Mond-Elfe
Drache überlegte. »Ich habe noch zwei mir verbliebene Verwandlungszaubersprüche übrig«, sagte er nach einer Weile. »Ich könnte sie benutzen, um uns in gleichartige Geschöpfe zu verwandeln. Würdest du es mögen, eine Drachin zu sein?«
»Und Leute fressen? Das ziehe ich nicht vor. Was hältst du von einer freundlicheren Gestalt, etwa ein Einhorn?«
»Bist du verliebt in Einhörner?« fragte er überrascht.
»Natürlich. Alle unschuldigen jungen Frauen sind das.«
»Dann werde ich uns beide in Einhörner verwandeln«, sagte er. »Auf diese Weise können wir in keinem unserer Königreiche erkannt werden und sind in der Lage, hier auf der Insel der Liebe, der Perle im Meer der Dichter, umherzustreifen.«
»Ich liebe dich auch«, stimmte sie zu.
Dann beschwor er die Zaubersprüche und wurde zu einem wunderbaren, stattlichen Einhornhengst, der so ähnlich aussah wie der Nachthengst mit einem Horn, während sie zu einer wunderhübschen Einhornstute wurde, die an die Nachtmähre Nektaris erinnerte. Von da an lebten sie glücklich – und es zog niemals ein Sturm auf, denn ihre Liebe machte alle Wolken flockig und jeden Regen sanft, ungeachtet dessen, wie grimmig es sich diese Wolken auch wünschen mochten.
»Was hältst du davon?« erkundigte sich Chex auffordernd, als der liebliche Traum endete. »Wird Fracto das in Angst und Schrecken versetzen?«
Der Hengst schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Erfahrung mit solcherlei Dingen. Du müßtest die Tagmähren fragen.«
»Ich glaube, das brauche ich nicht«, sagte sie. »Wir haben es hier mit der Psychologie der angewandten Umkehrung zu tun.«
»Fracto haßt es, daß ihm ein Riegel vorgeschoben wird«, sagte Grundy. »Und er haßt alles Liebliche. Es sollte ihn rasend machen.«
»Wir wollen es hoffen«, sagte Chex. »Wir werden es eben ausprobieren müssen. Ich danke euch, Volk des Kürbis, für eure Anstrengungen, selbst wenn es sich als nicht wirksam erweisen sollte.«
Der Hengst schaute die Mähre Nektaris an. »Bring diesen Traum zu Fracto«, sagte er. »Wir werden seine Auswirkungen beobachten.«
Die Mähre Nektaris berührte die Traumkapsel mit ihrer Nase. Die Kapsel verschwand. Dann sprang sie durch das Dach des Pavillons und galoppierte in die Lüfte, der monströsen Wolke entgegen.
Der Pavillon verblaßte. Auf der Oberfläche des Mondes war es hell, aber ein Zauberspruch schien ihre Gruppe unsichtbar zu machen, so daß Fracto nicht von ihnen wissen konnte. Chex fand es interessant zu sehen, daß das Mondlicht die Nachtmähre nicht störte, aber sie vergegenwärtigte sich, daß das logisch war, denn zur Nacht waren sie immer draußen, gleich ob der Mond nun schien oder verdeckt war.
Die Mähre verschwand in der Dunkelheit, die die boshafte Wolke umgab, doch Fracto blieb unsichtbar. Er machte gerade ein Nickerchen, was bedeutete, daß er sich gerade im rechten Zustand für die Überbringung des Traums befand. Chex litt unter wachsenden Zweifeln: Konnte diese wilde Idee Erfolg bringen? Ein lieblicher Traum für eine gemeine Wolke?
Fracto flackerte auf. Der Traum fing an! Etwas leuchtete an der Seite auf. Chex schaute hin und sah, daß der Traum sich auf der Oberfläche eines hartkäsigen Felsen abspielte, so als wäre es ein Hypnokürbis. So konnte sie überwachen, was Fracto gerade durchmachte. Das war ausgezeichnet.
Die Prinzessin traf gerade den Prinzen. Das Wetter war schön. Fracto, der dies im Schutz einer dunklen Wolke beobachtete, versuchte verzweifelt, zu ihnen hinüberzugelangen, um ihre Begegnung ins Wasser fallen zu lassen. Sie würden sich beide nicht annähernd so attraktiv gefunden haben, wenn ihr Haar in Strähnen über ihr Gesicht gehangen und sein Anzug jäh aus der Form geschrumpft wäre! Aber Fracto konnte sich nicht bewegen, er schien durch widrige Winde eingepfercht und nicht dazu in der Lage zu sein, in die Handlung einzugreifen oder sich schwebend von der Szenerie zu entfernen.
Als die Prinzessin ihren anstrengenden Aufstieg den Berg hinauf zum Schloß unternahm, bemühte sich Fracto, über sie zu gelangen und ihr einen Eimer Wasser ins Dekollete zu kippen. So etwas machte Prinzessinnen wirklich wütend! Aber er bewegte sich wie in einer zähen Masse, und als er schließlich dort ankam, war sie schon im Schloß. Er war so frustriert, daß er einen Blitz auf das Schloß schleuderte, der aber lediglich harmlos abprallte. In der Nähe des Schlosses konnte er jetzt nicht wieder fortkommen und mußte sich blöde Dialoge
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