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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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Godiva sehr ähnlich, die ihre Tochter so umsorgte und dennoch nicht in der Lage war, ihr zu geben, was ihr fehlte.
    Dann drehte sich das Baby um, und Jenny wußte, daß es Gwendolyn war, auch wenn sie hier einen anderen Namen hatte. Gwenny war auf dem Schauplatz erschienen!
    Im Hintergrund tauchte ein Zentaur auf, der nur zuschaute, aber sich nicht einmischte. Auch Che war jetzt hier. In seiner Nähe lag eine orangefarbene Katze und schlief.
    Die Zeit verging im Nu, wie in einem Traum oder in einer Vision, und das Mädchen wuchs heran und sah dem Koboldmädchen sehr ähnlich, aber immer noch war es blind. Doch die Blumen änderten sich für Lilie und nahmen jede ihren eigenen Duft an, und das Mädchen konnte sie erkennen und war ergriffen.
    Der Schauplatz erbebte. Plötzlich fiel er auseinander und löste sich auf, und die drei fanden sich im Raum wieder. Aber die Erschütterung dauerte an und der ganze Berg schien zu dröhnen. »Was ist denn das?« fragte Jenny erschreckt.
    »Ich weiß nicht«, sagte Gwenny. »So etwas ist noch nie vorgekommen. Irgend etwas stimmt hier nicht!«
    Draußen in den Gängen hörte man Geräusche. »Wir sollten fragen, was los ist?« sagte Jenny.
    Sie gingen zur Tür und klopften. Gleich darauf öffnete Gimpel. »Was geht denn hier vor?« fragte Jenny.
    »Die Flügelungeheuer greifen den Berg an«, berichtete er.
    »Mein Vater«, rief Che. »Er ist gekommen!«
    »In der Tat!« bestätigte Gimpel. »Er hat Häuptling Gichtig bis heute nachmittag Zeit gegeben, dich und die Elfe freizulassen, aber wenn Gichtig das nicht tut, werden die Ungeheuer uns belagern. Rokhs schmeißen Felsblöcke auf uns herab. Ihr solltet hier bleiben, die Stollen sind vielleicht nicht mehr sicher.« Er schloß die Tür.
    »Ich hatte dein Volk ganz vergessen!« sagte Jenny. »Natürlich haben sie dich nicht einfach vergessen! Was wollen wir jetzt bloß tun?«
    »Am besten solltet ihr meiner Mutter sagen, daß sie euch gehen läßt«, sagte Gwendy traurig. »Eure Gesellschaft wird mir sehr fehlen, aber deine Mutter wird sich um dich genauso sorgen, Che, wie meine Mutter um mich. Sie werden sicher aufhören, uns anzugreifen, sobald ihr draußen seid.«
    »Klar werden sie das«, pflichtete Che bei. »Aber davon werden wir unsere Entscheidung nicht abhängig machen, das ist ja Zwang. Wir werden uns so entscheiden, wie wir es für richtig halten.« Er sah Jenny an. »Hast du dich inzwischen entschlossen?«
    »Nein.« Jenny schüttelte den Kopf. Sie sah Gwenny an. »Wenn wir deine Mutter jetzt bitten würden, meinst du, sie würde uns wohl ziehen lassen?«
    »Möglich. Aber ich weiß nicht, wie mein Vater darüber denkt. Er weiß nämlich nicht, warum sie euch hierher geholt hat – jedenfalls nicht den wirklichen Grund –, weil er keine Ahnung hat, daß ich schlecht sehe. Er denkt, daß es nur zu meiner Gesellschaft ist. Und er mag es nicht, wenn ihm andere sagen, was er tun soll. Als dann dein Vater kam, Che, und deine Freilassung forderte, hat Gichtig vermutlich – nun, manchmal macht er etwas mit einem Finger, ich weiß nicht genau, was, aber…«
    »Das gehört zur Erwachsenenverschwörung«, erklärte Jenny. »Meiner Meinung nach ist es einfach eine unhöfliche Art, nein zu sagen.« Doch sie vermutete, daß mehr dahintersteckte, denn sie erinnerte sich daran, was auf dem An-den-Keks-Fluß geschehen war.
    »So etwas wird es wohl sein. Ihr könnt also nicht einfach gleich aufbrechen. Es tut mir leid.«
    Jenny wendete sich an Che. »Würde dein Vater wohl den Angriff beenden, wenn du bereit wärst, Gwennys Kamerad zu werden?«
    »Ich fürchte, nein«, sagte Che. »Ich kann nur für mich selbst sprechen und nicht für ihn, aber ich denke, er würde annehmen, daß meine Bereitschaft erzwungen worden und deshalb nicht gültig ist.«
    »Der Angriff wird also weitergehen, was auch immer passiert«, stellte Jenny fest. Merkwürdigerweise fühlte sie sich dadurch beinahe erleichtert, weil ihr das viel von dem Druck der Entscheidung nahm. Sie konnte es sich leisten, zu warten und sich die Zeit zu nehmen, einen Entschluß zu fassen – solange sich dabei doch nichts ändern würde.
    Wieder erbebte der Berg unter einem Felsbrocken. Von der Decke rieselte etwas Sand.
    Jenny wurde sich klar, daß ihre Entscheidung möglicherweise das kleinste ihrer Probleme war. Sie befanden sich mitten in einer Schlacht, und wer konnte wissen, wie diese enden würde?
    »Kommt, wir gehen zurück zu unseren Kissen und singen«, schlug sie

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