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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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bewegen oder sprechen, aber er kann dich verstehen, und wenn du etwas verlierst, wird er es finden.«
    »Ich glaube, ich habe mein Selbstvertrauen verloren«, sagte Che mit einem schwachen Lächeln.
    Godiva klopfte wieder an die Tür, die sogleich entriegelt wurde. Die Tür schlug auf, und die beiden traten hinaus in den Gang. Hinter ihnen legten die Kobolde den Riegel wieder vor.
    Godiva führte sie den Gang entlang, und schon bald erreichten sie ein anderes Gemach. Sie öffnete die Tür und bat Jenny herein.
    Dieser Raum war ganz anders als der, den sie verlassen hatten. Boden und Wände waren mit Teppichen bedeckt und die Decke schmückte ein blauer Himmel. Bequeme Stühle standen herum. Es war die Art von Zimmer, die einen Menschen alle Probleme vergessen lassen konnte.
    »Es ist für dich und Che, wenn du wünschst«, erklärte Godiva. »Und wenn du ihn davon überzeugst, meinen Vorschlag zu überdenken.«
    Jenny hatte gehört, wie die Dämonin Metria darum rang, das richtige Wort zu finden. Sie fühlte sich jetzt genauso. Es gab mit Sicherheit ein Wort, das auf diese Situation paßte, aber sie kannte es nicht. Die Koboldin bot ihr etwas Schönes an, das sie wahrscheinlich nie annehmen würde. Aber sie hatte sich bereit erklärt, ihr zuzuhören. »Ich werde zuhören und niemanden außer Che etwas davon erzählen – wenn ich das überhaupt will«, sagte sie. »Das ist alles, was ich versprechen kann.«
    »Das ist genug. Ich möchte, daß Che Gefährte und Streitroß meiner Tochter Gwendolyn wird. Ich weiß, daß er noch nicht alt genug ist, einen Reiter zu tragen, weil seine Knochen nicht ausgewachsen sind. Aber er kann ihr Gefährte sein, bis beide alt genug sind. Das wird einige Jahre dauern. Wie alt bist du, Jenny Elfe?«
    Jenny sah keinen Grund, nicht zu antworten. Sie zeigte dreimal die Hand mit jeweils vier Fingern.
    »Zwölf nach unserer Rechnung. Das ist Gwendolyns Alter. Es ist vielleicht ein glückliches Zusammentreffen, daß du so gut zu ihr paßt. Sie ist ein Kind wie du, wird es aber nicht mehr lange bleiben – mein einziges Kind und die erste Erbin der Führerschaft. Noch nie wurde diese einer Frau übergeben, aber diesmal wird es geschehen, weil Gwendolyn den magischen Stab hat.«
    Jenny konnte sich den Unterschied vorstellen. Sie hatten den erwähnten Stab in Aktion gesehen. »Aber warum braucht sie ein Streitroß, wenn sie den Stab hat?«
    »Sie hinkt. Das ist eines ihrer Probleme. Aber mit einem Roß wird das nie schwierig werden müssen. Sie braucht unbedingt den Zentauren, wenn Gichtig stirbt. Und ich befürchte, das wird früher als gewöhnlich sein. Seine Krankheit schreitet voran, und wenn er nicht länger laufen kann, wird er abgesetzt. Das kann ich nicht verhindern.«
    Es war offensichtlich, daß die Politik der Kobolde so hitzig war wie ihr ganzes Wesen. Sie brauchten einen starken und aktiven Führer. Jenny hatte gelesen, was mit ihren eigenen Leuten geschah, wenn sie zu alt oder untauglich wurden. Gewöhnlicherweise entschieden sie sich dafür, die Gemeinschaft im Wald nicht länger zu belasten.
    »Aber das ist vielleicht das geringere von Gwendolyns Problemen«, fuhr Godiva fort. »Sie ist auch so gut wie blind.«
    Jenny sprang hoch. »Du meinst, so kurzsichtig wie ich? Durch diese Brille kann ich viel besser sehen! Vielleicht – wenn du ihr auch eine solche besorgst…«
    »Das dürfen wir Kobolde nicht. Ihr Leiden darf nicht auf diese Weise gemildert werden. Wenn andere hier im Berg herausfinden, daß ihr Augenlicht getrübt ist, sorgt man dafür, daß sie nur ein kurzes Leben hat. Deshalb müssen wir ihre Schwierigkeiten verstecken. Sie kann nur grobe Umrisse sehen, aber nicht genug, um Gesichter oder Einzelheiten zum Beispiel auf Wandteppichen zu erkennen. Ich habe sie isoliert aufgezogen, damit es keiner merkt. Aber jetzt, da sie fast erwachsen ist, wird es wesentlich schwieriger, denn sie muß mehr an den Aktivitäten des Stamms teilnehmen. Der Zentaur kann ihr auch als Auge dienen und ihr die Dinge sagen, die sie sehen muß.«
    »Aber es gibt doch sicher Kobolde, die ihr helfen könnten!« meinte Jenny, die langsam Mitleid mit dem Koboldmädchen empfand. Zu hinken und dann auch noch fast blind zu sein – wie schrecklich für eine Prinzessin!
    Godiva runzelte die Stirn. »Ich sehe, du verstehst die Natur der Kobolde nicht«, sagte sie.
    »Ich bin ja auch nicht von hier«, gab Jenny zu. »Ihr nennt mich Elfe, aber dort, wo ich herkomme, bin ich einfach nur ein Mädchen. Ich

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