Mond-Elfe
die Träume möglicherweise erst spät in der Nacht ausgeliefert werden, und manchmal wachen die Leute sogar auf und erinnern sich daran. Das ist schlechter Stil, und uns gibt man dafür die Schuld.«
»Ich nehme an, daß es nichts gibt, was ihr dagegen tun könnt«, sagte Chex, während sie sich fragte, wie lange es wohl dauern könnte, bevor sie zu Cheiron durchkam. Hätte doch Fracto nur nicht diese Gelegenheit ergriffen, um Schwierigkeiten zu machen! Das war seine Magie: Jedermann zum ungünstigsten Zeitpunkt zu erscheinen. Es machte einen völlig verrückt, hier so festzustecken und es nicht zu schaffen, die böse Wolke zu umgehen! »Ich wünschte, du könntest ihm einen bösen Traum schicken!«
Die Mähre Nektaris war so überrascht, daß der Traum sich auflöste. Aber einen Augenblick später erschien er wieder. »Ich frage mich, ob wir es tatsächlich könnten? Dann würde ein Traum wahr werden, wenn du mir diesen Ausdruck mal verzeihst.«
Chex hatte diese Bemerkung mit einer Hufbewegung abgetan und nahm sie nicht weiter ernst. Sie zog noch einmal alles neu in Betracht. »Also, beschränken sich deine Träume nur auf lebende Menschen? Soweit ich das verstehe, ist Fracto ein Dämon, der die Gestalt einer Wolke angenommen und sich selbst zum König der Wolken gekrönt hat. Ich vermute, daß die wirklichen Wolken zu flockig-freundlich sind, um wegen dieser Sache großes Aufhebens zu machen. Aber wenn du – ich meine, träumen Dämonen eigentlich?«
»Dämonen träumen nicht«, sagte Nektaris. »Aber Fracto ist eigentlich kein Dämon mehr, wegen der ganzen natürlichen Wolkensubstanz, mit der er sich selbst umgeben hat. Vielleicht könnte ihn das sterblich genug machen, um zu träumen. Laß mich den Nachthengst fragen.« Sie trabte zu einem Kürbis, den sie am Rande ihres Käses liegen hatte. Sie verschwand – und der Traum hörte auf. Chex stand allein da, abgesehen von Grundy, der aber nicht zählte.
»Also hier verbringen die Nachtmähren ihre Freizeit!« stieß der Golem hervor. »Das hätte ich mir niemals träumen lassen!«
»Ich denke, daß das seinen Sinn hat«, sagte Chex. »Sie können nicht die ganze Zeit arbeiten – und sie haben die Meere des Mondes, die nach ihnen benannt sind und die ihnen die Gelegenheit verschaffen, Xanth am Tage zu erblicken. Ich bin überrascht, daß ich in der Lage bin, Nektaris zu entdecken.«
»Sie müssen hier in ihrer Unsicherheit nachlassen, genauso wie sie es im Kürbis machen. Ich bin froh, eine angetroffen zu haben, als sie keinen Dienst hatte, sie war überhaupt nicht furchterregend. Aber das heißt nichts, denn die Mähre Imbri ist auch nicht furchterregend.«
»Ja, aber sie ist auch eine Tagmähre, von ihr erwartet man gar nicht, daß sie die Menschen erschreckt.«
Da erschien die Mähre Nektaris wieder. Es war offensichtlich, daß die Kürbisse als eine brauchbare, direkte Route zum Reich der Träume dienten – ganz egal, wo sie sich befanden. Der Traum nahm wieder Gestalt an. »Der Hengst sagte, wir sollten es versuchen!« rief die Zentaurenstute. »Er mag Fracto auch nicht!«
»Ausgezeichnet!« schrie Grundy. Es schien, als hätte er den Traum genauso wie Chex empfunden. »Gib ihm einen mentalen Tritt vor den Latz, vertreib ihn hier, und wir können endlich weiter zum Berg Sauseschnell.«
Das war genau das, was Chex wollte, aber sie war vernünftigerweise vorsichtig. »Wie lange wird es dauern, um einen passenden bösen Traum für Fracto hervorzubringen?«
»Oh, nicht mehr als ein paar Tage«, antwortete die Mähre. »Wir wollen, daß es ein wahrhaft wirksamer Traum wird, dessen Folgen Fracto noch lange zu spüren bekommt.«
Das war genau das, was sie befürchtet hatte. »Aber ich muß jetzt sofort an dieser bösen Wolke vorbeikommen, oder doch zumindest sehr bald!«
»Aber ein Traum kann nicht überstürzt angefertigt werden«, protestierte Nektaris. »Die Arbeiter im Kürbis sind Künstler. Kein schlechter, unbedeutender Traum erhält das Gütesiegel des Hengstes.«
Chex stampfte frustriert mit ihrem Huf auf. »Ich kann nicht länger als ein paar Stunden warten. Die Kobolde halten mein Fohlen gefangen, und ich muß mit Cheiron sprechen, der wissen wird, was zu tun ist.«
»Damit haben wir nichts zu tun«, antwortete die schwarze Zentaurin. »Wir haben dir gegenüber keine Verpflichtung, zumal wir unseren Traumhandwerkstandard nicht herunterschrauben können. Der Nachthengst…«
»Vielleicht hätte ich besser selbst mit dem Hengst der
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