Mond der Unsterblichkeit
sie verrückt. Er war der Einzige, der das Wissen besaß, die dunklen Mächte zu besiegen. Das war ihr klar g e worden, als er ihr vorhin einen Einblick in sein Inneres gegeben hatte. Der Alte hatte das Unheil vorau s gesehen. Und sie war damit verwoben.
Ein bitteres Lächeln glitt über das Gesicht des Alten.
„Ich bin zwar ein Druide“, er drehte sich zu Amber um, „aber ein alter Mann. Meine Kräfte und Sinne sind nicht mehr das, was sie mal waren.“
„Aber bei Zauberern und Druiden schwinden doch nicht einfach so die mag i schen Kräfte!“
„Was wissen Sie schon über die Geschöpfe der Dunkelheit, A m ber?“ Hermit sprang aus dem Sessel. Wütend zogen sich seine Brauen über der Nasenwurzel zusammen. „Ihre Weisheit haben Sie nur aus irgen d welchen Büchern. Aber ich besitze genügend Erfahrung! Ich wäre ein zu großes Risiko, weil ich scheitern könnte.“
„Gibt es denn keinen anderen Druiden? Sie sind doch bestimmt nicht der Ei n zige auf der Welt.“
„Jedenfalls nicht hier.“
„Aber Revenant muss so schnell wie möglich gestoppt werden, bevor halb Schottland ausgerottet, und der andere Teil in Vampire verwandelt wird“, b e gehrte sie ein weiteres Mal auf, in der Hoffnung, den Alten u m zustimmen.
„Ihr Vertrauen ehrt mich, aber Sie wissen nicht, mit welcher Macht wir es zu tun haben! Schottland ist erst der Anfang. Sein Ziel ist die Weltherrschaft. R e venant ist ein Kind der Hölle, der Herrscher der Schatte n welt. Seine Gefährtin und Schöpferin ist eine Tochter Satans. Es bedarf einer gewissen körperlichen Kraft, um die Attacken dieser Geschöpfe aushalten zu können. Da reichen ein paar B e schwörungsformeln und Kräuter nicht aus.“ Hermit redete sich in Rage, sein G e sicht lief puterrot an.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Amber, wie Kevin sich in der Sofaecke ve r kroch. In seinen Augen las sie Hilflosigkeit. „Aber es muss doch eine Möglic h keit geben, sie zu besiegen. Was ist mit Geistlichen? Ich meine, wenn es um S a tan und die Hölle geht, kön n te doch die Kirche …“, meldete er sich leise zu Wort.
„Vergiss es, Junge.“ Hermit winkte ab. „Seit Anbeginn der Zeit existiert der Kampf zwischen Himmel und Hölle. Weder Gott, schon gar nicht die Kirche, konnte Satan vernichten. Und jetzt glaubt ihr, ein alter Eremit könnte das? Was seid ihr nur für Kindsköpfe!“Kopfschüttelnd sank der Alte wieder in den Sessel zurück.
„Ich gebe zu, wir wissen nicht viel darüber. Erzählen Sie uns bitte mehr. Ich muss einfach wissen, was uns erwartet, die Angst macht mich verrückt“, sagte Amber.
Hinter der Stirn des Alten schien es zu arbeiten. Er stellte das Glas ab, legte die Hände ineinander und betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal. „Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Bis zum nächsten Vollmond muss das Schattentor g e schlossen werden. Es muss ein Druide sein, der den Bannkreis mit dem Fla m menschwert zieht.“
„Bannkreis? Flammenschwert?“
Es wurde immer kurioser. Diese Be g riffe schienen eher einem Fantasyroman zu entspringen als zur Realität zu gehören. Innerlich stöhnte Amber auf. Wann würde dieser Albtraum enden? Sie sah abwartend zu dem Druiden. Seine Miene verfinsterte sich. Da kroch wieder das vertraute Frösteln in ihr hoch, das zu i h rem ständigen Begleiter geworden war, seitdem sie in Schot t land lebte.
„Ein Druide zieht einen Kreis. Dazu spricht er die rituellen Formeln in O gham, einer uralten Sprache der Magie. Das Flammenschwert ist das Schwert der Erzengel. Mit seiner Hilfe wurden Satan und seine gefallenen Engel vertrieben. Es ist auch das Schwert, das Adam und Eva die Rückkehr zum Paradies ve r wehrt hat.“
„Aber das sind doch Symbole aus der christlichen Religion.“
„Der alte keltische Vielgötterglaube ist lange überholt und dem Zei t alter des neuen Druidentums gewichen. Wir glauben zwar nicht an die Dreifaltigkeit der christlichen Kirche, aber auch an einen Gott und an eine Einheit von Gott, Mensch und Natur. Entgegen dem chris t lichen Glauben spielen Weissagungen, Wiedergeburt, Magie und die Anderswelt eine wichtige Rolle in unserem Leben.“
„Das bedeutet, dass Sie christliche und naturreligiöse Überzeugungen mite i nander vermischen?“
Hermit nickte. „Wenn Sie es so ausdrücken wollen …“
„Seltsam. Seitdem ich nach Schottland gekommen bin, lerne ich die Welt mit neuen Augen zu betrachten. Es gibt so vieles, das ich nicht kenne. Vorher gab es für mich nur ein entweder oder, und
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