Mond der Unsterblichkeit
dazwischen lag nichts. Jetzt spüre ich, dass weitaus mehr dazwischen liegt, als ich a n genommen habe. Das verwirrt mich und macht mir auch irgendwie Angst. Und ich bin entsetzt über die Grausa m keit, die ich gesehen h a be.“
„Und wie kommen wir an dieses Schwert?“, fragte Kevin.
Hermit rieb sich nachdenklich das Kinn. „Das wird besonders schwi e rig, denn keiner weiß, wo es sich befindet. Und Revenant kennt die Krä f te des Schwertes. Schon einmal zog es den Bannkreis um ihn. Sicherlich wird er es ebenso suchen, um es in seine Gewalt zu bringen.“
„Dann müssen wir es eben vor ihm finden.“
Hermit lächelte schwach und winkte schließlich ab. „Unmöglich.“
„Wovor fürchten Sie sich, Hermit? Davor, zu versagen? Oder vor Revenant?“ Amber betrachtete ihn aufmerksam, während sie auf eine Antwort wartete. Aber der Alte schwieg. Wie konnte er nur tatenlos zusehen? „Was nützt uns leeres Geschwätz? Wir müssen etwas tun, es wenigstens versuchen, Hermit.“ Sie rütte l te ihn am Arm.
„Ja, ich fürchte mich davor, zu versagen, selber ein Geschöpf der Fin s ternis zu werden. Selbst wenn wir das Schwert finden, ist noch nicht gesagt, dass es mir g e lingt, Revenant in die Schattenwelt zu verbannen. Falls nicht, sind wir und die Welt verloren. Vampire sind dazu in der Lage den menschlichen Geist zu man i pulieren, vor allem bei denen, die schwächer sind. Und ich bin schwach, bin ein alter Mann. Begreifen Sie, wie riskant es ist? Der Druide, der damals Revenant besiegt hat, war ein Mann in der Blüte seiner Jahre. Innere Stärke und körperl i che Kraft verhalfen ihm zum Sieg. Schauen Sie mich doch an! Was sehen Sie? E i nen alten Tattergreis!“
„Ich sehe Sie an, Hermit, und ich weiß, gleichgültig, wie alt Sie auch sind, Sie können es schaffen. Zusammen können wir es schaffen. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber es wird, nein, es muss gelingen!“ Amber streckte ihm voller En t schlossenheit und Zuversicht die gebal l te Faust entgegen. Dann entspannte sie sich wieder und legte dem Alten die Hand auf den Arm. „Bitte Hermit, helfen Sie uns.“
Hermit betrachtete die Hand auf seinem Arm und tätschelte sie.
„Wenn ich könnte, aber ich kann nicht.“ Er atmete tief ein und lehnte sich z u rück.
Hermit versagte ihnen die Hilfe. Amber schwamm in einem Meer der Hof f nungslosigkeit. Wenn Hermit nicht half, waren sie alle dem Untergang geweiht. Dazu verdammt, ein Leben in ewiger Finsternis, regiert von blutgierigen Tyra n nen zu führen. Lieber wollte sie sterben, als diesen Monstern in die Hä n de zu fallen.
Die Minuten krochen dahin. Nur das gleichmäßige Ticken der Standuhr durchbrach die Stille und machte ihr bewusst, wie die Zeit gnadenlos vora n schritt. Aidan rief nicht zurück, was sie besorgte. Noch immer war die Mailbox eingeschaltet. Ihre Finger spielten wahllos mit der Tast a tur.
„Was war William Macfarlane für ein Mensch? Erzählen Sie uns von ihm, und der damaligen Zeit, erzählen Sie uns seine Geschichte, bitte“, bat sie ihn leise. Sie hatte das Gefühl, in der Stille und vor Sorge verrückt zu werden, es erdrückte sie.
Hermit schenkte sich Whisky nach und spülte ihn in einem Zug hinu n ter, als müsse er sich Mut antrinken.
„William fürchtete sich vor nichts und ni e mandem, nicht einmal vor dem Tod. Seine Unerschrockenheit und seine Siege sprachen sich schnell auch unter den Wikingern herum. Man begegnete ihm mit Respekt. Während einer Schlacht gegen die Wikinger starb sein Vater. Wi l liam erkämpfte sich das Erbe gegen seinen geisteskranken Halbbr u der. Er fühlte sich dazu berufen, die einfallenden Wikingerhorden zu vertreiben. Viele folgten dem neuen Landesherrn ergeben, vertrauten auf seine U n erschrockenheit und seine Kampfkunst. Doch die, die ihm ihre Dienste ve r weigerten, ließ er öffentlich hinrichten. Während er Gealach Castle erbaute, lernte er Caitlin, die Tochter der McCraes kennen und lieben. Er ve r sprach ihr die Ehe.
Aber seine Mutter war gegen diese Verbindung und zögerte durch I n trigen die Eheschließung hinaus. Dann drangen die Wikinger tiefer in die Highlands ein. Viele der tapferen Gefolgsleute Williams kamen dabei um. Die Nordmänner umzingelten Gealach. Alle Straßen wu r den von ihnen kontrolliert. Eine große Hungersnot brach aus. Die Lage schien hoffnungslos, bis seine Mutter von der bevorstehenden Mon d finsternis sprach. Mithilfe ihrer magischen Kräfte gelang es, die Geschöpfe der Finsternis anzurufen und
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