte freilich einen, so daß er jederzeit mit seinen Scheißtypen reinspazieren konnte. Was war das bloß für'n Deal?
Und die Sache mit dem Plastikregenmantel stank ihr auch gehörig. Ein verdammter, nach
Gebrauch wegzuwerfender Plastikregenmantel.
Sie pulverisierte das zerriebene Wiz zwischen den Nylongittern, füllte es vorsichtig in den Applikator, atmete fest aus, führte das Mundstück an die Lippen und zog sich das Zeug rein. Die Wolke aus gelbem Staub setzte sich auf den Membranen ihres Halses ab; ein bißchen was schaffte es wohl sogar bis in die Lungen. Das, so hatte sie gehört, war ungesund.
Sie hatte keine Pläne, als sie ins Bad ging und sich das Zeug reinknallte, aber als es hinten am Nacken zu kribbeln anfing, ertappte sie sich dabei, wie sie an die Straßen rund ums Hotel dachte, was sie davon beim Herkommen gesehen hatte. Da waren Clubs, Bars, Shops mit Kleidung im Fenster. Musik. Musik wäre jetzt gut und eine Menschenmasse. Weil man sich in einer Masse gehen lassen konnte, sich verlieren konnte, einfach dabeisein konnte. Die Tür war nicht abgesperrt, das wusste sie; sie hatte es längst probiert. Allerdings ließe sie sich von außen nicht mehr öffnen, da sie keinen Schlüssel hatte. Aber sie wohnte hier, also mußte Prior sie unten angemeldet haben. Sie überlegte schon, einfach runterzugehen und die Dame hinterm Schalter nach dem Schlüssel zu fragen, hatte aber keine rechte Lust dazu. Sie kannte die geschniegelten Typen hinter Schaltern und wußte, wie die einen anschauten. Nein, die beste Idee, fand sie, wäre, hierzubleiben und sich die neuen Angie-Stims reinzuziehen.
Zehn Minuten später war sie, den Kopf voller Wiz, auf dem Weg vom Foyer zu einem
Nebenausgang.
Es nieselte draußen, vielleicht Kondensation von der Kuppel. Sie hatte den weißen Regenmantel nur fürs Foyer getragen, denn vermutlich dachte sich Prior schon etwas dabei, aber jetzt war sie froh, daß sie ihn hatte. Sie schnappte sich einen Bogen Fax aus einem überquellenden Abfallkorb und hielt sich das über den Kopf, um keine nassen Haare zu kriegen. Es war nicht mehr so kalt jetzt, und das war auch gut so. Ihre neuen Klamotten waren nämlich nicht ausgesprochen warm.
Als sie in der Straße hin und her schaute und die Richtung wählte, die sie einschlagen wollte, registrierte sie ein halbes Dutzend nahezu identischer Hotelfassaden, eine Reihe von Fahrrad-Rikschas, die im Regen glänzende Front einer Reihe kleiner Shops. Und Leute, massenhaft Leute wie mitten in Cleveland, aber jeder war so durchgestylt und überlegen und hatte ein Ziel. *HK
HLQIDFK PLW dachte sie. Das Wiz beflügelte sie, schubste sie unwillkürlich in den Strom der Schönen. Da klapperte sie dahin in ihren neuen Schuhen und hielt sich das Fax übern Kopf, bis sie merkte, daß es — noch besser — nicht mehr regnete.
Sie hätte nichts dagegengehabt, die Schaufenster genauer anzusehen, an denen die Masse sie vorbeitrug, aber das Dahinfließen war angenehm und niemand sonst blieb stehen. So begnügte sie sich jeweils mit einem kurzen Seitenblick auf die Auslagen. Die Klamotten waren wie die Klamotten im Stim, teilweise zumindest. Moden, die sie noch nirgends sonst gesehen hatte.
+LHU KlWWH LFK VHLQ VROOHQ überlegte sie. +LHU KlWWH LFK YRQ $QIDQJ DQ VHLQ VROOHQ 1LFKW DXI HLQHU
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