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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Augen flackerte pure Mordlust. Aidan hieb ihr auf die Schnauze. Rana heulte auf und ließ los, aber nur, um einen erneuten Angriff auf Amber zu starten. Ambers Augen weiteten sich vor Entsetzen, als der graue Körper auf sie zuflog. Aidan setzte der Werwölfin nach und fasste ihre Rute. Rana versuchte, sich loszureißen, aber Stück für Stück zog er sie an sich heran. Die Werwölfin drehte sich um und schnappte nach ihm, aber Aidan wehrte sie mit der Faust erfolgreich ab. Geifer tropfte aus ihrem Maul.
    Die Werwölfin stellt sich gegen einen Warrior! Töte sie, forderte Revenants Stimme. Aidan zögerte, dann packte er die jaulende Rana im Nacken. Alles, was er in diesem Moment fühlte, war Rache. In ihm war der dunkle Krieger erwacht.
    Töte sie, Warrior. Sie hat dich angefallen. Töte sie. Töte sie, forderte Revenant.
    Ein tiefes Grollen drang aus seiner Kehle. Während seine Reißzähne aus dem Oberkiefer wuchsen, umspannten seine Hände ihre Kehle. Ranas Zunge hing aus dem Maul, die Werwölfin röchelte. Aidan verspürte Genugtuung, als er den zuckenden Körper betrachtete. Er würde sie töten, hier und jetzt. Aber in Ranas Augen lag eine Hilflosigkeit und Verzweiflung, die ihn berührte. Er konnte seine Hände nicht lösen. Rana gab den Kampf auf, ihre Glieder hingen schlaff herab.
    Töte mich, Warrior und bereite meinem verdammten Dasein ein Ende, flehte ihr Geist, während ihr Körper sich zurückverwandelte. Rosig schimmerte ihre Haut durch das graue Fell.
    „Aidan, nein!“
    Er hörte Ambers Stimme wie aus weiter Ferne. Aber seine Hände umklammerten weiter erbarmungslos das Opfer. Schwankend lief Amber auf ihn zu und riss an seinem Arm.
    „Mein Gott, du bringst sie noch um. Verdammt noch mal, Aidan, hör auf damit. Du bist nicht wie die! Lass sie los“, flehte sie ihn an und krallte ihre Finger in seinen Oberarm.
    Aber das war für ihn nicht mehr, als würde ein Vögelchen mit seinen Flügeln nach ihm schlagen. Als sich ihre Blicke begegneten, erkannte er in ihren Augen Entsetzen. Dennoch schaffte er es nicht, die Hände zu lösen, als würde ihm sein Körper nicht gehören.
    „Bitte, Aidan, töte sie nicht.“ Tränen schimmerten in Ambers Augen. Ihre Hände lagen zitternd auf seinen Armen. „Bitte.“
    Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und rollte über ihre Wange. Wärme strömte aus ihren Händen und durchflutete seinen Körper, was ihn zur Besinnung kommen ließ. Sein Griff lockerte sich, und Ranas Kopf glitt zur Seite. Er blickte auf die Werwölfin hinab und wurde von Entsetzen gepackt. Aidan fürchtete sich vor seiner dunklen Seite, die er kaum kontrollieren konnte. Wenn Amber nicht gewesen wäre, hätte er Rana umgebracht. Seine Hand zitterte, als er ihr mit dem Daumen die Träne fortwischte. Er spürte, wie sie leicht unter der Berührung zusammenzuckte und sich versteifte. Das erschütterte ihn mehr alles andere. Ihre weit aufgerissenen Augen verrieten, wie sehr er sie erschreckt hatte. Er wusste nicht, wie er es ertragen sollte, sie zu verlieren. Doch je weiter die Zeit fortschritt, desto mehr entfremdeten sie sich. Entfremdete er sich.
    „Danke“, flüsterte sie und drückte seine Hand, wie sie es bei einem guten Bekannten auch tat.
    Zwischen ihnen war wieder diese unsichtbare Mauer, von der er nicht wusste, wie er sie einreißen konnte.
    „Es tut mir leid, ich wollte nicht ...“, begann er, aber Amber legte ihm ihren Zeigefinger auf den Mund.
    „Nicht hier.“ Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf Kevin. „Was machen wir jetzt mit Sally? Wir können sie doch hier nicht einfach so liegen lassen.“ Amber drehte sich zu dem schlotternden Bündel um. Mitleid erfasste sie mit der Kreatur, die sie eben noch töten wollte und nun in einem erbarmungswürdigen Zustand zu ihren Füßen lag. Kevin war neben sie getreten und blickte schweigend auf Sally hinab. Der Anblick ging ihm sehr nahe, er war kalkweiß im Gesicht. Amber klopfte ihm beruhigend auf die Schulter.
    „Wir können nichts für sie tun. Es dauert zwar eine Zeit, aber sie wird regenerieren.“ Aidan besah sich seine tiefe Bisswunde, die Sally hinterlassen hatte.
    „Nein, ich überlasse sie hier nicht einfach ihrem Schicksal. Sie könnte Tieren zum Opfer fallen.“
    Aidan umfasste Ambers Schultern und sah sie an. „Sie ist nicht mehr die Sally, die du kanntest, sondern Rana, die Werwölfin, die dich eben noch als Mahlzeit verspeist hätte.“
    Aidan wusste, wie sehr es Amber widerstrebte, eine Kreatur verletzt

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