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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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attraktiv, aber Amber war jetzt ganz und gar nicht nach Flirten zumute. „Das liegt wohl eher am Schock.“
    „Ich bringe dich am besten zu einem Arzt.“
    „Nein! Nein.“ Abwehrend hob sie den Arm.
    „Aber ..."
    „Nein, es geht schon wieder. Ehrlich. Mir ist nichts weiter passiert.“ Mit Mühe straffte sie die Schultern und drückte den Rücken durch. Sie fühlte sich schwach und erschöpft.
    „Du bist allein? Wo ist denn dein Freund, der Vampir?“
    Samuel hätte Aidan nicht erwähnen dürfen. „Er hat mich verlassen“, antwortete sie leise. Schluchzend sank sie an Samuels Brust. Sie brauchte eine Schulter, um sich auszuweinen. Und Samuel war hier.
    „Aber weshalb?“
    „Du hattest recht. Er hat meine Freundin Beth getötet und meinen Bruder verletzt.“
    „Ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen würde. Er ist ein Vampir und das wird sich niemals ändern. Jede Nacht wird er auf die Jagd gehen, um seinen Durst zu stillen. Er nimmt auf niemanden Rücksicht. Auch wenn er sich noch so sehr dagegen wehrt, er muss, weil diese Gier in ihm so stark wird, dass er glaubt, seine Eingeweide würden zerfressen werden.“
    Er erschien ihr in diesem Augenblick genauso fremd und unnahbar wie Aidan.
    „Das sagt mir mein Verstand, aber ich liebe ihn noch immer.“
    Samuel hielt sie von sich. „Wie kannst du ihn lieben? Nach allem, was er dir und den anderen angetan hat?“
    „Ich kann meine Gefühle nicht ausschalten. Ich liebe ihn, obwohl ich ihn gleichzeitig verabscheue.“
    Plötzlich lachte er. „Ich verstehe. Es ist genau das, was dich magisch anzieht, das Widersprüchliche. Die Kombination von Liebe und Abscheu, Begehren und Hass.“
    Der Ausdruck in Samuels Augen hatte etwas Bezwingendes. Dennoch musste sie gestehen, dass er haargenau den Zwiespalt ihrer Gefühle erkannt hatte. Weil er ähnlich empfand? Ihr wurde heiß unter seinem intensiven Blick. Er fasste sie enger um die Taille und zog sie an sich. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. In seinem Lächeln lag etwas Selbstgefälliges, das ihr missfiel, doch ihr Körper war mit einem Mal wie gelähmt. Seine Pupillen vergrößerten sich schlagartig, und sie tauchte in deren Schwärze ein. Alle Anspannung fiel von ihr ab, selbst das Zittern endete. Stattdessen durchflutete Wärme ihren Körper und hinterließ eine angenehme Schwere. Kein Wort drang über Samuels Lippen. Sie starrte ihn an, ohne zu zwinkern, bis ihre Augen zu brennen begannen. Sein Begehren löste in ihr Schwäche aus.
    „Folge mir, Amber. Du gehörst zu mir.“ Sein Atem hinterließ ein Kitzeln auf ihren Lippen. Sie wollte mit der Zunge drüberlecken, aber die gehorchte ihr nicht. „Wehre dich nicht, mich zu begleiten.“ Sein Flüstern hallte in ihrem Kopf unzählige Male nach. Langsam senkte sich Samuels Gesicht zu ihr herab, um sie zu küssen. „Komm mit mir“, hörte sie ihn an ihren Lippen flüstern.
    Der Klang seiner Stimme war samtig und lockend. Dann senkten sich seine weichen Lippen auf ihre. Alles in ihr sehnte sich nach Aidans Kuss, die vertraute Geborgenheit zu spüren, die sie in seinen Armen umfing. Sie schloss die Augen und sah sein Gesicht, seine von Schmerz gezeichnete Miene, als sie sich getrennt hatten. Das brachte sie zur Besinnung.
    Was tat sie hier eigentlich? Sie wollte geküsst werden, aber nicht von Samuel. Und was redete er, sie solle mit ihm kommen? Ambers Lider schnellten nach oben. „Nein, nein“, stammelte sie.
    Amber taumelte rückwärts und prallte mit dem Rücken gegen ihren Mini. Benommen legte sie die Hände gegen ihre Schläfen. Das Zittern kehrte zurück und ließ ihre Zähne aufeinanderschlagen.
    „Amber, was hast du?“, hörte sie Samuels Stimme wie durch Watte.
    „Nein!“
    Als sie die Augen wieder aufschlug, stand er plötzlich auf der anderen Seite des Wagens. Amber hasste es, die Kontrolle über sich zu verlieren.
    „Eben noch hast du noch dort gestanden.“ Sie streckte den Finger aus und zeigte vor sich.
    „Nein, Amber, bestimmt nicht. Du irrst dich. Du stehst unter Schock.“
    „Das mag sein, aber ich bin nicht geistig verwirrt und weiß, was ich gesehen habe.“
    Was sie am meisten irritierte, war nicht die Tatsache, dass er sich anscheinend lustig über sie machte, sondern dass er vor fünf Minuten dort nicht gestanden hatte. Bei allem, was sie sehen konnte, ob Erinnerungen, Zukunft und Elementargeister, verschmolzen Realität und Illusion. Geschah das auch im Schock?
    „Ich komme nicht mit dir, egal wohin“,

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