Mond-Elfe
Blick.
»Aber es ist gefährlich«, protestierte Gloha.
»Das wissen wir«, riefen Nada und Electra wie aus einem Munde.
»Ich nehme an, du möchtest deinen Bruder sehen«, sagte Dolph zu Nada. Er wußte, daß sie nicht nur seinetwegen mitkommen wollte, obwohl ihn die Aussicht auf ihre Gesellschaft erfreute.
»Das auch«, sagte sie. »Laßt uns gehen.« Plötzlich begriff Dolph, was die beiden taten. Abwechselnd nahmen sie Gefahren auf sich. Wenn eine von ihnen starb, würde die andere ihn heiraten. Das ist ein grausamer Handel, aber er konnte nichts daran aussetzen. Es sei denn, die falsche…?
Die drei näherten sich dem Berg. Die Rokhs waren schon dabei, noch mehr große Geröllblöcke zu suchen, um sie auf den Berg schleudern zu können, und die Dampfdrachen wärmten sich auf. Sie würden die Oberfläche erhitzen und aufweichen, damit die Geröllblöcke schneller nach unten durchschlagen würden. Wären erst einmal die Tunnel freigelegt, würden die Raucher die Kobolde hustend und würgend zum Rückzug zwingen. Die Harpyien könnten Granateneier legen und sie so plazieren, daß sie in die Tunnel hineinrollten. Doch wenn diese Eier Naga treffen sollten – o weh! Ganz besonders, wenn es Nadas Bruder wäre! Schrecklich! Deshalb wollte Nada selbst dabei sein.
Gloha zeigte ihnen den Weg. Nada wechselte in ihre natürliche Gestalt, eine Schlange mit einem Frauenkopf, die für die Tunnel praktischer war. Dolph überlegte einen Augenblick und nahm die gleiche Gestalt an. Er erinnerte sich daran, als sie sich vor sechs Jahren in dieser Gestalt zum ersten Mal begegnet waren. Sie hatten sich verlobt und geküßt und waren mit den Nasen zusammengestoßen, bevor ihnen das gelang. Er hatte damals nicht bemerkt, daß er sich im Augenblick des Kusses in sie verliebt hatte. Natürlich war er sich nicht darüber im klaren gewesen, daß sie fünf Jahre älter war als er, sie schien in seinem Alter zu sein, eher noch etwas jünger. Was waren das damals für Zeiten gewesen!
Sie gingen in den Berg hinein. Ein Kobold erschien und baute sich vor ihm auf. »Wir sind gekommen, um noch einmal zu verhandeln«, rief Gloha. »Das sind Prinz Dolph und Prinzessin Nada.«
Die Kobolde kannten diese Namen. Sie machten Platz. Nach kurzer Zeit hatten sie die Basis erreicht.
Godiva erwartete sie vor dem Zimmer ihrer Tochter. »Was ist dein Anliegen, Prinz Dolph?« fragte sie, als sie ihn erkannte.
»Die Flügelungeheuer werden den Berg noch vor Sonnenaufgang in Schutt und Asche legen«, erwiderte er. »Eure verbündeten Landdrachen werden bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht hier sein, so daß ihr es nicht verhindern könnt. Wir wollen Che und Jenny hier herausholen und diesen Kampf beenden, bevor irgend jemand verletzt wird.«
»Ihr werdet nicht in der Lage sein, den Berg so schnell zu vernichten«, sagte Godiva. »Dafür werden unsere Verbündeten sorgen.« Sie blickte auf Nada. »Du kannst dir das von deinem Bruder bestätigen lassen, wenn du es willst.«
»Das sollte ich vielleicht tun«, sagte Nada.
Godiva schnippte mit den Fingern. Im selben Augenblick glitt Naldo Naga herein. »Nada!« rief er überrascht und erfreut aus.
»Naldo!« schrie sie. Sie glitten aufeinander zu und küßten sich. Dolph wünschte sich, daß sie ihn doch mit der gleichen Freude küssen würde.
»Oh! Ist er nicht wunderhübsch!« flüsterte Gloha Dolph ins Ohr. »Ich habe ihn das letzte Mal nicht in einem so günstigen Licht gesehen.«
Naldo hörte das. Er sah Gloha an, die vor Verlegenheit fast schwarz anlief. »Ich bin so froh, dich wiederzusehen, du liebliches Wesen«, sagte er zärtlich. Glohas Verlegenheit ließ sie eine violette Färbung mit roten, herzförmigen Schnörkeln annehmen.
Nada rollte die Augen. Sie hatte schon früher bemerkt, daß ihr Bruder jede Frau bezaubern konnte. Sie hatte nicht übertrieben. Dolph kannte es, denn auch Nada konnte jeden Mann bezaubern. Und wie gut er das kannte!
»Erzähl ihnen von deinen Vorbereitungen, Naldo«, sagte Godiva.
Naldo nickte. »Schwesterchen, wie du weißt, gefällt uns diese Situation auch nicht, aber wir sind an den Vertrag gebunden und werden unserer Pflicht gewissenhaft nachkommen. Wir haben Knallerbsen, Kirschbomben, Granatäpfel und Puffreis als Vorrat angelegt. Wir werden eine so kleine Schlangengestalt annehmen, daß wir diese Früchte in die Gesteinsritzen von strategisch wichtigen Tunneln bringen können. Sie werden detonieren, sobald ein Eindringling in ihre Nähe kommt, so daß die
Weitere Kostenlose Bücher