Mond-Elfe
sagte Ivy. »Denkt daran, es ist das Reich der Träume. Bleibt einfach auf dem Keksweg, und ihr werdet keine Schwierigkeiten haben. Laßt euch von keinem der Träume dazu verleiten, den Weg zu verlassen.«
»Das werden wir nicht«, versprach Electra. Dann aktivierte Grey die Magie. Der Kürbis schien schwach zu erstrahlen. Die beiden Mädchen traten in das Guckloch.
4
DOLPHS DILEMMA
Als sich Dolph der Region der Luft näherte, sann er nach. Welche Form würde hierfür die beste sein? Im Augenblick hatte er die Gestalt eines jungen Mannes, die er benutzt hatte, um einen Stock aufzunehmen und ein ausreichend großes Loch in das Fliegenpapier zu stoßen, das das Königreich der Fliegen umgab. Aber er zweifelte daran, daß er in dieser Gestalt im Reich der Luft zurechtkommen konnte. Er wußte, daß es alle Arten von Luftbewegungen geben würde, einschließlich starker Stürme. Er konnte zu einer geduckten Schildkröte werden und alles in Sicherheit über sich hinwegblasen lassen, aber es würde Ewigkeiten dauern, um dieses Reich zu erforschen. Auch mußte er es schnell überprüfen, denn wenn sich Che, der Zentaur, hier aufhielt, konnte er sich in ernsthaften Schwierigkeiten befinden – deswegen kam es auf jede Sekunde an. Aber wenn Dolph eine fliegende Form annahm, so lief er Gefahr, vom Wind überall hingeblasen zu werden, nur nicht daran, wo Che sich befand, und das war auch nicht gut. Er erreichte die Grenze. Auf der einen Seite gab es grüne Pflanzen, Dung und verrottendes Zeug, also genau das, was Fliegen so gerne mochten, auf der anderen Seite tobten die Winde.
Er entschied sich dafür, daß eine fliegende Form die beste sei, aber es durfte keine sein, die fortgeblasen werden konnte. So nahm er die Gestalt eines Geistes an. Natürlich war er kein wirklicher Geist, denn er war nicht tot. Er sah nur wie einer aus und bewegte sich auch so; und der Wind konnte ihm nichts anhaben, weil er nicht genug Substanz hatte.
Er trieb über die Grenze. Der Wind versuchte, ihn zu packen und ihn herumzuwirbeln, konnte aber nirgends seinen Griff ansetzen. Da heulte er vor Ärger.
Dies mochte einmal eine hübsche Gegend gewesen sein, aber der Wind hatte die Ackerkrume von der Erde und die Wolken vom Himmel fortgeblasen. Vielleicht hatte er auch die Sterne der Nacht davongeweht. Doch Dolph war nicht hierhergekommen, um das Reich der Luft zu besichtigen, er mußte Che finden, falls dieser hier war, oder aber sicherstellen, daß er sich woanders befand, falls er sich nicht hier aufhalten sollte.
Direkt hinter der Grenze zog er seine Bahnen und nahm Geschwindigkeit auf. Er wollte bis zur Mitte des Luftreichs in Spiralen aufsteigen und sich dabei alles ansehen. Er traute sich nicht, irgendeinen Fleck auszulassen, denn das könnte gerade derjenige sein, wo ein armes, verwundetes Fohlen lag und auf Rettung hoffte. In Wirklichkeit war Che wahrscheinlich nicht allein, denn da er bestimmt entführt worden war, befand er sich jetzt in der Gefangenschaft irgendeiner Kreatur. Diese Kreatur, oder Kreaturen, konnten ihn immer noch hier festhalten, deshalb wäre es am besten, nach einem Haus oder einem Unterstand Ausschau zu halten und alle, die er dabei entdeckte, zu überprüfen.
Als er sich noch einmal der Wucht des Windes aussetzte, trieb er in eine trübselige Gegend. Hier gab es überhaupt keine Vegetation mehr, sondern nur noch Sand, der sich ständig in Windhosen anzog. Wer hier für längere Zeit auf dem Boden hockte, wäre bald mit Sand begraben, deswegen würde kein Fohlenfänger Che hierher verschleppen.
Dann kam Dolph ein anderer unangenehmer Gedanke. Angenommen, jemand war wütend auf Chex oder auf Cheiron und wollte sie quälen? So einer könnte ihr Fohlen stehlen und es hier aussetzen. Sie würden sicherlich darunter leiden! So jemand würde sich nicht darum kümmern, daß das Fohlen in all dem Wind und dem Sand nicht überleben konnte. Gerade das konnte der springende Punkt sein.
Wenn das jedoch der Fall sein sollte, wollte er dann wirklich Che finden? Ein totes Fohlen, begraben unter dem Sand?
Nein, das wäre zu schrecklich! Niemand würde dies dem geflügelten Zentaur antun wollen. Die normalen Zentauren mochten die geflügelten nicht, da sie sehr strikte Vorstellungen von ihren Artmerkmalen hatten. Aber alle Zentauren waren ehrenhafte Wesen und ließen sich dann doch nicht untereinander zu solchen Bösartigkeiten herab. Die anderen Flügelungeheuer würden das sicherlich nicht tun, weil sie alle darauf eingeschworen
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