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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ihn oft und kräftig. »Nein«, sagte sie und hörte so plötzlich auf, wie sie damit begonnen hatte. »Der hat wohl nichts gewußt.«
    Dann erschien Gerald in der Tür, als wäre nichts geschehen, außer daß er mit reuigem Blick musterte, was von der Tür noch im Rahmen hing und mit dem Daumennagel über eine
    zersplitterte kunststoffbeschichtete Kante strich. »Kaffee, Molly?«
    »Zwei Kaffee, Gerald«,, sagte die Frau, die sich den Schocker ansah. »Meinen schwarz.«
    Mona schlürfte Kaffee und musterte Kleidung und Frisur der Frau, während sie darauf warteten, daß Prior aufwachte; zumindest hatte sie diesen Eindruck. Gerald war wieder gegangen.
    Eine wie die hatte Mona noch nicht gesehn. Sie war überhaupt nicht einzuordnen in der
    Modelandschaft; fest stand nur, daß sie Geld hatte. Die Frisur war europäisch. Mona hatte diesen Schnitt in einer Zeitschrift gesehen. Sie war sich sicher, daß er zwar derzeit nirgendwo in Mode war, aber er paßte gut zur Brille, einer eingesetzten, die direkt in die Haut implantiert war. Die hatte Mona mal bei einem Taxifahrer in Cleveland gesehen. Und sie trug so'ne Kurzjacke, eine tiefbraune, die für Monas Geschmack zu schlicht gewesen wäre, aber nagelneu wirkte und einen Lammfellkragen hatte, der nun offenstand und den Blick freigab auf ein komisches grünes Ding, das über Busen und Bauch gespannt war wie ein Panzer, was es in Monas Augen wohl auch war, und dazu eine Jeans aus graugrünem, flauschigem Wildleder, das beste Stück ihres Outfits, wie Mona fand, die sich so eine auch gekauft hätte, außer daß die Stiefel alles verdarben, so kniehohe schwarze Stiefel, Sorte Motorradfahrer, mit dicken gelben Gummisohlen und großen Riemen am Spann und verchromten Schnallen am ganzen Schaft und schrecklich plumpen Kappen. Und woher hatte sie bloß den Nagellack, den burgunderroten? So einer wurde, soweit Mona wußte, gar nicht mehr hergestellt.
    »Was, zum Teufel, starrst du so?«
    »Ah ... deine Stiefel.«
    »Na und?«
    »Die passen nicht zur Hose.«
    »Hab die nur an, um Prior ordentlich in den Arsch zu treten.«
    Prior stöhnte auf dem Boden und fing zu kotzen an. Davon wurde auch Mona speiübel, so daß sie sagte, sie müsse mal ins Bad.
    »Versuch nicht abzuhauen.« Die Frau schien Priori über den Rand ihrer weißen Porzellantasse durch die Brille zu beobachten, aber recht sicher konnte man sich da nicht sein.
    Irgendwie fand sie sich im Bad wieder, die Tasche im Schoß. Sie beeilte sich mit dem Snief; zermahlte das Zeug nicht fein genug, so daß es hinten im Hals brannte, aber Lanette hatte den Spruch drauf, man habe nicht immer Zeit für die Feinheiten. Und überhaupt, ging's ihr nicht schon mächtig besser ? Es gab eine enge Dusche in Geralds Bad, aber die sah aus, als wäre sie schon 'ne Ewigkeit nicht mehr benutzt worden. Sie schaute genauer hin und entdeckte grauen Schimmel rund um den Abfluß und Flecken, die wie trockenes Blut aussahen.
    Als sie zurückkam, schleppte die Frau gerade Prior in ein anderes Zimmer, indem sie ihn an den Füßen zog. Er hatte Socken an, keine Schuhe, fiel Mona jetzt auf, als hätte er die Füße zum Schlafen hochgelegt gehabt. Blut ; klebte an seinem blauen Hemd, und das Gesicht war voller Schrammen.
    Was Mona empfand, als das Zeug reindröhnte, war ] brennende, unschuldige Neugier. »Was tust du da?«
    »Ich glaube, ich muß ihn aufwecken«, sagte die Frau, J als würde sie in der U-Bahn über einen Fahrgast reden, der gleich seine Haltestelle verpaßte. Mona folgte ihr in den Raum, Geralds Wirkungsstätte, wo alles sauber und krankenhausweiß war. Sie sah zu, wie die Frau Prior auf eine Liege wuchtete, wie man sie in Schönheitssalons benutzte, mit Hebeln dran und Knöpfen und so. 6LH LVW QLFKW VR VWDUN überlegte Mona, VRQGHUQ ZHL‰ ZLH VLH GLH /DVW DQSDFNHQ PX‰
    Priors Kopf kippte zur Seite, als die Frau einen schwarzen Gurt um seine Brust festzurrte. Mona tat er schon leid, aber dann fiel ihr Eddy ein.
    »Was hast'n?« Die Frau füllte Wasser aus einem verchromten Hahn in einen weißen
    Plastikeimer.
    Mona versuchte immer wieder, es auszusprechen; ihr Herz geriet aus dem Takt beim Ansturm
    des Wiz. (U KDW (GG\ XPJHEUDFKW wollte sie ständig sagen, aber es wollte ihr nicht über die Lippen gehn. Aber dann rückte sie wohl doch heraus damit, denn die Frau sagte: »Tja, so was bringt der fertig ... wenn man ihn läßt.« Sie schüttete Prior das Wasser ins Gesicht und runter übers Hemd. Seine Augen sprangen auf. Das linke Augenweiß

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