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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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guten Downers Beine macht, sagt sie, dann hast du echt
    was davon. Aber Mona war aufgefallen, daß Leute, die stark abhängig waren vom Downer, viel Zeit mit Kotzen verbrachten, und sie kapierte außerdem nicht, wie jemand ein Video anschauen kann, wenn man genausogut Stim haben kann. (Lanette sagt, Simstim ist eben auch so was, wovon sie loskommen will.)
    Sie hatte Lanette im Kopf, weil Lanette ihr ab und zu einen Rat gab, wie man zum Beispiel einen blöden Abend herumkriegt. Heut' abend, dachte sie, würde Lanette ihr raten, in eine Bar zu gehn, unter Leute zu kommen. Sie hatte noch ein bißchen Geld vom Job der letzten Nacht in Florida, also ging's praktisch nur darum, einen Laden zu finden, der Bares annahm.
    Den fand sie auf Anhieb. Ein gutes Zeichen. Eine schmale Betontreppe hinunter und hinein ins rauchige Stimmengewirr und den vertrauten Beat von Shabus »White Diamonds« im
    Hintergrund. Kein übermackerter Laden, aber auch keine 6FHQH wie die Freier von Cleveland sagen würden. Sie hatte echt keinen Bock auf Scene heut' nacht.
    Am Tresen stand jemand auf und ging, als sie hereinkam, also stach sie dahin und ergatterte seinen Hocker. Das Plastik war noch warm; noch'n gutes Zeichen.
    Der Barkeeper spitzte den Mund und nickte, als sie ihm einen Schein zeigte, also bestellte sie einen Bourbon und ein Bier dazu, was auch Eddy immer trank, wenn er selber zahlte. Zahlte jemand anderes, dann bestellte er Mixdrinks, die der Barkeeper nicht kannte, und erklärte langatmig, wie das Zeug gemixt wurde. Dann trank er's und moserte herum, daß es doch nicht so schmeckte wie in LA oder Singapore oder an einem andern Ort, wo er, wie sie wußte, nie gewesen war.
    Der Bourbon war komisch hier, irgendwie bitter, aber nicht schlecht, wenn man ihn erst mal drunten hatte. Sie erzählte das dem Barkeeper, der sie fragte, wo sie sonst ihren Bourbon trinke.
    In Cleveland, erzählte sie ihm, und er nickte. Das sei Alkohol mit irgendeinem Zeugs drin, damit's nach Bourbon schmecke, sagte er. Als er ihr erklärte, wieviel noch übrig sei von ihrem Geld, merkte sie, daß der Bourbon im Sprawl sündhaft teuer war. Aber er wirkte, nahm das schlechte Gefühl, also schüttete sie den Rest hinunter und machte sich ans Bier.
    Lanette mochte Bars, aber trank nichts, nur Coke oder so. Mona würde nie vergessen, wie sie sich eines Tages zwei Kristalle gleichzeitig reinsemmelte, was Lanette einen Snief auf zwei Beinen nannte, und so'ne Stimme im Kopf hörte, klar und deutlich, als wäre jemand im Raum bei ihr: Es JHKW VR VFKQHOO VWHKW VWLOO Und Lanette, die eine halbe Stunde zuvor ein stecknadelkopfgroßes Stück schwarzen Memphis in ihrem chinesischen Tee aufgelöst hatte,
    nahm selber einen halben Kristall, und dann spazierten sie los, durchstreiften einfach die verregneten Straßen in vollkommener Harmonie, wie Mona fand, die Sprache überflüssig machte. Und die Stimme hatte recht, das plötzliche Einsetzen der Wirkung hatte nichts
    Scheußliches an sich, kein Zähneklappern und Bibbern, bloß so'n Gefühl, als würde sich etwas, vielleicht Mona selber, von einer stillen Mitte ausdehnen. Und sie fanden einen Park, flache Wiesen mit silbernen Pfützen, und gingen alle Wege ab. Mona hatte einen Namen für diese Erinnerung: auf silbernen Wegen.
    Und bald danach war Lanette verschwunden, wurde nicht mehr gesehen. Die einen sagten, sie sei nach California, die andern, nach Japan, und wieder andere meinten, sie sei an einer Überdosis gestorben und aus dem Fenster geschmissen worden, was Eddy einen »trockenen Hecht« nannte, aber an so was wollte Mona nicht denken, also setzte sie sich aufrecht hin und schaute sich um.
    Ja, das war kein schlechter Laden, nicht zu groß, so daß die Leute relativ zusammengepfercht waren, aber das mochte sie manchmal. Es war ein Künstlerlokal, wie Eddy so was nannte, mit Leuten, die Geld hatten, aber sich anzogen, als hätten sie keins, außer daß ihre Sachen paßten und man merkte, daß sie neu gekauft waren.
    Es war'n Video hinterm Tresen droben über den Flaschen, und da sah sie Angie, die voll in die Kamera schaute und was sagte, aber der Ton war so leise eingestellt, daß man nichts verstand bei den vielen Leuten. Die nächste Einstellung zeigte aus der Vogelperspektive eine Häuserzeile direkt am Strand, und dann war wieder Angie zu sehen, die lachend die Haare zurückschüttelte und ihr halb trauriges Lächeln aufsetzte für die Kamera.
    »Ey«, sagte sie zum Barkeeper, »da ist

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