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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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einem alten Tattergreis schon gehen? Passt schon. Machen Sie sich keine Sorgen um mich. Und Ihnen, A m ber?“
    Es war sein lauernder Blick, der Amber vorsichtig werden ließ. Der Eremit wollte sie über die Macfarlanes ausfragen, das spürte sie.
    „Mir geht es auch gut“, log sie.
    „Wirklich?“, fragte er leise und runzelte die Stirn.
    „Ja, wirklich.“
    „Wenn Sie mal jemanden brauchen, bin ich für Sie da. Wie geht’s A i dan? Hab den Jungen lange nicht gesehen. Netter Kerl.“
    „Er besucht ein Seminar.“ Sie konnte und wollte jetzt nicht mit dem Alten    ü ber Aidan reden, und schnitt ein anderes Thema an.
    „Hermit, kennen Sie eigentlich die ganze Geschichte von William Ma c farlane?“
    Hermit blieb dicht neben ihr stehen und seufzte. Er knetete seine beuligen Gichtfinger. „Natürlich. Hier kennen alle seine G e schichte, der eine mehr, der andere weniger. Hat Macfarlane Ihnen davon erzählt?“ In seiner Stimme schwang etwas mit, das Amber aufho r chen ließ.
    „Nein, mein Bruder hat darüber in einem Buch gelesen. Was me i nen Sie damit, die Leute kennen vielleicht nur einen Teil der G e schichte?“
    Sie schritten den mit Laub bedeckten Weg am Ufer des Lochs entlang. Die Blätter raschelten unter ihren F ü ßen. Hinter ihnen schnatterten die Wildgänse auf dem Wasser.
    „Die alten Geschichten erzählen, die Frau, an die er sein Herz ve r lor, sei eine Vampirin aus der Schattenwelt gewesen, eine Tochter Satans. Ihretwegen folte r te er im Schloss Menschen und trank deren Blut. Auch William wurde ein Vampir.“ Hermit legte die Hände hinter dem Rücken ineinander und verharrte einen M o ment.
    Amber lachte auf. „Hermit, es gibt doch keine Vampire. Das sind doch nur Lege n den.“
    „Glauben Sie wirklich, dass das nur Märchen sind?“ Er drehte sich um. Sein durchdringender Blick verunsicherte Amber.
    „Nun, ja, das …“
    „Sie sind eine kluge, junge Frau mit einer besonderen Gabe.“
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter und Wärme durchflutete sie. Es tat gut, weil sie fröstelte.
    „Hermit, auch Sie sprechen in Rätseln. Ich versteh überhaupt nichts mehr. Welche Gabe?“
    Er lächelte sie an. „Sie sind eine Empathin. Jemand, der die Gefühle eines a n deren fühlen kann, ohne sie zu kennen. Manche sprechen auch von emotionaler Inte l ligenz.“
    „Das habe ich nicht.“ Was ging es ihn an? Dennoch bewunderte sie seinen Schar f sinn.
    „So? Spüren Sie denn nicht das Düstere, das von diesem Schloss ausgeht? Fü h len Sie nicht die Angst der Gefolterten, die noch in den Räumen schwebt? Ri e chen Sie nicht das vergossene Blut der Opfer? Dieser Ort ist ein Teil der Scha t tenwelt.“
    Amber begann noch mehr zu frösteln und schob die Hände tief in die Taschen ihrer Daunenjacke. Hermit hatte recht. Sie spürte das Dunkle, Böse, das dieses Schloss und seine Bewohner umgab. Vielleicht war es tatsächlich die Anwese n heit von Williams Geist, die bedrohlich über allem schwebte?
    „Nun, Amber?“
    Hermit beugte sich zu ihr vor. Ihr Blick glitt nach unten zu seiner au s gebeulten Cordhose, die unter dem überlangen Parka sichtbar war.
    „Irgendwie schon“, gab sie zu, „aber ich möchte keine Analyse meiner Psyche und Fähigkeiten von Ihnen hören, sondern mehr über den Urahn der Macfarl a nes e r fahren. Alte Geschichten interessieren mich.“
    Hermit sog geräuschvoll die Luft ein und ließ seinen Arm sinken. „Sie wollen sich selbst nicht erkennen, nicht wahr? Nun gut. Vor langer Zeit, noch vor Will i ams Geburt, gelang es einem Druiden mit einem Blutritual bei Mondfinsternis das Tor zur Schattenwelt zu öffnen. Er ahnte nicht, welche Mächte er b e schwor, und welche Geschöpfe hierher gelangen würden. In der Schattenwelt leben alle Geschöpfe, die Gott einst verbannte. Gefallene Engel, Werwölfe, Vampire, Sat y re und noch mehr. Sie alle gingen ein Bündnis mit Satan gegen Gott ein. Als sie durch das Schattentor unsere Welt betraten, hinterließen sie eine blutige Spur der Ze r störung. Getrieben von ihrer Gier nach Blut, suchten sie sich Opfer unter den Menschen. Ihre Herrschaft verbre i tete Angst und Schrecken, bis es einem tapferen Mann gelang, das Schattentor wieder zu schließen und William samt seiner bö s artigen Geliebten aus der irdischen Welt zu verbannen. Aber William schwor Rache und versprach irgendwann als Revenant zurückz u kehren, würde jemals das Tor wieder geöffnet werden. Schon als Jugendlicher war Gordon von Williams Leben s geschichte

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