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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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quälende Stimme in sich ersticken könnte, die nach seiner Liebe schrie.
    „Ich könnte es mir nie verzeihen, dich zu verletzen, aber ich kann nicht dafür garantieren.“
    Amber schluckte gegen den Kloß in ihrem Hals an. In ihrem Inneren tobte ein Sturm der Gefühle. Es brach ihr das Herz, ihn gehen zu lassen, und doch riet ihr der Verstand, es zu tun.
    „Leb wohl, Amber. Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt.“
    Ehe sie antworten konnte, verschwand er.
    Amber sackte weinend auf die Knie und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Alles hatte sie verloren, die Menschen, die sie liebte und die Geborgenheit. Sie wusste nicht, wie sie ohne Aidan weiterleben sollte. Auf dem Boden kauernd, jammerte sie um ihre Liebe und ihr verfluchtes Leben.

-22-
    A mber hatte kaum geschlafen, weil sie immerzu an Aidan denken musste. Sie fühlte sich zerschlagen und mutlos. Von einer unbeschreiblichen Leere erfüllt, verbot sie sich, an ihn zu denken. Überall spürte sie seine Gegenwart, obwohl sie ihn nicht sah. Aber sie konnte einfach nicht mehr mit ihm zusammen sein, nicht nach all dem, was er Beth und Kevin zugefügt hatte.
    Die Sorge um Kevin stand jetzt im Mittelpunkt. Er war noch immer nicht aus der Bewusstlosigkeit aufgewacht. Das stimmte auch die Ärzte bedenklich. Mom, die ständig in seiner Nähe blieb, hatte versprochen, sofort anzurufen, wenn er aufwachte. Das Warten begann. Die Stunden wollten nicht vergehen. Die Ungewissheit zermürbte Amber. Am liebsten wäre sie wieder zurück ins Krankenhaus gefahren, aber Tante Georgia hielt sie mit bedeutungsvollem Blick zurück. Heute früh am Telefon war Mom kurz angebunden gewesen. Sie wollte Amber nicht an ihrer Seite. Mom ahnte nicht, wie ausgeschlossen sie sich dadurch fühlte. Aber sie war ja nur Kevins Halbschwester.
    Jetzt saßen Tante Georgia und sie schweigend im Wohnzimmer und warteten auf Moms Anruf. Immer wieder sah Amber abwechselnd zur Uhr und zum Telefon. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Selbstvorwürfe und Schuldgefühle plagten sie. Nach einer Weile hielt Amber das Warten nicht mehr aus. Sie sprang aus dem Sessel und sah zu Tante Georgia hinüber, die in einem Buch las. Wie konnte sie so ruhig bleiben?
    „Bei der ganzen Warterei werde ich noch verrückt. Ich muss mich ablenken. Macht es dir was aus, wenn ich kurz Hermit besuche? Aber ich kann hier nicht länger sitzen und Löcher in die Luft starren. Wenn was ist, kannst du mich auf dem Handy erreichen.“
    Tante Georgia klappte das Buch zu und steckte einen Finger zwischen die Seiten. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, nach allem, was passiert ist.“
    „Wenn ich mich nicht ablenke, drehe ich durch.“
    Tante Georgia taxierte sie. „Und ich kann dich nicht umstimmen?“
    „Nein“, antwortete Amber und eilte zur Tür.
    Als sie die erreichte, hielt die Tante sie mit einer Frage zurück. „Wo ist eigentlich dein Freund Aidan geblieben? Ich habe ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen. Deine Mom hat mir zwar erzählt, dass er ein Langschläfer ist, aber muss er sich nicht um die Brennerei kümmern?“
    „Er ist für ein paar Tage verreist.“
    Wenn sie der Tante von ihrer Trennung erzählt hätte, wären unzählige Fragen auf sie eingestürzt. Das hätte ihr noch gefehlt. Sie fühlte sich elend genug.
    „Hm.“ Tante Georgias Brauen schnellten nach oben. „Er sieht ja blendend aus, aber da ist etwas um ihn, was ich nicht beschreiben kann, etwas Düsteres. Deine Mom erzählte mir, sein Vater wäre einer von diesen spinnerten Druiden mit einem Orden, der auch vor Blutritualen nicht zurückgeschreckt ist. Eine grauenvolle Vorstellung. Hat er da etwa auch mitgemacht?“
    „Nein, er konnte dem nichts abgewinnen.“
    Amber drückte die Klinke hinunter und flutschte in den Flur. Aber Tante Georgia ließ nicht locker und rief ihr hinterher.
    „Ich kann nur hoffen, dass er dich nicht angelogen hat!“
    Amber blieb stehen und drehte sich noch einmal um. „Wie meinst du das?“
    „Ich glaube, er ist nicht offen. Irgendwas ist hier faul. Gestern Abend, bevor das mit Kevin passierte, liefen unten im Park Gestalten in schwarzen Kutten rum. Dann sind die plötzlich spurlos verschwunden. Vielleicht war er dabei? Ich habe mich schon gefragt, wo Aidan eigentlich die ganze Zeit gewesen ist. Schließlich hätte auch er sich an der Suche nach Kevin beteiligen können.“
    „Er hatte in der Brennerei zu tun.“
    Eine bessere Ausrede fiel Amber nicht ein. Sie wagte nicht, Tante Georgia

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