Mond der verlorenen Seelen
Amber, die Geister auf ihre Seite zu ziehen, aber ihre Worte blieben ungehört. Sie wagte nicht, ihren Bruder anzusehen, um ihre Angst und Zweifel nicht zu verraten.
„Der Seelensammler zieht hier durch, auf der Suche nach verlorenen Seelen. Und ihr seid die Ersten!“ Sally brach in ein irres Gelächter aus.
Kevin zupfte Amber am Ärmel. „Was meint sie damit?“
Sie erinnerte sich an ihr Gespräch von neulich. Der alte Druide hatte ihr die Dämonenarten erläutert. Hermits Stimme klang noch immer in ihrem Kopf, als stünde er neben ihr. „Der Seelensammler ist ein mächtiger Dämon, der sich nicht davor scheut, einen Körper zu besetzen und ihn für seine Zwecke zu missbrauchen. “
„Aber wie kommt er in unsere Welt?“, hatte sie gefragt.
„Wenn das Schattentor geschlossen ist, kann er mithilfe der Magie beschworen werden. Durch einen schwarzen Magier. “
„Könnte das auch eine Hexe?“, hakte Amber nach, die in diesem Moment an Cecilia dachte.
„Ja, auch eine Hexe “, antwortete Hermit und sah sie nachdenklich an.
„Mensch, Amber, was ist denn nun dieser Seelensammler?“, unterbrach Kevin ihre Gedanken.
„Ein besonders mächtiger Dämon.“
„Wenn das stimmt, stecken wir gewaltig in der Scheiße.“ Kevin stieß geräuschvoll die Luft aus.
„So ist es. Wir können nur auf Aidan hoffen.“ Sie griff nach Kevins Hand und drückte sie.
„Da könnt ihr lange hoffen. Niemand kommt diesem Dämon ins Gehege, auch kein Vampir!“
Sallys Stimme klang verzerrt, dann jaulte sie auf. Ein eisiger Schauder lief Ambers Rücken hinab. Noch gab sie nicht auf. Aidan würde kommen, davon war sie überzeugt. Sie musste Sally weiter ablenken.
„Wie konnten die Dämonen in unsere Welt gelangen, obwohl das Schattentor von mir geschlossen wurde?“
„Rituale. Beschwörungen. Verstehst du?“ Die Werwölfin hob den Kopf und schnupperte.
„Deine Antwort ist nicht sehr originell, Sally. Dass Dämonen mithilfe von Ritualen und Formeln herbeigerufen werden, weiß jedes Kind. Aber warum verfolgen sie gerade mich?“
Sally grinste geheimnisvoll. „Das kannst nur du selbst beantworten, denn es ist in dir.“
Mit allen möglichen Antworten hatte sie gerechnet, aber nicht mit dieser. Das war doch absurd. „Was willst du damit sagen?“, bohrte Amber nach. Es konnte nur etwas mit Revenant zu tun haben. Amber wurde unter dem bohrenden Blick der Werwölfin mulmig zumute. Sie war durch ihre Worte seltsam berührt. „Was soll das denn jetzt? Was meint die damit, Amber?“
Sally begann, erneut zu kichern, und hob an, etwas zu sagen, doch plötzlich verstummte sie und zuckte zusammen. Dann kroch sie auf allen vieren seitwärts, reckte den Hals und flüsterte: „Er ist hier.“ Aus weit aufgerissenen Augen blickte Sally um sich und begann, zu zittern. Jeder Muskel ihres Körpers spannte sich an, stets bereit, die Flucht zu ergreifen.
Amber fragte sich, weshalb sie selbst die Anwesenheit des Dämons nicht spürte. Bislang hatte ihr innerer Sinn sie niemals im Stich gelassen. Dass er jetzt versagte, erleichterte ihr nicht gerade die Situation. Verdammt, wo blieb Aidan? Sie musste ihn vor dem Dämon warnen. Aber wie, wenn ihn ihre Gedanken nicht erreichten? Oder kehrte er deshalb nicht zurück?
Scharrgeräusche ließen Amber herumwirbeln. Auch Kevin vollführte eine 360-Grad-Drehung. Beide starrten in die Dunkelheit. Ambers Mund war vor Nervosität ausgetrocknet. Sie schluckte ein paar Mal. Das Scharren verstummte. „Aidan“, flüsterte Amber und schloss die Augen.
„Mist, die ist weg!“ Kevin zog grob an ihrem Arm.
Amber schlug die Augen auf. Sally hatte sich aus dem Staub gemacht. Bestimmt wegen des Dämons, der nun ganz in ihrer Nähe war. Erst jetzt spürte sie seine dunkle Aura und die Kälte, die ihm vorauseilte. Sie packte Kevin am Arm und zog ihn mit sich.
„Wir können hier nicht länger warten. Ich fühle den Dämon. Vielleicht haben wir eine Chance, wenn wir zu einem der Höfe laufen.“
„Durch den ganzen Glen? Ohne mich. Ich warte hier auf Aidan und verstecke mich da hinten in einer der Höhlen.“
„Sei nicht dämlich. Da bist du nicht sicher. Also los, komm schon.“
Kevin blieb wie angewurzelt stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du kannst mich nicht umstimmen, ich vertraue Aidan. Er wird kommen und deshalb bleibe ich hier.“
„Und was, wenn Sally recht hat und Aidan nicht kommt? Niemals wird der Dämon meine Seele kriegen. Los jetzt.“
Sie fuhren zusammen, als das
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