Mond-Elfe
entkommt.«
»Naja, vielleicht können wir dafür unseren Spaß mit der Frau haben«, bemerkte ein Söldner mit gewisser Begeisterung.
Die Söldner marschierten auf die Prinzessin zu. Alarmiert wich sie zurück, aber sie schnitten ihr den Weg ab. Sie sahen hungrig aus, obwohl sie vor ihrem Überfall aus dem Hinterhalt doch sicherlich ausreichend gegessen hatten.
Der ihr am nächsten stehende Söldner griff nach ihr. Die Prinzessin schrie auf und fiel hilflos zu Boden.
Der Drachenprinz, der offensichtlich durch dieses Spektakel beunruhigt wurde, änderte abrupt seine Meinung. Er drehte um und kam in feuerspeiendem Tiefflug geradewegs herunter. Er spie einen Feuerball hervor, der, als er über die Prinzessin hinwegschoß, ihre lieblichen Locken versengte, jedoch die herumstehenden Söldner in Flammen einhüllte. Binnen eines Augenblicks wurden sie, so wie sie waren, in ihren Rüstungen geröstet.
Die Prinzessin, durch den Geruch verängstigt, raffte sich auf und versuchte, den Ort des Geschehens zu verlassen. Aber die rauchenden Körper umgaben sie überall. Deswegen sprang sie von der Klippe. »Fang mich auf, oh, mein Allerliebster!« schrie sie, als sie der schäumenden See immer schneller entgegenstürzte. »Mein Haar ist verbrannt, aber nicht mein Fleisch. Ich bin immer noch hervorragend zu verspeisen, da bin ich mir sicher, und wenn nicht, dann kannst du mich in die tobende See werfen und dich nach einer anderen Prinzessin umschauen.«
Der Drache manövrierte geschickt und stieß hinab, um sie in seinem großen Maul aufzufangen. Aber er biß sie nicht entzwei, da mindestens eines der Stücke ins Wasser hätte fallen können. Er trug sie unversehrt in den Himmel hinauf. Es zeigte sich eine kleine dunkle Wolke am Himmel, aber der Wind stand falsch und der Sturm war nicht in der Lage, ihm irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Die Wolke schien darüber sehr beunruhigt zu sein. Er trug die Prinzessin zu einer entfernten Insel, wo er landete und sie sanft absetzte.
»Ich bin so froh, daß sie dich nicht erwischt haben«, sagte sie. »Denn ich liebe dich, ganz gleich, in welcher Gestalt, und ich kann es nicht ertragen, dich leiden zu sehen.«
»Ich kann dich jetzt nicht mehr fressen«, sagte der Drachenprinz mit einem gewissen Bedauern.
»Aber warum denn nicht, oh, mein Liebster?« fragte sie fordernd.
»Weil du deine Unschuld verloren hast. Ich muß eine unschuldige Prinzessin verzehren, um den Ritus des Übergangs zu vollenden.«
»Aber was habe ich denn getan?« fragte sie verwirrt.
»Du hast den Hinterhalt deines Vaters verraten.«
»Aber sie hätten dich doch verletzt!« protestierte sie.
»Unzweifelhaft. Aber nur eine wahrhaft Unschuldige hätte die Söldner nicht an einen Feind verraten.«
Beschämt ließ sie ihren Kopf fallen. »Du wirst schon recht haben, denn ich fühle mich beschmutzt. Ich fürchte sogar, ich würde, wenn sich die Gelegenheit dazu böte, es wieder zu tun, denn meine Liebe zu dir kann ich nicht verleugnen. Es tut mir leid, daß ich dich in diesem Fall enttäuscht habe; es lag mir so viel daran, für dich unverdorben zu sein.«
»Vielleicht ist es so am besten«, sagte er philosophisch. »Denn ich war bereits zu dem Entschluß gelangt, daß ich dich nicht verspeisen konnte, und damit verriet ich meinen eigenen Glauben.«
»Du konntest nicht? Warum?«
»Weil ich dich genauso liebe, wie du mich liebst. Nun wage ich nicht, meine Schnauze wieder im Drachenland zu zeigen, denn ich habe mich als meines Namens unwürdig erwiesen.«
»Es tut mir so leid«, sagte sie mitfühlend. »Jetzt sind wir beide in Schwierigkeiten, denn nach alledem kann auch ich mit Sicherheit nicht mehr in mein Königreich zurückkehren. Was sollen wir bloß tun?«
»Ich denke, es kann uns nichts anderes helfen, außer daß wir heiraten, uns niederlassen und für immer glücklich miteinander leben«, sagte er mit einigem Bedauern.
»Aber ich kann dich doch nicht in dieser Gestalt heiraten«, protestierte sie. »Außerdem hätte ich keine Freude daran, auf dieser Insel zu leben, ohne die Vorzüge eines Schlosses und seiner Bediensteten.«
»Bist du dir sicher, daß du nicht zu deinem Schloß zurückkehren möchtest?« fragte er. »Dort würdest du immerhin die Dinge einer Prinzessin haben, an die du gewöhnt bist.«
»Nein, denn mein Vater, der König, wäre höchst erzürnt über den Verrat seines Hinterhalts, und meine Mutter, die Königin, befahl mir, nicht wieder zu ihr zurückzukehren.«
Der
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