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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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frei. Statt dessen waren die Eingänge ganz plötzlich mit Felsen und Türen von innen verschlossen. Die Kobolde hatten sich für den Kampf entschieden.
    Cheiron ließ den Kopf hängen. Wie sehr hatte er gehofft, daß es nicht dazu kommen würde! Nicht, daß der Trupp unfähig gewesen wäre, den Berg zu zerstören, aber es erhöhte das Risiko für die Gefangenen enorm. Vielleicht rechnete der Koboldhäuptling damit, daß die Flügelungeheuer eben deswegen nicht allzu brutal angreifen würden.
    Nun, jetzt konnte man nichts mehr daran ändern. Sie mußten zur ersten Stufe der Schlacht um den Koboldberg übergehen. Das Unheimliche an der ganzen Angelegenheit war, daß er einfach nicht wußte, warum die Kobolde sein Fohlen entführt hatten. Auf welche Mittel meinten sie, sich stützen zu können, um die Sache aufgehen zu lassen? Sie mußten doch gewußt haben, daß es so weit kommen würde. Durch diesen unbekannten Faktor geriet Cheirons ganze Zuversicht ins Wanken.

10
JENNYS JONGLIERPROBLEM
    Jenny folgte Che mit Sammy auf dem Arm in den Koboldberg hinunter. Das tat sie, weil es ihrer Meinung nach notwendig war, aber zweifellos hatte sie auch Angst dabei. Sie war eigentlich in Wald und Hain zu Hause und haßte die bedrohliche Tiefe der Höhlen. Der Berg glich einem riesigen Ameisenhaufen mit weit verzweigten Gängen, die alle immer tiefer nach unten führten. An jeder Abzweigung hielt ein Kobold Wache und starrte sie finster mit seinem Speer an, als hätte er nicht übel Lust, ein Loch in sie zu bohren, um zu sehen, wie sehr es wehtun würde, bevor das Blut hervorquoll. Ihr stockte der Atem.
    Aber wie hätte sie den armen Che hier allein lassen können? Sie kannte das Fohlen erst knapp zwei Tage, aber soviel wußte sie: Es haßte Gefangenschaft und würde sich schrecklich quälen, wenn es niemanden zu seinem Schutz gab. Sie mußte einfach bei ihm bleiben, um ihm etwas vorzusingen und ihn zu trösten, wenn sein Blick wild wurde. Es gab keine andere Möglichkeit.
    Die Kobolde trugen verrußte, tropfende Fackeln, deren widerspenstige Flammen eher Qualm als Licht zu produzieren schienen. Der dichte Rauch quoll an der Decke entlang und suchte blind nach einem Ausgang. Jenny konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte.
    Als sie schon das Gefühl hatte, daß es unmöglich noch tiefer gehen konnte, schob man sie grob in einen leeren Raum. Die Tür schlug hinter ihnen zu. Sie waren allein.
    Wenigstens gab es Licht. Einer der Kobolde hatte seine Fackel in eine Wandspalte geschoben. Sonst wäre es stockdunkel um sie herum gewesen, denn es war nicht nur Nacht, es gab auch keine Fenster. In diesem Ameisenbau war die freie Sicht wohl nicht so wichtig für die Bewohner.
    Jenny hätte sich gern vor Furcht in einer Ecke zusammengekauert, aber Ches wegen wollte sie das nicht tun. So stellte sie sich einfach unbesorgt. »Nun, wenigstens haben wir einen Raum für uns«, sagte sie heiser. Sie setzte Sammy auf den Boden. Er rollte sich sofort als orangenes Bündel an der Wand zusammen und verfiel in ein Nickerchen. Wenn er durch die kürzliche Entwicklung beunruhigt sein sollte, ließ er sich jedenfalls nicht dazu herab, es zu zeigen. »Sehen wir mal, was hier so alles zu finden ist.« Sie lief in der Kammer herum, aber eigentlich erwartete sie nichts.
    So überraschte es sie, einen Alkoven mit einem glänzenden Stein zu finden, der als Spiegel diente. Daneben gab es einen Krug mit klarem Wasser, eine Schüssel und einen Schwamm. »Seht nur, das ist eine Waschstube!« rief sie aus. »Wir können uns reinigen und wieder einigermaßen manierlich aussehen!« Sie erwähnte lieber nicht, wie sinnlos es schien, sich in dieser gräßlichen, überdeckten Grube zu waschen.
    Nachdem sie etwas Wasser in die Schüssel gegossen hatte, tunkte sie den Schwamm hinein. »Wie wär’s, wenn du anfingst, Che?« fragte sie. »Ich kann dich auch abreiben, wenn du magst. Dein Fell ist ziemlich schmutzig.«
    »Ja, danke«, sagte er, offensichtlich abgelenkt durch ihre Zuversicht. Es war schwer zu glauben, daß sie sich in einer wirklich schlimmen Lage befanden, wenn jemand in die Alltäglichkeit verfiel, sich zu waschen.
    Sie schrubbte ihn ab, und sein Fell war wirklich schmutzig – aber dafür konnte er nichts. Ihr Zug durch den Urwald und jene Nacht im Dorf der Horde hatte sie mit Schmutzschichten überkrustet. Sie mußte den Schwamm mehrmals ausspülen, und das Wasser im Becken wurde erst braun, dann schwarz, bevor sie fertig war. Sie mußte es sogar in die

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