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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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mich.“
    Amber folgte trotz Kevins Protest der Straße und hielt Ausschau nach Beth. Aber die war spurlos verschwunden.
    „Die ist eh weg. Ruf sie doch einfach an.“ Kevin schnitt eine Grimasse und gähnte.
    „Schlauberger, hab ich schon versucht, aber sie geht nichts ans Handy. Irgendwas stimmt nicht. Seit Tagen schwänzt sie die Proben und kehrt auch nicht in ihre Wohnung zurück. Sie ruft mich nicht an. Wieso hat sie sich nirgendwo abgemeldet, geht nie ans Telefon und läuft jetzt hier in der Stadt rum?“
    „Vielleicht hat sie keinen Bock mehr auf alles.“
    „Du sollst nicht immer von dir auf andere schließen, mein Lieber. Beth ist nicht so. Sie ist vielleicht keine sonderlich talentierte, aber eine disziplinierte Schauspielerin, die noch nie eine Probe hat sausen lassen. Glaub mir, da stimmt was nicht. Vorhin ist sie nicht zu unserer Verabredung erschienen, obwohl sie weiß, wie wichtig dieser Job am Theater für mich ist und wie dringend ich das Geld brauche. Freiwillig würde sie mich nie hängen lassen.“
    „Wenn du meinst ...“ Kevin setzte sich ruckartig auf. „Ist sie das nicht da hinten?“
    Amber versuchte, hinter der Schar Touristen, die Fotos von der angestrahlten Burg schossen, Beth zu erkennen. Kevin hatte recht, tatsächlich bog sie in die Straße hinter dem Park ein, die nach oben in die Altstadt führte.
    „Dann nichts wie hinterher.“
    Schon blinkte Amber und fädelte sich in die Reihe Abbieger ein. Leider kamen sie nur langsam voran, und Amber befürchtete schon, Beth wieder aus den Augen zu verlieren.
    „Du musst da rüber, sie nimmt die Stufen zum Marktplatz.“ Kevin tippte auf Ambers Arm und deutete auf die Steintreppe, die zwischen den Häuserzeilen hinaufführte.
    „Mensch, ja, leider kann ich nicht alle Autos aus dem Weg räumen.“ Amber wechselte die Fahrspur und quetschte sich in die Reihe zwischen zwei Wagen, die ihr Verhalten mit Hupen und Kopfschütteln quittierten.
    „Ich halte da drüben auf dem Parkplatz.“
    „Da ist die längst weg. Ich hab Kohldampf.“ Kevins mürrische Miene brachte Amber ins Wanken, aber dann entschied sie sich, Beth weiter zu folgen.
    „Es dauert nicht lange. Ich laufe ihr schnell hinterher und frage sie, was los ist.“
    „Meinetwegen. Ich warte hier, aber beeil dich.“
    Amber parkte den Wagen, stieg aus und hastete hinter Beth die steile Treppe hinauf, die eine Abkürzung zum Marktplatz war.
    „Beth!“ Ihr Ruf hallte durch die Gasse, ohne dass Beth sich umdrehte oder ihr antwortete. Sie war verdammt schnell und brachte Amber aus der Puste.
    „Warte doch mal kurz. Bitte.“
    Doch schon war Beth hinter einer Hausecke verschwunden und ihre Schritte verstummt. Amber wurde wütend. Die konnte was erleben, wenn sie sie erwischte. Amber hatte erst die Hälfte der Treppe hinter sich gebracht und bekam Seitenstechen. Sie stoppte auf der Stufe und presste eine Hand in die Taille, während sie sich mit der anderen an einer Hauswand abstützte. Die unsportliche Beth meisterte die Treppe wie eine trainierte Leichtathletin, dabei war es doch Amber, die sich durch Joggen fit hielt. Vielleicht besuchte Beth seit geraumer Zeit ein Fitnessstudio? Oder lief sie einer Doppelgängerin hinterher? Dann eher ein Klon, bei der Ähnlichkeit. Oder ein Geschöpf der Finsternis? Jetzt wollte Amber erst recht die Wahrheit erfahren.
    Sie gönnte sich nur eine kurze Pause und rannte die restlichen Stufen empor, bis sie den fast menschenleeren Marktplatz erreichte. Nur wenige Touristen schlenderten auf den Gehsteigen, denn die Shops hatten bereits geschlossen. In ein paar brannte noch Licht, in denen das Personal die Kassen abschloss. Der Antiquitätenladen war bereits stockdunkel. Sie schaute sich nach beiden Seiten um, in der Hoffnung, Beth irgendwo zwischen den Touristen zu entdecken, jedoch vergeblich. Sie konnte sich doch nicht in Nichts aufgelöst haben. Sie musste in irgendeines der Häuser gegangen sein. Amber beschloss, nach rechts zu gehen, entlang der Closes, denn die andere Richtung führte parallel zur Straße zum Parkplatz zurück.
    In der Zwischenzeit war es sehr windig geworden. Die eisige Luft kühlte ihre erhitzten Wangen. Je weiter sie der Kopfsteinpflasterstraße folgte, desto dunkler und stiller wurde es. Keine Lampe brannte über den Hauseingängen, selbst die Fenster waren dunkel, als wären die Bewohner schlafen gegangen. Dabei war es erst früher Abend. Ambers Schritte hallten von den Hausmauern wider. Ein Holzschild bewegte sich knarrend

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