Mond-Elfe
einige hübsche Hintergrundszenen von einem lieblichen Schloß und Bergen mit Blumen aufnehmen. Kann das so gemacht werden, daß es lebendig aussieht? Ich meine nicht einfach so wie ein Bild?«
»Sicherlich. Wie findest du das?« Der Hengst wackelte mit einem Ohr, und eine Mähre schritt vorwärts.
Plötzlich erschien ein Traum. Er zeigte einen zierlichen Berg mit einem Pfad, der spiralförmig um ihn herum nach oben führte und auf dessen höchstem Gipfel Schloß Roogna thronte. Das war zwar nicht genau das, was Chex vorgeschwebt hatte, aber es würde damit auch gehen. Wenigstens gab es am Fuße des Berges Blumen.
»Ich brauche eine besondere Szenerie«, sagte Chex, als der Traumauszug endete, »eine Böschung oder einen dürren, felsigen Ort, an dem ein Drache leben könnte.«
Einen kurzen Augenblick später entstand eine weitere Traumszene von einem entsprechenden Ort. Der war umgeben von einer tobenden See und offensichtlich für einen Traum von der Angst vor dem Ertrinken vorgesehen, aber die Gesamtszenerie war vielleicht doch etwas zu harmlos, um jemandem richtige Angst einzujagen. Daher war es Ausschuß und perfekt für ihre Zwecke.
»Jetzt zu den Figuren«, sagte sie. »Wir benötigen eine bezaubernde Prinzessin, einen unheimlichen, aber hübschen Mann, einen Drachen und ein Einhornpärchen sowie noch ein paar Nebenrollen.«
Sie standen zur Verfügung. »Aber nicht nackt«, meinte Chex. »Das Volk der Menschen ist in diesen Dingen sonderbar, sie sind fast immer bekleidet. Der Mann muß einen zweckmäßigen und offensichtlich erstklassigen Anzug tragen, und die Frau ein teures Kleid mit einem tiefen Dekollete.«
»Was?« fragte der Hengst.
»Einen tiefen Ausschnitt.« Chex zog mit ihrem Finger über ihre Brüste, um anzuzeigen, wo die Linie über deren oberen Ansatz hinweglief. »Das Volk der Menschen schenkt dieser Linie eine ebenso große Aufmerksamkeit wie dem unteren Abschluß.«
»Ach ja. Wir haben eine finanzielle Streßabteilung, in der wir Träume gestalten, um sie nach Mundania zu exportieren. Schlechte Abschlüsse sind…«
»Ich meinte den Saum eines Rocks. Je höher er ist, desto mehr scheint er das menschliche Volk zu fesseln.«
»Ja«, schnaufte Grundy. »Hast du jemals Nada Nagas oberen und unteren Abschluß gesehen, wenn sie menschliche Form angenommen hatte?«
»Was für ein eigentümliches Geschäft, jetzt menschliche Sehnsüchte anstatt menschlicher Ängste zu erforschen«, brummte der Hengst. Schließlich gestaltete er die Kleidung aufreizender, so daß die nackten Schauspieler passend angezogen waren.
Chex stellte die Prinzessin und den Mann in der Nähe des Schlosses auf, sagte: »Die erste« und begann den Text zu sprechen.
Es lief nicht immer perfekt. Einige Male mußten sie eine zweite Aufnahme machen, aber alles in allem war Chex mit den Aufnahmen zufrieden. Im Verlauf von zwei Stunden hatten sie den Traum im Kasten, genauso wie es der Hengst vorgesehen hatte.
Sie gingen die ganze Sache noch einmal durch, um sicher zu sein, daß er auch überzeugend war. Alle schauten zu, um an dem teilzuhaben, was möglicherweise der positivste Traum war, den die Hersteller von Alpträumen je vollbracht hatten.
Die Prinzessin tauchte am Fuße des Berges auf, wo sie gerade wunderschöne Blumen pflückte. Plötzlich erschien ein unheimlicher, stattlicher Prinz. »Oh!« schrie sie mit Chex’ Stimme. »Hast du mich erschreckt!«
»Fürchte dich nicht, du liebliches Geschöpf«, sagte der Prinz mit Grundys Stimme. »Ich bin nicht gekommen, um dir weh zu tun, sondern um dich zu lieben, denn du bist die lieblichste Prinzessin, die ich je gesehen habe.«
Die Prinzessin richtete ihre großen, leuchtenden Augen geschmeichelt auf ihn. »Das fanden die anderen nicht. In der Tat bin ich nicht verheiratet, obwohl ich schon beinahe einundzwanzig bin.«
»Ich betrachte das nicht als bedauernswert«, sagte der Prinz. »Komm, wir müssen uns besser kennenlernen.«
Schon bald kannten sie sich beide besser, denn das Wetter war heiter. Die einzige Wolke in der Szene war so weiß und flockig, daß sie nicht in der Lage gewesen wäre, auf irgend etwas niederzuregnen, ganz egal, unter welchen Anstrengungen sie es auch versucht hätte. Unter solch einem wunderbaren Himmel verliebten sie sich dann auch tatsächlich ineinander. »Ich muß dir etwas erzählen«, sagte der Prinz bekümmert. »Und dich etwas fragen, von dem ich befürchte, daß es dir nicht gefallen wird.«
»Oh, ich hoffe, daß es nicht
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