Mond-Elfe
mußten sie andere geflügelte Zentauren finden – und soweit er wußte, gab es keine in Xanth. Bevor Chex auftauchte, hatte er jahrelang danach gesucht. Nur wenn weitere Kreuzungen stattfinden würden, gäbe es noch weitere Exemplare dieser Art. Die Zentauren als Klasse für sich waren viel zu konservativ, um das zuzulassen. Cheiron verdankte seine eigene Existenz dem zufälligen Zusammentreffen eines Zentauren und eines geflügelten Pferds, die beide aus einer Liebesquelle getrunken hatten, ohne es zu wissen. Sie hatten sich unabsichtlich gepaart und blieben gerade lange genug zusammen, um das Überleben ihres Nachkommen zu sichern. Die Pferdeanteile traten in den Hintergrund, während sich die anderen Eigenschaften so stark manifestierten, daß ein geflügelter Zentaur dabei herauskam. Die Stute hatte ihn gesäugt, bis er entwöhnt werden konnte, dann war sie für immer verschwunden. Der Zentaur hatte ihn auf seine Art erzogen, bis das Fohlen seine weitere Ausbildung selbst verfolgen konnte, und war dann gleichfalls verschwunden. So mußte Cheiron noch einsamer leben als ein normaler Weise. Da es ihm nicht gelang, Zentaur und geflügelte Pferde dazu zu verführen, einen Liebestrank mit ihm zu trinken, sah er keine Möglichkeit, andere seiner Art zu schaffen. Chex war einzigartig, denn ihre Eltern hatten kein Liebeselixier getrunken. Aber sie und ihre Mutter wurden auch von den normalen Zentauren gemieden, weil sie Chex geboren hatte.
Wenn es in den vergangenen Jahrhunderten ähnliche Züchtungen gegeben haben sollte – was gut möglich war –, und man die Fohlen im Hirnkorallenteich verborgen hielt, dann wäre das eine Überprüfung wert. Vielleicht könnte damit das Drama, das den Beginn einer Spezies von geflügelten Zentauren bedrohte, verhindert werden.
Cheiron flog weiter. Seine Gedanken drängten das weitere Gespräch zwischen Golem und Kobold in den Hintergrund. Im Augenblick war Ches Rettung vorrangig; den Fortbestand seines Geschlechts zu fördern war eine längerfristige Angelegenheit. Wie wunderbar wäre es doch, einen gangbaren Weg zu finden!
Drago übernahm während der Dunkelheit die Führung. Kopf, Schwanz und die Spitzen seiner Flügel wurden von Feuerfliegen beleuchtet, so daß die anderen ihm mühelos folgen konnten. Er brachte sie zum Fuß des Koboldbergs an der Ostgrenze des Erdelements. Sie landeten sicher im nahegelegenen Wald und mieden den trügerischen Sumpf, in dem die Kredithaie lauerten. Es war ungefähr Mitternacht.
Dann erstatteten Feuerfliegen Bericht: Prinz Dolph, Prinzessin Nada und Electra hatten ihr Lager in der Nähe aufgeschlagen und waren auf dem Weg, sie zu treffen.
Bald sahen Cheiron und Chex die riesige Sphinx undeutlich in der Dunkelheit schimmern. Die Mädchen saßen ab, und Dolph nahm seine menschliche Gestalt wieder an. Überall hörte man freudige Begrüßungen.
Jetzt konnten sie endlich die vollständige Geschichte erfahren. Es existierte tatsächlich ein Abkommen, das erforderlich gewesen war, um Che zu retten. Überraschend war die Rolle der Elfe dabei: Ihr magisches Talent bestand darin, daß jeder, der in Hörweite war und nicht aufpaßte, sich in einem Tagtraum im Bewußtsein der Elfe verfing. Er verlor das Interesse an anderen Dingen, bis dieser Traum unterbrochen wurde oder jemand die Aufmerksamkeit des Lauschenden wieder auf die Wirklichkeit richtete. Es ähnelte ein bißchen dem Hypnokürbis – nur wesentlich angenehmer und weniger zwanghaft. Es war schwieriger, sich absichtlich auf sie einzulassen. Auf diese Weise hatte die Elfe die Kobolde dazu gebracht, so lange zu verharren, bis die Gefangenen entkommen konnten. Somit hatte sie Che zweimal einen Gefallen getan.
»Aber wo ist die Elfe?« fragte Chex.
»Sie begleitete Che«, erklärte Electra. »Sie sagte, er sei ihr Freund, und sie wollte bei ihm bleiben. Also folgte sie ihm zusammen mit Sammy.«
»Mit wem?«
»Mit ihrem Kater.«
»Ach! Ja«, rief Chex. »Er findet Dinge.«
»Das tut er mit Sicherheit!« gab Prinz Dolph zurück. »Er spürte die Gruppe für mich auf, so daß ich sie fortbringen konnte, bevor die Horde sie wieder erwischte. Sonst hätte ich viel zu lange dafür gebraucht, weil dieses Klageweib Metria mich die ganze Zeit angespitzt hat.«
»Was hat sie?« fragte Cheiron.
»Geschnitten, geschliffen, geschärft…«
»Oh, du meinst scharf gemacht…«
»Hundsweib«, unterbrach Chex ihn und stieß mit ihrem Huf gegen seinen Vorderhuf. Ihm wurde klar, daß Dolph noch nicht
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