Mond-Elfe
genausogut Fractos Energie anstatt deiner benutzen.« Dann, zur Wolke gewandt: »Nennst du so was vielleicht einen Windstoß? Selbst die dümmste Blödbacke kann das ja noch besser!«
Aber Fracto war dicht hinter ihnen. Anstatt weiter zu blasen, konzentrierte er sich einfach darauf, seine Massen immer höher und höher aufzubauen. Die Luft war schon ziemlich dünn, doch Chex konnte noch immer nicht über den Sturm hinweggelangen.
»Was für eine Aussicht!« stieß Grundy hervor.
Chex blickte hinunter. Die ganze Pracht von Xanth lag unter ihnen – genau wie eine Landkarte ihrer Vorfahren.
Chem Zentaurs magisches Talent war das Entwerfen von Landkarten, bei deren Vervollständigung sie den größten Teil von Xanth erforscht hatte. Jetzt zeichnete sich der lange Umriß der Küste klar ab, ausgenommen dort, wo Fractos grotesk hervorsprießende Massen sie verdeckten und in der nebelhaften nördlichen Region, wo es möglich war, nach Mundania zu gelangen. Keine halbwegs vernünftige Person würde jemals so etwas tun. Unter ihnen erstreckte sich die eintönige See, abgesehen von ein paar Wolken, die über sie hinwegzogen. Jetzt zeigte sich ein Teil der großen Spaltenschlucht, die tatsächlich an eine Aufspaltung erinnerte, genau wie es der Geistreicher beschrieben hatte. Das Panorama war wunderschön. Sie hätte sich schon früher einmal in diese Höhe wagen sollen, nur um die Aussicht zu genießen. Aber selbstverständlich war sie meistens dicht über dem Land geblieben, weil Che noch nicht fliegen konnte. Was für eine Erfahrung erwartete ihn, wenn seine Schwingen erst einmal für solche Höhen groß genug waren!
»Ich schätze, wir müssen auf dem Mond anhalten«, sagte Grundy ohne Bedauern. »Nun gut, ich wollte schon immer mal den großen Käse besuchen.«
Chex hatte nicht die Absicht gehabt, den Mond zu besuchen – nicht ohne Cheiron! Aber sie schien jetzt darauf zurückkommen zu müssen, denn sie wurde in gefährlicher Weise müde und mußte, sich ausruhen. Sie bezweifelte, daß sie noch hinunter auf die Erde kommen könnte, ohne daß Fracto sie in die See blasen würde. Also schwang sie zur Seite ab und flog geradewegs auf den Mond. Glücklicherweise befand sie sich höher als er, so daß die Anstrengungen, ihn zu erreichen, nicht allzu groß waren.
Fracto sah, was sie vorhatte, und versuchte sie aufzuhalten. Aber er konnte nicht schnell genug emporwachsen, um ihr sowohl den Weg zum Berg Sauseschnell als auch den zum Mond zu versperren, und er wußte, daß sie sich an ihm vorbeischlängeln und nach Süden fliegen würde, wenn er ihr die Gelegenheit dazu gäbe. Also konnte er nur Schnee zu ihr hinaufblasen.
Es gab ein Krachen von Donnerschlägen. Dann zuckte ein Blitz an ihr vorbei. Huch – Fracto hatte doch mehr als nur Schnee zu schleudern!
»Vorbeigeschossen, du Brutzelfratze!« kreischte der Golem vergnügt.
»Grundy!« zischte Chex.
»Keine Angst, die vollgemachte Windel kann doch nichts Kleineres treffen als Xanth, und selbst das verfehlt er noch bei jedem zweiten Mal«, fügte er beruhigend hinzu.
Dann schlug der Blitz knapp hinter seinem Kopf ein, versengte jedoch nur sein Haar. »Knapp vorbei ist auch daneben, du Knalltüte!« schrie er, doch schien seine Zuversicht leicht erschüttert zu sein. Ab nun blieb er still, während Chex weiter in Richtung Mond flog.
Der Mond war aufgrund jener besonderen unbeseelten Magie, die Perspektive genannt wurde, um einiges größer als er vom Boden aus erschien. Jedes Objekt und jeder Teil der Landschaft glaubte gerne, daß es größer sei, als es tatsächlich war, und gab daher vor, alles andere sei kleiner. Je weiter entfernt irgend etwas war, für desto kleiner konnte es ausgegeben werden und um so weniger konnte es andere Dinge als kleiner ausgeben, da diese dann nicht mehr zu sehen wären. Dadurch hatten einige ziemlich große Gegenstände für diejenigen, die weit genug entfernt waren, daß sie mit dieser Verkleinerung davonkommen konnten, den Anschein, sie seien ziemlich klein. In dieser Hinsicht war der Mond in einem beachtlichen Nachteil, weil er weit weg von allem war und deswegen keine Helfer hatte. Er kam sogar damit durch, vorzugeben, daß ganz Xanth klein wäre. Der Mond war tatsächlich groß genug, um auf ihm zu wandern und umherzulaufen, und einige der fliegenden Zentauren hätten bequem auf ihm lagern können – wenn es nur mehr als zwei von ihnen geben hätte, denen so etwas hätte in den Sinn kommen können. Aber Che würde schon zur
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