Mond-Elfe
»Das auch.«
»Ich verstehe dich nicht!«
»Nun, du bist eben nur menschlich«, sagte sie herablassend. »Und noch schlimmer, du bist nur männlich.«
»Weißt du, ich werde dich einfach ignorieren und mit meiner Suche fortfahren.«
»Dann mal viel Glück, mein Stumpfer.«
»Was?«
»Mein Spitzer, Rechter, Schräger, Schiefer… nein, warte. Ich meine langweilig, unwissend, langsam, plump, dumpf…«
»Dumm?«
»Danke.« Sie flog heran und küßte ihn auf die Stirn. »Mein Dummkopf.«
Irgendwie war Dolph nicht ganz zufrieden. Aber er erkannte, daß es sinnlos war, weiter mit ihr zu sprechen. Deshalb nahm er seine Suche nach Che wieder auf.
Bald hatte er seine Runden in der Region der Luft beendet, ohne etwas gefunden zu haben. Nun näherte er sich der Region der Erde und trieb über die Grenze zwischen den beiden.
Diese Gegend war ebenso eine Naturgewalt, wenn auch auf andere Art und Weise. Die Luft klärte sich, und der Sandsturm ließ nach, aber nun befand sich der Boden in Bewegung. Er zitterte und bebte, und manchmal rüttelte er sogar stark. Im Norden spuckte ein riesiger Vulkan rote Flüssigkeit aus.
»Das ist kochende Lava«, sagte die Dämonendame neben ihm. »Ich glaube nicht, daß du darauf deinen Fuß setzen möchtest.«
»Es wird die Füße eines Geistes nicht verletzen.«
»Aber die heißen Gase könnten dich auflösen.«
Dolph dachte, daß sie ihn einfach ärgern wollte, war sich aber nicht ganz sicher. Er hatte noch niemals seine Geistform – oder irgendeine andere Form – in vulkanischem Gas erprobt. Deshalb steuerte er weit an dem garstigen Berg vorbei. Hier konnte er in die Ferne sehen, denn die Luft war klarer. So konnte er sich schneller bewegen, ohne etwas Wichtiges zu übersehen.
Während er flog, dachte er nach. War es möglich, daß die Dämonendame die Wahrheit gesagt hatte? Hatte man Che bereits gefunden? Wenn das zutraf, verschwendete er hier nur seine Zeit. Aber wenn es stimmte, was sollte er dann wegen des Lochs in Xanth unternehmen? Wenn eine fremde Elfe mit ihrer Katze hereingekommen war, was mochte ihr dann noch alles folgen? Das durfte er nicht auf die leichte Schulter nehmen.
»Du siehst hübsch aus, wenn du deine Geisterstirn so runzelst«, bemerkte Metria.
»Hau ab und spring in einen Hypnokürbis!«
»Du bist noch hübscher, wenn du versuchst, schlau zu sein. Schätzt deine zukünftige Gemahlin – diejenige, die dir nichts über das Rufen des Storches erzählen will – deine Klugheit auch so hoch ein?«
»Nein«, antwortete er kurz angebunden.
»Warum nicht?«
»Weil sie mich nicht liebt«, sagte er, bevor ihm wieder einfiel, daß er doch gar nicht mit der Dämonendame sprechen wollte. Du liebe Güte, das hatte diese höllische Kreatur wahrscheinlich längst begriffen.
»Und ich habe geglaubt, daß ihr Menschen ohne Liebe nicht heiratet, so verrückt das auch sein mag.«
»Wir tun es nicht, aber es ist komplizierter.«
»Ich liebe Kompliziertheit! Wie ist es passiert?«
Was nützte es? Sie würde ihn sowieso weiterhin belästigen, und vielleicht wußte sie ja eine Lösung für sein Problem. »Ich brauchte Hilfe vom Volk der Naga«, erzählte er. »Das sind Schlangen mit Menschenköpfen. Ihr König sagte, daß ich seine Tochter Nada Naga heiraten müßte, damit ihr Volk meinem gegen die Kobolde helfen würde. Aber ich war noch zu jung und wurde daher nur mit ihr verlobt. Sie kann Schlangenform oder menschliche Gestalt annehmen, weil die Naga von beiden abstammen. Aber ich selbst kann auch andere Formen annehmen, einschließlich der einer Schlange und einer Naga. Ich mochte sie, und schließlich liebte ich sie auch. Aber sie tat es nur, weil sie es mußte, denn sie hat mich niemals wirklich geliebt.«
»Was, ein nichtmenschliches Mädchen schlug die Liebe zu einem ansehnlichen, menschlichen Prinzen aus? Wie konnte sie nur!«
Dolph bemerkte, daß sie auf Dämonenart sarkastisch wurde, aber er sah darüber hinweg. Das half ihm dabei, seine Geschichte weiter zu erzählen. »Sie selbst war wunderschön und eine Prinzessin dazu, halb menschlich. Aber sie ist fünf Jahre älter. Für sie war ich noch ein Kind, darum konnte sie mich nicht lieben.«
»Das ist einfach zu lösen. Laß sie in deiner Gegenwart von einer Liebesquelle trinken.«
»Ja, wenn ich sie in der nächsten Woche heirate, wird sie das auch tun. Aber da ist noch etwas anderes.«
»Du steckst voller Überraschungen, Prinz!« Aber nun war die Klinge ihres Sarkasmus schon nicht mehr so
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