Mond der Unsterblichkeit
verbot sich, an die Gefahr zu denken und konzentrierte sich nur auf Hermit, der vor ihnen he r lief. Das Wolf s geheul näherte sich. Hermit forderte Kevin und Amber auf, noch schneller zu laufen. Ambers Seitenstechen verschlimmerte sich, sie b e kam kaum Luft. In ihrem Nacken hörte sie das Keuchen Kevins.
Schließlich schimmerte zwischen den Bäumen ein Licht, ein Hoffnung s schimmer, der sie durchhalten ließ.
Hermit schloss hinter ihnen die Haustür. Amber lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und schloss die Augen. Ihr Atem ging stoßweise, sie zitterte vor E r schöpfung. Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick auf Kevin, der ihr keuchend gegenüberstand. Sie befa n den sich in einem spärlich beleuchteten Flur. Hermit verschwand in einem der a n grenzenden Zimmer. Kurz darauf kehrte er zurück, in den Händen hö l zerne Runensteine. Gespannt beobachteten Kevin und Amber, wie der Alte die Haustür öffnete, und davor die Runensteine in ein in den Boden geritztes Pentagramm legte. Dabei murmelte er unverstän d liche Worte.
„Passt schon. Jetzt können wir uns bis zum Morgengrauen sicher fühlen“, sa g te er und schloss die Tür.
Amber zweifelte an dieser Art des Schutzes. „Diese Runen sollen uns vor di e sen Monstern schützen? Das kann ich nicht glauben.“
„Sie haben mir auch nicht geglaubt, als ich Ihnen von den Vamp i ren erzählte, Miss Amber. Verraten Sie mir, weshalb Sie dann die Win d geister um Hilfe baten, wenn Sie an Magie nicht glauben?“ Hermit sah müde aus. Die Falten in seinem Gesicht erschienen in diesem Augenblick au s geprägter. Dennoch lag in seinen Augen eine gewisse Wac h samkeit.
Einen Moment zögerte sie mit der Antwort. Was sollte sie ihm e r widern? Sie wusste selbst nicht, weshalb sie das getan hatte. Es kam einfach aus ihrem Inn e ren.
„Nun?“, hakte Hermit nach.
Sie schlug die Augen nieder. „Wie können Sie davon wissen?“
„Ich habe Ohren.“ Er schmunzelte.
„Ehrlich, ich weiß es nicht. Was Besseres fiel mir eben nicht ein.“
„Dann werde ich es Ihnen beantworten. Es steckt in Ihnen, wie ein Zwang, e i ne Stimme, die sich aufdrängt. Sie können nichts dagegen m a chen, und kennen auch nicht deren Ursprung.“
„Woher wissen Sie das?“
„Weil es auch in mir ist.“ Er pochte mit der Faust gegen die Stelle seines Brustkorbs, in dem sein Herz schlug. „Hier!“
Kevins Blicke flogen zwischen dem Alten und seiner Schwester hin und her.
„Ich verstehe nicht …“, stotterte Amber.
„Sie verstehen mich schon. Es ist unsere Bestimmung, ein Leben als Druide zu führen.“
„Was gehen mich Druiden an? Ich bin keiner von ihnen.“
„Sagen Sie das nicht. So sehr Sie sich auch dagegen wehren, Ihrem Schicksal können Sie nicht entkommen.“
„Meinem Schicksal entkommen? Wie können Sie mein Leben mit Ihrem ve r gleichen? Uns trennen Welten! Wie ko m men Sie nur darauf, auf mich warte ein ähnliches Schicksal?“
Amber dachte an Gordon Macfarlane, und dass sie niemals so sein und enden wollte wie er.
„Weil Ihnen besondere Fähigkeiten in die Wiege gelegt wurden. Sie haben sie nur noch nicht erkannt.“
„Aber Sie wollen diese erkannt haben? Sie kennen mich doch gar nicht! Nur von ein, zwei zufälligen Begegnungen.“ Ein heftiges Zittern durchlief ihren Kö r per, die Auswirkungen des Schocks.
„Ja, Sie kennen meine Schwester doch gar nicht“, pflichtete Kevin ihr bei.
Hermit verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte schief. „G e ben Sie zu, dass etwas Sie nach Clava Cairn zieht. Sie haben dort das Böse gespürt. Das ist nur wenigen Menschen vergönnt, Menschen, die auserwählt sind. Sie wissen, dass ich die Wahrheit spreche. Weshalb sonst sollten Ihnen die Windgeister g e holfen haben?“ Hermits Augen fixierten sie, als wolle ihm keine Regung entg e hen.
Sie musste zugeben, dass seine Worte sie mehr aufwühlten, als sie z u zugeben bereit war. Amber glaubte, sich in einer anderen Welt zu befinden, voller M y then, düster und gefährlich. Allerorts begegnete sie Schmerz und Tod. Tief in ihrem Inneren spürte sie seit Langem, dass es diese Welt gab, aber noch immer wehrte sie sich dagegen, sie zu akze p tieren. Dabei hatte sie in Clava Cairn und auch auf Gealach Castle die Schmerzen der Opfer körperlich fühlen können, deren Angst wie die eigene empfunden. Und auch die Stimmen im Wind waren keine Einbildung g e wesen. Und weshalb sollte gerade sie zu den Auserwählten gehören? Wer hatte sie au s
Weitere Kostenlose Bücher