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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Meyer
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Tagen hatte sie bereits die aufgeschichteten Reiserhaufen für das Beltanefest rund um Gealach gesehen. Die warme Ausstrahlung, die Feuer früher für sie besessen hatte, besaß jetzt etwas Gefährliches, Furchterregendes.
    Immer wieder sah sie auf die Uhr, weil sie Samuel erwartete.
    Sie schrak zusammen, als das Telefon klingelte. Amber befürchtete, er könnte sein Versprechen nicht einhalten.
    „Hallo?“
    Das Stöhnen am anderen Ende der Leitung jagte ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
    „Hallo? Wer ist denn da?“ Als sie keine Antwort erhielt, war Amber versucht, aufzulegen.
    „Bald bist du mit ihm vereint“, flüsterte eine Stimme, von der sie nicht sagen konnte, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte.
    Dann war es totenstill. Ambers Hand mit dem Telefon begann, zu zittern. Schweiß trat auf ihre Stirn. Sie schluckte gegen den dicken Kloß in ihrem Hals an. Mit einem Knall fiel der Hörer auf den Boden.
    „Ganz ruhig, Amber. Da hat sich nur einer einen blöden Scherz erlaubt“, versuchte sie, sich zu beruhigen.
    Aber ihre Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Der plötzliche Zweifel an ihrem Vorhaben saß in ihr wie ein Widerhaken. Die Vorwürfe Hermits klangen noch in ihren Ohren, sie besäße noch nicht die Reife der Druidin. Welche Alternative bot sich? Das Ergebnis war niederschmetternd. Sie würde sich ewig vorwerfen, nicht den Versuch unternommen zu haben, Aidan der dunklen Welt zu entreißen.
    Wo blieb Samuel? Sie brauchte seinen Rat.
    Motorgeräusche näherten sich. Endlich kam Samuel auf dem Motorrad, brauste die Auffahrt entlang und hielt vor dem Haupteingang. Amber klopfte an die Scheibe. Er hob den Kopf, und sie winkte ihm zu. Die Zweifel beschlichen sie erneut, das Richtige zu tun. Um Aidan zu retten, war sie zu allem bereit. Feste Schritte erklangen auf der Treppe. Dann füllte Samuel den Türrahmen aus, auf seinen Lippen ein Lächeln.
    „Endlich“, sagte sie. Schon brach es aus ihr heraus. „Ich brauche deine Hilfe, denn ich muss heute in die Schattenwelt.“
    Er lehnte sich lässig an den Rahmen und taxierte sie. Plötzlich spürte sie Kälte, die von ihm ausging und sie einhüllte. Ihr Herz begann, vor Furcht zu galoppieren. In seinen Augen lag ein gefährliches Glitzern.
    „Darauf habe ich schon lange gewartet. Du gehörst zu mir.“
    Mit weit ausholenden Schritten kam er auf sie zu, wie ein Raubtier, das seine Beute greifen wollte. Amber wich zur Seite, aber er hatte bereits ihren Arm gepackt und zog sie an sich.
    „Samuel, was soll das? Lass mich los. Du tust mir weh.“
    Sie versuchte sich vergeblich, seinem Griff zu entwinden. Eisern umspannte er mit einer Hand ihren Arm. Mit der anderen fuhr er zärtlich über ihr Gesicht. Das gefährliche Glitzern in seinen Augen verschwand, sein Blick wurde milder, sanft.
    „Ach, Amber, wehr dich nicht. Er ist stärker als wir.“ Er zog mit dem Finger die Konturen ihrer Lippen nach, was ein Prickeln auf ihrer Haut hinterließ.
    Kaum hatte sie sich an den sanften Ausdruck in seinen Augen gewöhnt, wich er wieder dem eiskalten, unberechenbaren. Es schien, als wechselte er im Handumdrehen seine Persönlichkeit. Sein Griff wurde wieder fester.
    „Wie einfältig doch dieser Geist Samuels ist. Es ist so leicht, ihn zu verdrängen.“
    Er lachte auf. In diesem Augenblick wurde Amber bewusst, wen sie vor sich hatte und erstarrte.
    „Revenant!“
    Es war ihm gelungen, mit seinem Geist in Samuels Körper einzudringen. Und sie hatte ihn auch noch herbeigerufen. Hatte Samuel nicht von Schwarzer Magie und Ritualen gesprochen? Ihr schauderte beim bloßen Gedanken, dass es möglich war, eine dämonische Seele in sich zu tragen.
    „Ja“, flüsterte er.
    Seine Lippen näherten sich ihrem Gesicht, während er ihren Körper an sich presste. Amber machte sich in seinen Armen steif und versuchte, der Berührung auszuweichen. Sie hatte sich nicht nur von den Dämonen, sondern auch von Revenant täuschen lassen. Weil sie nur auf ihre Kräfte vertraut hatte, würde sie jetzt dafür bezahlen.
    Sein Mund streifte ihre Wange. Ihre Haut glühte darunter, als hätte er sie verbrannt. Eine Flut von Bildern stürmte auf sie ein, von nackten Frauenleichen mit blutigen Kehlen. Angewidert senkte sie den Blick. Jetzt wusste sie, weshalb er den direkten Hautkontakt zu ihr vermieden hatte. Weil sie seine Erinnerungen gesehen hätte.
    „Du hast Beth und all die Frauen umgebracht und hast Samuels Körper dazu benutzt, dich ihnen zu nähern ...“ Ihr wurde

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