Mond-Elfe
waren, ihre eigene Art zu schützen. Dolph war in Chex’ Hochzeitszeremonie hineingeplatzt und wußte, wie nachdrücklich der Simurgh ihnen und auch Dolph das nahegebracht hatte. Natürlich waren die Ungeheuer auf dem Land nicht daran gebunden, aber die meisten hatten nicht genügend Verstand, um zusammen auch nur ein Fohlen zu stehlen. Sie würden es einfach verschlingen und es damit bewenden lassen. Wahrscheinlich war dieses Unternehmen besser durchdacht, so daß das Fohlen nicht an einem Ort wie diesem ausgesetzt werden würde.
Kleine Staubteufel tobten zwischen den Wanderdünen, wobei sie von ihren Wirbelwindeltern beobachtet wurden. Es machte ihnen Spaß, den Sand aufzusaugen und herumzuwirbeln. Dies war wie eine riesige Sandkiste für sie. Aber es gab kein Anzeichen von Che oder einem anderen lebenden Wesen. Dolph war es zufrieden.
Dann stob ein Staubteufel in seine Richtung. Dolph ließ sich im Wind abfallen, um ihm auszuweichen, aber der andere drehte bei. Nun luvte er an, doch der Staubteufel folgte auch diesem Manöver. Er war hinter ihm her!
Nun ja, er konnte ihm nichts anhaben. »Waaas wiiiilst duuuu?« rief Dolph in der Art der Geister, wobei er erkannte, daß dies mehr war als nur eine Laune der Natur.
Der wirbelnde Kreisel wich einem anderen Geist. »Du bist also ein Eindringling!« sagte er ohne die typische geisterhafte Verzerrung. »Wer bist du?«
»Ich bin Prinz Dolph vom Volk der Menschen«, antwortete er. »Und wer bist du?«
Der Geist wirbelte und wurde auf geradezu verheerende Weise weiblich. »Aber hallo, ein lebendiger Mann! Das ist ja höchst interessant.«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, warf er ein.
»Ich bin die Dämonendame Metria«, sagte sie. »Ich hatte bereits ein paar begrenzte Geschäfte mit Wesen deiner Güte.«
»Meiner was?« fragte er erstaunt.
»Deiner Freundlichkeit, Rechtschaffenheit, Artigkeit«, sagte sie ärgerlich.
»Oh, du meine Güte, du meinst von meiner Art«, sagte er begreifend.
»Egal. Was machst du hier, Prinz?«
»Ich suche nach Che, dem Zentaurenfohlen, das von Unbekannten entführt wurde.« Dann fiel ihm ein, daß ja auch die Dämonen dafür verantwortlich sein konnten. Vielleicht hatte er schon zuviel verraten!
»Ach so, der«, sagte sie uninteressiert. »Der ist nicht hier.«
»Er ist nicht hier?«
»Nein, die Kobolde haben ihn verschleppt. Ich vermute, daß sie ihn als Nahrung verwenden wollen, um die kleinen Kobolde zu füttern.«
»Als Gulasch für die kleinen Kobolde?« fragte Dolph erschreckt.
»Wozu sollten Kobolde sonst Pferdefleisch haben wollen?«
»Pferdefleisch!« rief er. »Er ist ein geflügelter Zentaur, ein einzigartiges Wesen!«
»Nun ja, du glaubst doch nicht, daß sie ihn wegen seiner Neigung haben wollten?«
»Wegen seiner was?«
»Seinem Hang, Anliegen, seiner Ausrichtung, Begeisterung«, sagte sie beleidigt.
Dolph konzentrierte sich und nach einem Moment kam er drauf: »Seinem Geist?«
»Egal. Was würde sich ein Kobold darum scheren?«
»Nichts«, antwortete er.
»Genau. Also könntest du dich ebensogut auf den Weg machen.«
»Warte eine Sekunde, Dämonendame! Warum sollte ich dir glauben? Vielleicht hast du ja Che entführt und versuchst nun, mich zu verwirren!«
Sie richtete ihre Geisteraugen auf ihn. »Hör mal zu, du Hohlkopf, wenn ich dich verwirren wollte, brauchte ich dazu keine Worte. Das kann ich einfacher erreichen.«
»Tatsächlich? Wie denn?«
»Wie alt bist du, Prinz?«
»Fünfzehn, beinahe sechzehn. Was hat das denn damit zu tun?«
»Ich bin hundertfünfzehn Jahr alt, und ein oder zwei Dekaden mehr. Ich habe irgendwann mit dem Zählen aufgehört. Aber auf mein Alter kommt es überhaupt nicht an, du bist in einem kritischen Alter. Weißt du, wie man den Storch ruft?«
»Nein! Niemand will es mir erzählen! Nicht einmal meine Braut.«
»Deine was?«
»Meine Verlobte, Vertraute, Versprochene, Zukünftige.«
»Oh, du meinst dein zukünftiger Klotz am Bein.«
»Egal. Warum fragst du?«
»Weil es mehr Spaß macht, Unschuldige zu belästigen. Die aus dem menschlichen Volk sind ganz schön langweilige Typen, aber unwissende junge Männer stellen in punkto Amüsement durchaus eine Versuchung dar. Vielleicht behalte ich dich einfach für eine Weile zur Unterhaltung bei mir. Beinahe ein Jahrzehnt ist es her, seitdem ich das letzte Mal mit einem sterblichen Mann herumgespielt habe.«
»Oh? Wer war denn das?«
»Ich habe es vergessen. Ein Oger, glaube ich, er sah nur wie ein Mann aus.
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