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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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dann.“ Er tätschelte ihre Hand und ging ins Haus.
    Cecilia lehnte im Rahmen der Terrassentür und starrte zu ihr herüber. Amber kehrte ihr den Rücken zu und zog wieder einen Magnolienzweig zu sich herunter, um an den blassrosa Blüten zu schnuppern. Sie liebte diesen zarten Duft. Und wieder drängten sich Bilder in ihrem Kopf, diesmal von blutgetränkten Blütenblättern. Es schien, als hätte Hermit mit diesem Versuch einen Knopf bei ihr eingeschaltet, der ein Programm ablaufen ließ, wenn sie etwas berührte. Ruckartig ließ Amber den Zweig los. Der schnellte hoch, und seine Blütenblätter rieselten herab.
    „Wie vergänglich diese Blüten sind, wie alles irdische Leben.“
    Amber fuhr zusammen, als sie Cecilias Stimme dicht an ihrem Ohr hörte. „Mein Gott, Cecilia, Sie haben mich vielleicht erschreckt.“
    Die Blonde hob ihre schmal gezupften Augenbrauen und spitzte die Lippen. Sie kann mich nicht ausstehen, obwohl sie so freundlich tut, fuhr es Amber durch den Sinn.
    „Das tut mir leid.“ Cecilia lächelte entschuldigend.
    Auf andere hätte ihr Bedauern vielleicht ehrlich gewirkt, nur Amber ließ sich nicht täuschen, denn in den Worten Cecilias schwang ein seltsamer Unterton mit.
    „Jaja, schon gut“, antwortete Amber.
    „Amber?“ Hermit stand in der Tür, das tragbare Telefon in der Hand. „Mein Freund Randy wird mich in einer halben Stunde besuchen. Er möchte dich gern kennenlernen.“
    „Vielleicht ein andermal, ich muss jetzt wirklich los. Viel Spaß mit deinem Besuch.“ Dabei warf sie einen Seitenblick auf Cecilia, deren Lippen ein zufriedenes Lächeln umspielte.
    „Sehen wir uns morgen?“, fragte Hermit.
    „Mal sehen.“
    „Grüße Aidan von mir.“
    „Mach ich.“
    „Bye, Amber.“ Cecilia hob zum Gruß die Hand und lächelte wie eingefroren.
    Es dämmerte bereits, als Amber sich auf den Weg nach Gealach Castle begab.

-5-
    A idan strich über seine breiten Schultern, die muskulösen Oberarme und über seinen behaarten Brustkorb. Seine Haut war glatt, narbenlos wie immer, aber sie fühlte sich seidiger an als die eines Sterblichen. Doch nur, wenn er ab und zu Blut trank. Lebte er abstinent, wurde sie brüchig wie Pergament.
    Er hob die Arme seitwärts und ließ seine Muskeln spielen. Keine Verspannungen, kein Muskelkater. Aidan lächelte zufrieden. Es fühlte sich gut an, besser als in seinem menschlichen Dasein, diese Energie, die er aus dem Blut gewann und die seinen Körper bis in den kleinsten Zeh durchströmte. Er griff nach dem Degen, der neben ihm auf einem Hocker lag, holte aus und schleuderte ihn fort. Surrend bohrte sich die Degenspitze in einen der hölzernen Deckenbalken der Übungshalle. Als Mensch hätte er jetzt eine Leiter anstellen müssen, um die Klinge wieder herunterzuholen, als Vampir hingegen bedurfte es nur eines Sprunges und er lag in seiner Hand. Manchmal gelang es ihm auch, nur durch seine Gedanken Gegenstände zu bewegen. Mit einem Satz sprang er an die Decke und schnappte sich die Waffe.
    Dann drehte er sich um und betrachtete sich in dem Spiegel, den er vor Jahren zur Kontrolle seiner Fechtübungen aufgehängt hatte. Die Legenden, Vampire besäßen kein Spiegelbild, strafte er Lügen. Er beugte sich vor und studierte jede Gesichtskontur. Ein verbissener Zug hatte sich um seinen Mund eingegraben, weil er sich gegen sein neues Dasein wehrte. Er trainierte wie ein Besessener, als könnte er den Vampir aus seinem Körper schwitzen. Würde er tatsächlich nicht mehr altern? Immer wie ein knapp Dreißigjähriger auszusehen, gefiel ihm einerseits, hatte aber seinen Preis: Blutgier. Es erinnerte ihn einmal mehr daran, Amber eines Tages zu verlieren. Der Gedanke, sie sterben zu sehen, war unerträglich.
    „Aidan Macfarlane“, sagte er laut. War er das wirklich noch, obwohl sein Spiegelbild die vertrauten Züge besaß? War er nicht vielmehr der Warrior, so wie Revenant ihn nannte? Warrior. Ein neuer Name, ein neues Leben, das er ertragen könnte, wenn da nicht diese Bestie in ihm existierte, die unaufhörlich nach Jagd und Blut gierte.
    Er betastete seine Augen, Nase und Oberlippe. In seinem Kiefer verbargen sich spitze Eckzähne zum Töten. Aidan ballte die Hände zu Fäusten und presste die Lippen aufeinander. Ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle. Er hasste Revenant dafür, dass er ihn zum Vampir gemacht hatte. Und Dad, dessen irrsinniges Streben nach Unsterblichkeit die dunklen Mächte entfesselt hatte.
    Mit einem verzweifelten Schrei holte er mit dem

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