Mond der verlorenen Seelen
Ende nehmen. Er fürchtete sich nicht vor deren Zauberkünsten. Hexen mit Zauberstäben und Spontanzauber existierten nur in Märchen. Man durfte ihnen nur nicht lange in die Augen sehen, weil ihre Magie den Geist verwirren konnte.
Aidan zögerte nicht und sprang mit einem Satz zwischen die Hexen. Wie ein Tiger stürzte er sich auf die Frauen und packte zwei von ihnen am Kragen, während die anderen wie wild gewordene Hornissen davonstoben, bis auf eine, die als einzige eine Balaklava trug.
„Genug!“, rief er.
„Wie kannst du es wagen, unsere Zeremonie zu stören, Vampir?“, donnerte die mit der Balaklava los, während Aidan die zappelnden Hexen rechts und links in die Höhe hielt.
Er ließ die beiden fallen und fixierte die Anführerin, die sich von seiner Demonstration nicht einschüchtern ließ und wagte, ihm die Stirn zu bieten. Ihre Augen funkelten ihn voller Empörung an. Sein Blick schweifte zu den anderen Hexen, die ihn jetzt langsam einkreisten. Das gefiel Aidan nicht, aber er vertraute auf seine vampirischen Sinne und Kräfte. Er betrachtete das Pentagramm, die Kerzen, das geknebelte Opfer zu seinen Füßen und die Schalen, die alle auf ein spezielles Blutritual hindeuteten. Die wollten das Schattentor wieder öffnen.
„Und ob ich das kann, Hexe.“ Aidan baute sich vor ihr auf. Seine Größe würde sie sicherlich einschüchtern. Doch sie zeigte sich noch immer wenig beeindruckt und erwiderte seinen Blick energisch. Ihre Gestik wirkte vertraut.
„Du hast kein Recht ...“ Sie hob die geballte Faust.
„Willst du mir drohen? Schluss mit diesen verfluchten Ritualen. Habt ihr und mein Vater nicht schon genug Unheil über Gealach gebracht?“
Aidan streckte den Arm aus, um der Hexe die Balaklava vom Kopf zu ziehen, aber er griff ins Leere. Verdammte Magie. Die Hexe lachte und stand plötzlich hinter ihm. Aidan wirbelte herum. Er musste wissen, wer sich unter der Maske verbarg und startete einen zweiten Versuch. Wieder entwischte sie ihm.
„Dein Vater war ein Versager. Aber wir werden es schaffen, dem Gebieter der Dunkelheit den Weg zu ebnen, damit er uns die Unsterblichkeit schenkt.“
„Das ist Wahnsinn!“
„Warrior, es sind meine ergebenen Dienerinnen“, erklang wieder Revenants Stimme. „Lass sie gewähren.“
„Du hast deinem Gebieter zu gehorchen“, forderte die maskierte Hexe und rief den anderen zu: „Lasst uns weitermachen!“
Die Gefangene zu seinen Füßen schluchzte auf. „Bitte helfen Sie mir. Befreien oder töten Sie mich, aber überlassen sie mich nicht den Hexen.“
Die tränenerfüllten Augen ließen Aidan nicht unberührt, als ihn erneut die eindringliche Stimme Revenants ereilte, die keinen Widerspruch duldete.
„Misch dich nicht ein, Warrior, sonst wirst du es bitter bereuen. Die Hexen werden ihre Aufgabe erfüllen. Das ist das Schicksal.“
Aidan schüttelte den Kopf, als könne er Revenants Stimme daraus vertreiben. „Nein, ich lasse das nicht zu. Ihr könnt sie nicht einfach opfern wie ein Schaf auf der Schlachtbank.“
Die Maskierte hockte sich neben die Gefangene, zückte ein Messer und schnitt ihr in den Arm. Die Frau schrie auf, während sie vergeblich versuchte, ihre Hände aus den Fesseln zu befreien. Ihr Schrei gellte über die Wiese, durch den Wald, bis eine der Hexen ihr die Hand auf den Mund presste. Tränen rannen über das Gesicht der Gepeinigten. Aber für all das stand Aidan nicht der Sinn, denn der Geruch frischen Blutes nahm ihn gefangen. Köstlich süß. Seine Nasenflügel bebten vor Hunger und Gier.
„Die Hexen werden dich trinken lassen.“ Revenants Stimme brachte seinen fiebrigen Körper zum Vibrieren.
„Nein, ich will nicht“, presste er hervor, obwohl sein Körper bereits dem Opfer entgegenstrebte.
„Wir brauchen das Blut der Sterblichen. Es beherrscht uns, erweckt eine unglaubliche Gier nach mehr, aber es verleiht uns Kraft und Regeneration. Es ist der Schlüssel zur Unsterblichkeit. Am Anfang ist es schwer, so ergeht es jedem Vampir, auch mir ist es so ergangen. Du wirst dich daran gewöhnen. Menschen töten Tiere, um sich zu ernähren. Sie fragen nicht danach, ob es richtig ist, sie tun es, weil sie es brauchen. Weshalb sollten wir auf das sterbliche Blut verzichten? Trinke, Aidan, trinke!“
Er spürte den kalten Atem Revenants in seinem Gesicht. Aidan zögerte. Die Worte überzeugten ihn nicht, aber der Wunsch, von dem Blut zu trinken, wurde übermächtig. Er schmeckte es bereits, und die Vorfreude ließ Feuer durch
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