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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Vermutungen.
    »Das ist ein sehr korruptes Land«, sagte sie schließlich, tief schockiert.
    »Vielleicht nicht mehr als deins«, meinte er.
    »Aber womit kauft Swain diese Leute?«
    »Information. Ich würde sagen, unser Mr. Swain ist unlängst in den Besitz einer ganz
    hochrangigen Informationsquelle gekommen, die er nun eifrig aktiviert. Anhand dessen, was wir gehört haben, würde ich meinen, daß er wohl schon eine Weile in der Richtung tätig ist. Was auffällt, ist, daß er freilich auf dem Weg nach oben ist und expandiert. Es gibt interne Beweise, daß er neuerdings viel größer eingestiegen ist ins Geschäft als noch vor acht Tagen. Und das erweiterte Personal spricht auch dafür ...«
    »Ich muß es meiner... Freundin sagen.«
    »Shears? Was sagen?«
    »Was Lanier gesagt hat. Daß sie mit Angela Mitchell kassiert werden soll.«
    »Wo ist sie denn?«
    »Im Sprawl. Hotel...«
    »Ruf sie an! Aber nicht von hier. Hast du Geld?«
    »Einen Mitsubank-Chip.«
    »Geht nicht in unseren Telefonzellen, leider. Hast du Münzen?«
    Sie stand vom Bett auf und sortierte behutsam die verschiedenen englischen Münzen, die sich auf dem Boden ihrer Börse angesammelt hatten. »Hier«, sagte sie, als sie eine dicke Messingmünze herausfischte, »zehn Pfund.«
    »Davon braucht man zwei für'n Ortsgespräch.« Sie warf den glänzenden Zehner in die Börse
    zurück. »Nein, Colin. Nicht telefonieren. Ich weiß 'ne bessere Möglichkeit. Ich will hier weg.
    Jetzt. Heute. Hilfst du mir?«
    »Aber sicher«, sagte er, »obwohl ich dir davon abrate.«
    »Trotzdem.«
    »Also gut. Wie willst du's anstellen?«
    »Ich sag ihnen«, meinte sie, »daß ich was einkaufen gehen muß.«
     
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    Die Frau mußte irgendwann nach Mitternacht eingedrungen sein, überlegte sie später, denn es war zu einem Zeitpunkt, als Prior schon zurück war mit den Krabben, der zweiten Tüte Krabben.
    Die hatten echt leckere Krabben in Baltimore, und beim Ausnüchtern entwickelte sie immer
    einen Mordsappetit, so daß sie Prior überredet hatte, noch welche holen zu gehen. Gerald kam regelmäßig herein, um die Derms am Arm zu wechseln. Sie wartete ihm jedesmal mit ihrem doofsten Grinsen auf, quetschte den Tranquilizer aus den Derms, sobald er gegangen war, und klebte sie wieder dran. Schließlich sagte Gerald, sie müsse jetzt schlafen; er knipste das Licht aus und schaltete das falsche Fenster auf die niedrigste Einstellung zurück, blutroten Sonnenuntergang.
    Als sie allein war, griff sie zwischen Bett und Wand und fand den Schocker im Schaumstoffloch.
    Sie schlief ein, ohne es zu wollen. Der rote Schein vom Fenster war wie das Abendrot in Miami, und sie träumte wohl von Eddy oder jedenfalls vom Hooky Green, wo sie mit jemand tanzte im dreiunddreißigsten Stock droben, denn als der Crash sie weckte, wußte sie nicht recht, wo sie war, hatte aber ganz klar den Weg aus dem Hooky Green im Kopf, als wüßte sie, daß sie besser in die Hufe kommen sollte, weil's Zoff gäbe ...
    Sie war halb aus dem Bett, als Prior durch die Tür kam, aber buchstäblich GXUFK die Tür, denn die war noch zu, als er hereinknallte. Er flog rückwärts durch die Tür, und von der blieben nur Trümmer und Kartonwaben übrig.
    Sie sah ihn gegen die Wand fliegen und auf den Boden plumpsen, und dann stand jemand anders an der Tür im Gegenlicht des andern Zimmers, und alles, was sie vom Gesicht sehen konnte, waren zwei Wölbungen, wo sich das falsche Abendrot spiegelte.
    Sie steckte die Beine wieder ins Bett, rückte zur Wand, schob die Hand hinunter...
    »Keine Bewegung, Weib.« Die Stimme machte ihr echt Angst, weil sie so verdammt IU|KOLFK
    klang, als wäre es ein Mordsspaß gewesen, Prior durch die Tür zu schmettern. »Echt du, keine Bewegung ...« Und die Frau huschte mit drei Schritten heran, ganz nah, so nah, daß Mona die Kälte spürte, die vom Leder der Jacke abstrahlte.
    »Okay«, sagte Mona, »okay...«
    Dann wurde sie gepackt, blitzschnell, und aufs Bett gedrückt, mit den Schultern fest in den Schaumstoff gepreßt, und so'n Ding — der Schocker — baumelte vor ihrer Nase.
    »Woher hast du dieses Spielzeug?«
    »Oh«, sagte Mona, als hätte sie's schon mal gesehen, aber ganz vergessen, »es war in der Jacke meines Freundes. Hab mir die Jacke ausgeliehen ...«
    Monas Herz klopfte. Seltsam, diese Brillengläser...
    »Weiß der Arsch, daß du so'n Spielzeug hast?«
    »Wer?«
    »Prior«, sagte die Frau, ließ sie los und drehte sich um. Dann gab sie ihm Tritte, trat

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