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Mond der Unsterblichkeit

Mond der Unsterblichkeit

Titel: Mond der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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deutete auf den Anstieg zum Clava Cairn.
    Das Erklimmen des Anstieges erwies sich schwerer, als a n genommen.
    „Die anderen haben bestimmt das passende Schuhwerk an“, murrte Amber, stapfte aber weiter.
    Der Gesang war nun deutlicher zu hören, ein Sprechgesang in einer seltsam klingenden Sprache. Amber tippte auf Gälisch oder eine kelt i sche Sprache. Dann endete der Gesang abrupt und schauerliches Geheul erklang. Amber blieb st e hen. Das Geheul ging ihr durch Mark und Bein. Auch Kevin verharrte.
    „Was war das?“, flüsterte er. Amber hörte die Furcht aus seiner Sti m me.
    „Das Geheul eines Wolfes. Eines Werwolfes.“
    Nur zu genau eri n nerte sie sich an die Geschehnisse im Moor. Furcht kroch ihren Rücken hinauf. Sie wäre am liebsten auf der Stelle u m gekehrt. Aber wenn sie tatsächlich etwas über Dads Tod herausfinden wollten, mussten sie weiterg e hen. Sie schloss die Augen. Im leic h ten Wind hörte sie das Säuseln von Stimmen. Würden die Geister des Windes ihnen be i stehen? Sie schüttelte den Kopf. Was faselte sie da? Es gab keine Geister. Aber hatte sie nicht auch in ihrer Not, als sie im Moor versunken gewesen war und Aidans Kräfte erlahmten, gerade diese Geister um Beistand g e rufen? Wie kam sie nur darauf? Es gab keine Geister. Oder doch? Schließlich gab es auch Werwölfe, wie sie mit eigenen Augen sehen konnte. Oh nein, nun nicht auch noch Geister!
    Wehre dich nicht gegen die Wahrheit , säuselten die Stimmen im Wind. Gefahr, G e fahr, dreh um , fuhren sie fort. Der beschwörende Klang lähmte ihre Schritte.
    „Was ist denn nun? Gehen wir jetzt weiter oder willste hier Wurzeln schl a gen?“ Kevins Worte holten sie in die Realität zurück.
    „Ich glaube, ich habe eben so etwas wie warnende Stimmen gehört“, stamme l te sie, benommen vom Echo der Stimmen, das in ihrem Kopf klang.
    „Komm schon, lass uns weitergehen. Es riecht nach Rauch. Die haben b e stimmt ein Feuer angezündet.“
    Sie sahen am Horizont einen rötlichen Schein. Dann setzten sie den Weg fort. Wieder hörte Amber die warnenden Stimmen, doch dieses Mal versuchte sie, diese zu ignorieren.
    Je mehr sie sich dem Steinkreis näherten, desto intensiver wurde der Brandg e ruch. Sie erreichten das Feld, auf dem der einzelne Menhir stand. Hier herrschte bedrückende Stille, die nur durch ihren keuchenden Atem unterbrochen wurde. Jetzt erkannte sie Flammen inmitten des Stei n kreises. Amber stimmte sich mit Kevin mit Blicken und Gesten ab, wie sie sich dem Steinkreis nähern wollten.
    Tatsächlich gelang es ihnen, unbehelligt das freie Feld zu überqu e ren, und sich im schützenden Dickicht neben dem Steinkreis zu ve r bergen. Sie kauerten sich auf den Boden und beobachteten das G e schehen.
    Etwa ein Dutzend Männer und Frauen waren um einen Menhir ve r sammelt, darunter der Leichenbestatter McDuff, Cecilia, und Sallys Eltern. Die anderen waren ihnen unbekannt. Die Gruppe stand im Hal b kreis, kleine tönerne Schalen in den Händen haltend.
    Gordon Macfarlane stand mit ausgebreiteten Armen vor ihnen. Mit dem Dru i denstab deutete er auf die Mondfinsternis. Noch immer leuc h tete der Mond in blutroter Farbe.
    „Brüder und Schwestern, wir sind heute zusammengekommen, um Unster b lichkeit zu erlangen. Lange haben wir auf diesen Augenblick g e wartet, an dem der Meister des Schattenreiches uns den Wunsch erfüllt. Wir wollen ihn mit u n seren Opfergaben begrüßen, und das Tor zu seiner Welt öffnen.“
    Dann folgten wieder Worte in der fremden Sprache. Macfarlane zog mit dem Druidenstab einen Kreis und hielt bei j e der Himmelsrichtung an, beginnend im Osten. Mit einer thea t ralischen Geste rief er mehrere Wörter, von denen Amber davon ausging, dass es sich um heidnische Gottheiten handelte. Obwohl alles seltsam, gar b e drohlich wirkte, konnte sie sich der Faszination des Rituals nicht entziehen. Das Düstere brac h te eine Saite in ihr zum Klingen, von der sie nie geahnt hatte, dass es sie berühren könnte.
    Macfarlane griff in einen Lederbeutel, der am Gürtel seiner Kutte hing, und warf ein silbrig flirrendes Pulver ins Feuer. Ein Zischen folgte. Die Flammen schlugen höher.
    „Lord Revenant, wir hoffen auf Eure Ankunft! Alles ist für Euch vo r bereitet. Nehmt unsere Opfer an.“
    Amber zuckte beim Nennen des Namens zusammen. Die wollten doch ta t sächlich William Macfarlane aus dem Schattenreich holen! Übe l keit stieg in ihr auf. Sie presste eine Hand vor den Mund, um nicht aus Versehen ein verräter i sches

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