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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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lauschte seinem Atmen, bis das Wiz anfing, kleine Kreise auf ihrem Schädelboden zu ziehen und ihr immer wieder die gleichen zusammenhanglosen Bilder vorzusetzen: die Plastiktüte mit ihren Sachen drin in Florida und der Drahtschlaufe drumherum, damit keine Viecher reinkämen — der Alte am Spanplattentisch, der Kartoffeln schält mit einem Schlachtmesser, von dem nur noch ein daumenlanger Stummel Klinge übrig ist — eine Krill-Bude in Cleveland in Shrimps-Form oder so mit einem gewölbten Rücken aus Stahlblech und klarem Plastik, pink und orangefarben gestrichen — der Prediger, den sie sah, als sie sich neue Klamotten kaufen ging, ihn und seinen bleichen, struppigen Jesus. Jedesmal wenn der Prediger erschien, setzte er zum Sprechen an, aber sagte doch nichts. Sie wußte, daß das nicht aufhörte, solange sie nicht aufstand und sich mit was anderem beschäftigte. Sie kletterte aus dem Bett, stellte sich davor und betrachtete Michael im grauen Schein des Oberlichts. 9HU]FNXQJ 'LH
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    Sie ging ins Zimmer und zog ihr Kleid an, weil ihr kalt war. Sie setzte sich auf die silberne Couch. Das rote Rollo machte das Grau vom Oberlicht pink, während es draußen heller wurde.
    Sie überlegte, was so 'ne Wohnung kostete.
    Jetzt, wo sie ihn nicht sehen konnte, hatte sie Mühe, sich zu erinnern, wie er aussah. 1XQ dachte sie, HU ZLUG NHLQH 0KH KDEHQ VLFK DQ PLFK ]X HULQQHUQ aber dieser Gedanke gab ihr das Gefühl, in den Arsch getreten worden zu sein, so daß sie sich wünschte, sie wäre lieber im Hotel geblieben und hätte sich mit einem Stim von Angie begnügt.
    Das pinkgraue Licht erfüllte den Raum, sammelte sich, setzte sich auf Kanten ab. Irgendwie erinnerte es sie an Lanette und die Geschichte von der Überdosis. Manchmal erwischte es einen durch eine Überdosis in der Wohnung von jemand anders, und dann war es am einfachsten, denjenigen einfach aus dem Fenster zu schmeißen, damit die Bullen nicht wußten, wo er herkam.
    Aber sie wollte nicht daran denken, also ging sie in die Küche und schaute in Kühlschrank und Schränke. Da war ein Päckchen Kaffeebohnen im Kühlschrank, aber von Kaffee kriegte man das große Flattern auf Wiz. Da waren viele kleine Alutüten mit japanischen Etiketten, Gefriergetrocknetes. Sie fand einen Karton Teebeutel und riß den Deckel auf von einer der Wasserflaschen im Kühlschrank. Sie goß Wasser in einen Topf und hantierte am Ofen, bis er heiß wurde. Die Kochstellen waren weißumrandete Felder auf der schwarzen Arbeitsplatte; der Topf kam in die Mitte des Kreises, dann war der rote Punkt daneben anzutippen. Als das Wasser heiß war, warf sie einen Teebeutel hinein und nahm den Topf vom Kochfeld.
    Sie beugte sich über den Topf und atmete den nach Kräutern duftenden Dampf ein.
    Wie Eddy aussah, vergaß sie nicht, wenn er nicht da war. Er war wohl nichts Besonderes, aber immerhin war er da. Man braucht'n vertrautes Gesicht in der Nähe. Aber jetzt an Eddy zu denken, war vielleicht auch keine so gute Idee. Bald würde der Crash einsetzen, und bis dahin müßte sie sich was einfallen lassen, um wieder ins Hotel zu kommen, aber mit einemmal kam ihr alles so kompliziert vor, war ihr alles zu viel, waren Standpunkte zu bestimmen, und das war vielleicht der Crash, wenn man Probleme hatte, den Tag in die Reihe zu kriegen.
    Sie war überzeugt, Prior würde es nicht zulassen, daß Eddy sie schlug, denn was immer er von ihr wollte, es hatte etwas mit ihrem Aussehen zu tun. Sie drehte sich nach einer Tasse um.
    Prior war da im schwarzen Mantel. Sie hörte, wie ihre Kehle von ganz allein ein komisches Geräusch machte.
    Sie hatte schon mal Zeug gesehen beim Crash nach Wiz. Wenn man es genau ansah, verschwand es. Das versuchte sie auch bei Prior, aber es klappte nicht.
    Er stand einfach da, hatte so'ne Plastikkanone in der Hand, die HU nicht auf sie richtete, sondern einfach hielt. Er trug solche Handschuhe wie Gerald bei der Untersuchung. Er wirkte nicht böse, aber lächelte diesmal auch nicht. Und eine ganze Weile sagte er kein Wort, und Mona auch nicht.
    »Wer ist da?« Wie man auf einer Party fragt.
    »Michael.«
    »Wo?«
    Sie deutete zur Schlafstelle.
    »Zieh deine Schuhe an!«
    Sie ging an ihm vorbei aus der Küche und bückte sich automatisch nach ihrer Unterwäsche auf dem Teppichboden. Ihre Schuhe standen bei der Couch.
    Er folgte ihr und schaute ihr beim Schuhanziehen zu. Die Kanone hatte er noch in der Hand. Mit der andern Hand griff er Michaels Lederjacke auf der

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