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Mona Lisa Overdrive

Mona Lisa Overdrive

Titel: Mona Lisa Overdrive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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ihrer Tasche mit einem glatten Schnitt.
    Der erste Dracula packte die Tasche, wickelte den baumelnden Riemen darum und steckte sie mit einer geübten Bewegung vorn in den Regenmantel. »Dankschön.«
    »Ey, die hat sie in der Hose!« Lachen, als sie sich durch die Pulloverschichten wühlte. Das Klebeband, das sie benutzt hatte, tat weh am Bauch, als sie die Pistole losriß mit beiden Händen und dem Knaben, der ihr Gerät hatte, an die Backe hielt.
    Nichts geschah.
    Dann türmten die andern drei blitzartig zur Treppe am entgegengesetzten Tunnelende, rutschten mit ihren hohen schwarzen Schnürstiefeln im Schneematsch. Ihre schwarzen Mäntel flatterten wie Flügel. Eine Frau schrie auf.
    Und immer noch rührten sie sich nicht, Kumiko und der Dracula. Die Pistolenmündung drückte in seine linke Backe. Kumikos Arme fingen zu zittern an.
    Sie schaute in die Augen des Dracula, braune Augen, die vor zeitlosem blanken Entsetzen weit aufgerissen waren. Der Dracula starrte in die Maske ihrer Mutter. Etwas schlug zu ihren Füßen auf: Colins Gerät.
    »Renn!« sagte sie. Der Dracula zuckte zusammen, sperrte den Mund auf, stieß einen würgenden Laut aus und wirbelte herum, weg von der Pistole.
    Kumiko schaute nach unten und sah das Maas-Neotek im grauen Matsch liegen. Daneben lag
    eine blitzende, einschneidige Rasierklinge. Als sie das Gerät aufhob, bemerkte sie, daß das Gehäuse gesprungen war. Sie wischte Nässe vom Sprung und drückte es kräftig mit der Hand.
    Der Tunnel war momentan leer. Colin erschien nicht. Swains Walther, die Luftpistole, lag groß und schwer in der anderen Hand.
    Sie ging zu einem rechteckigen Abfallbehälter, der an der gefliesten Wand festgemacht war, und steckte die Kanone zwischen eine fettige Warmhalteverpackung aus Styropor und ein sauber gefaltetes Fax. Wandte sich ab, drehte sich wieder um, griff sich das Fax.
    Treppe hoch.
    Jemand zeigte auf sie am Bahnsteig, aber schon rollte der Zug ein mit altmodischem Gepolter, und dann ging die Tür hinter ihr zu.
    Sie fuhr, wie Colin ihr gesagt hatte: White City und Shep-herd's Bush, Holland Park; hob das Fax vors Gesicht, als der Zug vor Notting Hill abbremste — der betagte König lag im Sterben — und behielt es dort bis nach der Bond Street. Am Oxford Circus war viel Betrieb, und sie war froh über die schützenden Menschenmassen.
    Colin hatte gesagt, es sei möglich, den Bahnhof ohne zu bezahlen zu verlassen. Nach einiger Überlegung stellte sie fest, daß er nicht gelogen hatte, obwohl man dafür Tempo und Timing brauchte. Es gab ja auch keine andere Möglichkeit. Ihre Tasche mit dem MitsuBank-Chip und den wenigen englischen Münzen hatten sich die Draculas unter den Nagel gerissen. Zehn Minuten lang beobachtete sie, wie Fahrgäste ihre gelben Fahrkartenstreifen in die automatischen Drehkreuze steckten, holte tief Luft und sauste los. Hoch, drüber, hinter ihr Geschrei, lautes Lachen, aber schon flitzte sie davon.
    Als sie oben an der Treppe zum Ausgang kam, sah sie die Brixton Road wie Klein-Shinjuko
    voller dampfender Imbißstände.
     
    'HU 6WDU
    Sie wartete in einem Wagen, und das gefiel ihr nicht. Sie wartete sowieso nicht gern, aber durch das Wiz, das sie genommen hatte, wurde es echt schlimm. Sie mußte sich ständig daran erinnern, nicht mit den Zähnen zu knirschen, denn die waren noch wund von Geralds Werk. Apropos wund: das war sie überall. Vielleicht war das Wiz doch keine so gute Idee gewesen.
    Der Wagen gehörte der Frau, die Gerald Molly nannte. Irgendein grauer Japaner, Serienmodell, typisches Macker-Auto. Nett, aber nichts Außergewöhnliches. Es roch noch neu und war recht spritzig, als sie aus Baltimore draußen waren. Es hatte einen Computer, aber die Frau fuhr es manuell die ganze Strecke ins Sprawl. Jetzt stand es auf dem Dach eines zwanzigstöckigen Parkhauses, das nicht weit von dem Hotel sein konnte, in dem Prior sie untergebracht hatte, denn sie sah das verrückte Gebäude, das mit dem Wasserfall und dem Gipfel-Look.
    "Es standen nicht viele Autos hier oben, und die wenigen waren mit Schnee behaubt, als wären sie schon lange nicht mehr gefahren worden. Außer zwei Typen in der Kasse an der Einfahrt schien kein Mensch im Gebäude zu sein. Da war sie inmitten der vielen Menschen in der größten Stadt der Welt und hockte mutterseelenallein auf der Rückbank eines Autos. Mußte warten.
    Die Frau hatte nicht viel gesagt, als sie von Baltimore kamen, nur hie und da ein paar Fragen gestellt, während Mona durch das Wiz

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