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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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schwor, daß er es mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Warum nicht?« fragte sie unschuldig.
    »Weil es ein Flunkerfink war.«
    Diesmal traf sie ihn mit ihrem Schweif. Glücklicherweise blieb er an ihrer Mähne hängen und wurde nicht in Fractos wartenden Sturm getrieben.
    »Erzähle mir die Geschichte«, sagte sie grimmig. Sie wußte, daß sie es sich in dieser Situation nicht leisten konnte, übermäßig wählerisch zu sein.
    »Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin, die einen besonders stattlichen Prinzen aus einem fremden Lande traf…«, begann er. Sie hörte aufmerksam zu, bis zum Schluß der Geschichte: »… und so lebten sie fröhlich miteinander bis in alle Ewigkeit.«
    »Ich denke, das ist ausgezeichnet«, sagte sie am Ende. »Das ist eine solch hübsche Geschichte, daß Fracto vor lauter Wahnsinn die Wände hochgehen wird. Aber er muß in die Geschichte hineinpassen, so daß er sich wiedererkennt.«
    »Er wird doch nur darauf niederregnen!« protestierte der Golem.
    »Nein, das Schöne an einem Traum besteht darin, daß eine Person diesen nicht auf eigene Art, sondern nach Art des Traums zu träumen hat. Sonst würde ja niemand einen schlechten Traum erdulden. Er wird sich dort befinden, aber nicht in der Lage sein, auf das Geschehen hinabzuregnen.«
    Grundy nickte verständnisvoll. »Du hast aber auch verrückte Einfälle.«
    »Danke schön. Jetzt müssen wir unsere Rollen einstudieren, so daß wir, wenn der Nachthengst seine Arbeit erledigt hat, vorbereitet sind, den Traum zu beleben. Ich übernehme die weiblichen Rollen und du die männlichen. Vergiß nicht, übertreibe nicht, was wir wollen, ist Glaubwürdigkeit.«
    »Was?«
    »Plausibilität. Ich dachte, du kennst alle Wörter in allen Sprachen.«
    »Tu ich auch. Ich war mir nur nicht sicher, ob du sie auch kennst.«
    Abermals unterließ sie es, ihn mit ihrem Schweif zu peitschen. Soweit er wußte, hatten allen Zentauren einen reichhaltigen Sprachschatz. »Vielleicht hast du mich mit einer gewissen Dämonin verwechselt, die Schwierigkeiten hat, ihre Worte klar herauszubringen.«
    »Nein, du bist nicht so hübsch wie D. Metria.«
    Was für eine Überwindung kostete es sie, ihren Schweif ruhig zu halten! »Dafür aber auch nicht halb so boshaft«, lenkte sie ein. »Also paß auf: Es wird im wesentlichen ein erzähltes Stück sein. Der Hengst wird die Figuren zur Verfügung stellen, aber wir müssen ihre Rollen sprechen, weil wir keine Zeit für Proben haben und nicht beabsichtigen, es mehr als einmal zu machen. Einige Träume sind so beschaffen, also gibt es Präzedenzfälle. Wir können aus dem Stegreif heraus improvisieren, aber wir müssen uns an den Leitfaden der Geschichte halten. Bekommst du es beim ersten Mal hin?«
    »Hör zu, Chex, ich schaffe es schon, wenn ich will«, sagte er verärgert. »Und ich weiß selbst, daß du all das machen mußt, um zu Cheiron zu gelangen und dein Fohlen zu retten. Möglicherweise habe ich eines Tages mal einen eigenen Sprößling!«
    »Ja, selbstverständlich«, stimmte sie schnell zu. »Ich entschuldige mich, Grundy.«
    »Danke schön.« Er schien überrascht. Offensichtlich erhielt er nicht viele Entschuldigungen. »Jetzt laß uns mal sehen, wie gut wir einen Traum gestalten können.« Und sie arbeiteten an den Einzelheiten, während sie auf die Rückkehr des Hengstes warteten.
    Zur rechten Zeit erschien der Hengst mit einer Schauspielertruppe von Kürbisbewohnern, die entsprechend zusammengestellte Requisiten mit sich trugen. Schon bald war die Umgebung mit bemalten Bühnenbildern von friedlichen Lichtungen und Stränden sowie mit kleinen Behältern von Traumresten übersät. Ein größerer Pavillon wurde aufgerichtet und unter einem Käsemantel verborgen, so daß Fracto nicht in der Lage sein würde zu entdecken, was hier gemacht wurde.
    »Wie wird eigentlich ein Traum aufgenommen oder gestaltet?« fragte Chex.
    »Wir haben einen Traumator«, erklärte der Hengst und zeigte auf ein Wesen mit einer linsenähnlichen Schnauze. »Dieser Tor, der sich bevorzugt an Toren aufhält, zeichnet alle Einzelheiten einer Szene auf, und die Mähren bringen die fertigen Alpträume zu ihren Empfängern. Wenn du bereit bist, eine Szene aufzunehmen, sage einfach ›die Erste‹ und wenn du sie beenden willst, sagte einfach ›Schnitt‹. Sie werden es machen.«
    Chex kannte sich damit nicht aus, mußte aber annehmen, daß der Hengst sein Geschäft verstand. »Zuerst wollen wir

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