Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
Vom Netzwerk:
suchte.
    „Nein, und das, obwohl wir verabredet gewesen sind. So kenne ich sie nicht. Ich mach mir Sorgen, ans Handy geht sie nämlich auch nicht.“
    Über ihr Erlebnis in dem Antiquitätenladen hatte Amber Beth ganz vergessen. Abends würde sie noch einmal versuchen, sie anzurufen.
    „Vielleicht ist sie ja bei ihrer Tante.“ Kevin hatte anscheinend den richtigen Sender gefunden, denn er lehnte sich wieder zurück.
    Amber verdrehte die Augen, als Hardrock erklang. „Da habe ich es auch schon probiert. Ohne Erfolg. Ich weiß nicht, ich hab da so ein komisches Gefühl. Beth ist zuverlässig. Wenn sie eine Verabredung nicht einhalten konnte, hat sie sich immer gemeldet.“ Da war er wieder, dieser dumpfe Druck im Magen, weil sie sich sorgte.
    „Was’n für’n komisches Gefühl?“
    Der Gong im Radio kündigte die stündlichen Nachrichten an. Amber drehte den Ton lauter.
    „Ich hasse dieses Gequassel. Warum gibt’s keinen Sender, der nur Musik bringt?“, maulte Kevin und stöhnte auf.
    „Du solltest dich ein wenig interessierter zeigen für das, was um uns herum geschieht.“
    „Ach, ja? Und warum hat kein Reporter damals was von den Vampiren und Werwölfen am Steinkreis berichtet?“ Kevin presste die Lippen aufeinander und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Die stark verstümmelte Leiche einer Unbekannten erregt seit gestern die Gemüter. In der Nacht von Montag auf Dienstag fanden Spaziergänger auf einem Parkplatz nördlich von Gealach die Leiche einer bislang unbekannten etwa dreißigjährigen Frau“, begann der Reporter im Radio. „Dieses ist nicht der erste Fall. In den vergangenen zwei Monaten wurden insgesamt sechs Frauenleichen gefunden. Alle wurden auf die gleiche Art getötet. Der Täter ging besonders brutal vor. Er riss ihnen die Kehle und das Herz aus dem Leib. Die Ermittlungen der Polizei brachten bisher keine brauchbaren Ergebnisse. Es werden Zeugen gesucht, die etwas Ungewöhnliches beobachtet haben. Zeugen melden sich bitte bei Scotland Yard in Edinburgh. “
    Ambers Magen zog sich zusammen. Sie hatte die Toten auf dem Dämonenpfad gesehen. Das würde sie nicht vergessen. Vor zwei Monaten hatte Aidans Verwandlung begonnen. Ihr wurde siedend heiß, und sie begann, am ganzen Körper zu zittern. Kevin sah sie von der Seite forschend an, aber er schwieg. Ambers Hände wurden feucht, und sie schluckte gegen den Kloß, der jetzt in ihrem Hals saß. All die verdrängten Fragen, was er in den Nächten unternahm, schwemmten erneut an die Oberfläche. Am Anfang hatte sie ihn oft in seinen Rover einsteigen und davonbrausen sehen. Erst in den letzten beiden Wochen, seitdem er das Translozieren beherrschte, verschwand er einfach so. Er war unberechenbar, launisch. Doch dass er nicht mir ihr sprach, verstärkte ihre Zweifel. Was wusste sie denn schon von seinen nächtlichen Ausflügen?
    Um sich Gewissheit zu verschaffen, musste sie ihn fragen. Und wenn er sie belog? Aber wollte sie wirklich wissen, was geschehen war? Sie zweifelte immer mehr, ob sie mit der Tatsache, mit einem Mörder zusammenzuleben, klarkäme, ob ihre Liebe ausreichte, dieses neue grausame Wesen zu akzeptieren, seine Blutgier und der ewigen Ungewissheit, ob er Revenants Ruf folgen würde.
    Schweigend steuerte Amber den Wagen durch die noch immer belebten Straßen Edinburghs. In der Zwischenzeit war es dunkel geworden, die Straßenlaternen spendeten Licht und oberhalb der Stadt thronte die beleuchtete Burg.
    Kevin blickte aus dem Fenster. „Du hast die Rotphase erwischt“, sagte er und stöhnte auf. „In dem Tempo erreichen wir Gealach erst morgen früh.“
    „Das sehe ich auch.“ Amber hielt den Wagen an, als die nächste Ampel wieder auf Rot sprang. Eine Handvoll Fußgänger wechselte auf dem Zebrastreifen die Straßenseite. Amber erstarrte, als sie Beth darunter erkannte. Sie kurbelte die Fensterscheibe herunter.
    „Beth!“, rief sie und winkte der Frau in dem beigefarbenen Dufflecoat zu, die über den Zebrastreifen hastete. Aber Beth schien sie nicht zu hören und lief auf der anderen Straßenseite ins Stadtzentrum zurück. „Beth!“ Amber rief, so laut sie konnte, aber sie reagierte noch immer nicht.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Amber wendete hinter der Verkehrsinsel in der Absicht, Beth zu folgen.
    „Ey man, spinnst du? Du darfst hier nicht drehen. Außerdem will ich jetzt nach Hause.“ Kevin schnaufte vor Empörung.
    „Ich will nur ganz kurz mit Beth sprechen. Es ist wichtig. Sie hat einen Job für

Weitere Kostenlose Bücher