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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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irgendwo liegen zu lassen, selbst wenn es sich um eine blutrünstige Werwölfin handelte. Aber Mitleid war hier nicht angebracht.
    „Amber, er hat recht. Die wollte uns eben noch umbringen.“
    „Himmel, das weiß ich auch. Sally oder Rana, wie immer sie sich nennen mag, gehört in die Schattenwelt. Bald ist Beltane. Wir müssen sie in ihre Welt zurückbringen, damit sie keine Gefahr mehr ist.“
    So wie mich, dachte Aidan und spürte einen dumpfen Druck in seiner Brust. Amber hatte recht, er und Rana gehörten nicht in diese Welt. Wenn das Tor zur Schattenwelt sich am Beltanefest öffnete, würde er zusammen mit Rana dorthin gehen. Wäre er nicht bereits tot, würde er jetzt noch einmal sterben. Die Vorstellung, sich von Amber zu trennen, fraß sich wie ein Messer durch seine Eingeweide.
    „Bis dahin kann die noch ganz Gealach fressen“, warf Kevin ein.
    „Ich kenne eine Höhle, tief in den Highlands, an einem einsamen Ort. Dort kann ich sie bis zum Beltanefest unterbringen. Sie braucht die Zeit, um sich zu regenerieren, und ich werde sie im Auge behalten“, schlug Aidan vor.
    „Bist du sicher, dass das klappt?“ Er las Zweifel in Ambers Blick. Sie fürchtete, Rana könne andere Menschen verletzen.
    „Du vergisst die scharfen Sinne eines Vampirs, denen nichts entgeht.“
    Rana zu beobachten, zählte noch zu den leichteren Aufgaben. Viel schwerer fiel es ihm, sein Verhalten zu kontrollieren und seine Absicht, fortzugehen, vor Amber zu verbergen. Sie ließ sich von seinen Worten beschwichtigen und nickte.
    „Sobald ihr in Gealach Castle in Sicherheit seid, werde ich Rana an diesen Ort bringen.“
    „Ey Alter, und wie sollen wir nach Hause kommen? Unsere Karre hat nen Platten.“
    „Ich bin in wenigen Augenblicken mit meinem Wagen zurück. Bis dahin behaltet ihr Rana im Auge.“ Aidan musste sich beeilen. Nur ungern ließ er die beiden zurück, denn der Dämon hielt sich bestimmt noch in der Nähe auf. Aber wenn sie nach Gealach zurückliefen, konnte er sie womöglich nicht ausreichend beschützen. Ihm blieb keine Wahl. „Du musst auf Amber aufpassen. Sie ist erschöpft. Lass Rana nicht aus den Augen. Außerdem treibt sich ein Dämon hier rum. Kann ich mich auf dich verlassen?“
    „Logo. Ich passe schon auf Amber auf.“
    „Okay, dann hole ich jetzt den Wagen.“ Mit einem unguten Gefühl schloss er die Augen. Kaum hatte Aidan ans Translozieren gedacht, war er auch schon im Dunkel der Nacht verschwunden, bis er vor dem Haupteingang von Gealach Castle stand. Er lief hinein, schnappte sich den Autoschlüssel seines Rovers und binnen weiterer Sekunden befand er sich bereits auf der Fahrt zum Glen, zu Amber und Kevin.
-16-
    A ls Aidan fort war, begann Amber zu zittern. Wie ein Löwe hatte er sie gegen Sally verteidigt. Ohne ihn hätten sie und Kevin es nicht geschafft. Amber war von Aidans geschmeidigen Bewegungen fasziniert, die er als Vampir in vollendeter Perfektion beherrschte. Revenants Warrior, Krieger der Finsternis, stark und unsterblich. Bei dieser Vorstellung musste Amber gegen einen Kloß im Hals anschlucken. Sie musste mit seiner neuen Persönlichkeit zurechtkommen, weil sie ihn liebte, wie sie noch nie jemanden zuvor geliebt hatte.
    Amber war froh, Kevin an ihrer Seite zu haben. Sie hockten auf einem Findling und starrten zu Sally, die stöhnend und mit Schaum vor dem Mund auf dem Boden lag. Die Schürfwunden an ihren Armen begannen bereits, zu verblassen. Es erstaunte Amber, wie schnell sich der Körper der Werwölfin erholte.
    Die Erinnerungen an ihre Begegnungen mit Sally holten sie wieder ein.
    „Woran denkst du?“, riss ihr Bruder sie aus den Grübeleien.
    „An meine erste Begegnung mit Sally. Sie war so sensibel und zerbrechlich ...“ Amber blickte in die Ferne, als liefen dort Vergangenheit und Zukunft wie ein Film vor ihren Augen ab.
    „Vergiss es. Du kannst eh nix ändern. Ich glaube eher, du denkst dabei an Aidan, stimmt’s? Weil er sie vorhin fast umgebracht hat.“
    Kevins Offenheit war der Spiegel ihrer Empfindungen, in den sie lieber nicht gesehen hätte.
    „Ja, ich fürchte mich vor dem, was ich vorhin gesehen habe, vor der Zukunft, davor ...“ Amber schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte auf.
    „Davor, dass du damit nicht klarkommen kannst?“ Kevins Stimme klang rau, weil er bewegt war.
    „Ja, auch das. Aidan ist nicht mehr der Mann, den ich kennen und lieben gelernt habe. Er ist mir so fremd geworden“, flüsterte Amber und wischte sich eine Träne aus dem

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