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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Angie.«
    »Wer?«
    »Angie«, sagte Mona und deutete aufs Bild.
    »Ja«, meinte er, »die ist auf einer Designerdroge und findet das beschissen, also geht sie nach Südamerika oder sonst wohin und löhnt ein paar Mio, damit man ihr das wegmacht.«
    »Das kann doch nicht sein, daß sie auf Shit ist.«
    Der Barkeeper sah sie an. »Was immer.«
    »Aber wie kommt's, daß sie überhaupt mit so was anfängt? Ich meine, sie ist $QJLH nicht?«
    »Kommt mit dem Umfeld.«
    »Aber schau sie dir doch an!« protestierte sie. »Sie sieht so gut aus...« Aber schon war Angie weg. Ein schwarzer Tennisspieler nahm ihren Platz ein.
    »Glaubst du, das ist sie? Ist doch nur'n sprechender Kopf.«
    »Kopf.«
    »So'ne Art Puppe«, sagte eine Stimme hinter ihr, und sie drehte sich um zu einem blonden
    Schöpf mit einem lässigen weißen Grinsen. »Puppe.« Er hielt die Hand hoch und wackelte mit dem Daumen und den Fingern. »Weißt schon?«
    Sie merkte, daß der Barkeeper das Wechselgeld hinlegte und weiterging hinterm Tresen. Das weiße Grinsen wurde noch breiter. »Damit sie den ganzen Quatsch nicht selber machen muß, klar?«
    Sie erwiderte das Lächeln. Hübscher Knabe, schlaue Augen und eine unterschwellige
    Ausstrahlung, die ihr genau das Signal zuspielte, das sie sehen wollte. Keine Freiernummer.
    Ziemlich mager, aber auf so was könnte sie stehn heut' nacht. Und der lässige, lustvolle Ausdruck rund um den Mund in eigentümlichem Gegensatz zu den leuchtenden, schlauen Augen.
    »Michael.«
    »Hm?«
    »So heiß ich. Michael.«
    »Oh. Mona. Ich bin Mona.«
    »Woher kommst du, Mona?«
    »Florida.«
    Und hätte Lanette ihr nicht gesagt, sie solle sich ranmachen?
    Eddy haßte dieses Künstlervolk, weil die nicht kauften, was er feilbot. Er hätte auch Michael gehaßt, weil Michael einen Job und eine Eigentumswohnung unterm Dach hatte. Jedenfalls sagte er, daß er unterm Dach wohne, denn als sie hinkamen, war es kleiner, als sich Mona eine Dachwohnung vorstellte. Das Haus war alt, eine Fabrik oder dergleichen. Einige Mauern waren aus sandgestrahltem Backstein, die Decken aus Balken und Holz. Aber das ganze Gebäude war in Einheiten zerstückelt, wie Michael eine hatte, nämlich ein Zimmer, kaum größer als das ihre im Hotel, mit einer Schlafnische daneben und auf der andern Seite Bad und Küche. Es lag im obersten Stock, denn die Decke war fast nur Oberlicht; vielleicht war's damit eine Dachwohnung.
    Das Oberlicht war horizontal mit einem roten Papier an Seilen und Rollen bespannt, das wie ein großer Drachen aussah. Der Raum wirkte schlampig, aber alles, was herumstand, war neu: klapprige weiße Drahtstühle mit klaren Plastikschlaufen zum Sitzen, aufeinander gestapelte Unterhaltungselektronik, ein Arbeitsterminal und eine silberne Ledercouch.
    Sie fingen auf der Couch an, aber ihr behagte nicht, wie die Haut daran klebte, also zogen sie in die Bettnische um.
    Jetzt sah sie auch den Recorder, das ganze Stim auf dem weißen Wandregal. Aber das Wiz hatte wieder reingehauen, und überhaupt, wenn man beschließt, sich ranzumachen, sollte man dabei bleiben. Er steckte sie ins Aufnahmegeschirr, einen schwarzen Gummikragen mit Fühlerelektroden, die hinten am Schädel anlagen. Drahtlos; teuer, wie sie wußte.
    Während er sein Geschirr anlegte und das Gerät an der Wand checkte, erzählte er von seinem Job, daß er für eine Firma in Memphis arbeite, die neue Firmennamen ersinne. Im Moment suche er gerade einen für eine Firma namens Cathode Cathay. Die haben's auch nötig, sagte er lachend, aber es sei nicht leicht, meinte er dann. Weil es schon so viele Firmen gebe, seien alle guten Namen schon weg. Er hatte einen Computer, der sämtliche Firmennamen kannte, und noch einen, der neue, zum Namen taugliche Kombinationen bildete, und noch einen, der überprüfte, ob die Neuprägungen nicht >Dummkopf< oder dergleichen bedeuten auf chinesisch oder schwedisch.
    Aber die Firma, für die er tätig war, verkaufte nicht nur den Namen, sondern auch das
    sogenannte Image dazu, also mußte er mit einer Reihe von Leuten zusammenarbeiten, damit
    gewährleistet wäre, daß der Name, den er kreierte, auch zum Rest des Pakets paßte.
    Dann ging er ins Bett mit ihr, und es war nicht unbedingt toll. Die Lust war halt weg, und sie hätte auch bei einem Freier liegen können, so wie sie jetzt dalag und unentwegt dachte, daß er alles aufnehme und beliebig wiederabspielen könne, und wie viele andere er wohl schon im Kasten habe?
    Hernach lag sie neben ihm und

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