Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
bedeutet, daß du gar kein Prinz bist!« schrie sie entsetzt auf, »oder daß du mich nicht liebst!«
    »Nein, es ist keines von beiden«, versicherte er ihr. »Ich bin wirklich ein Prinz, und ich liebe dich von ganzem Herzen. Aber ich befürchte, daß deine Liebe zu mir erlöschen wird, wenn du hörst, was ich sagen und fragen muß.«
    Die Prinzessin dachte, daß er ihr sagen würde, daß er von einem feindlichen Königreich käme und sich wünschte, sie zu heiraten. Selbst unter diesen Voraussetzungen – zumal die örtliche Umgebung sie offensichtlich langweilte und sie den täglichen Aufstieg zurück den Berg hinauf als mühevoll empfand –, dachte sie daran, nur ganz geringe Anzeichen von Bestürzung zum Ausdruck zu bringen, selbst wenn ihrem Vater, dem König, dies mißfiele. »Erzähle es mir und frage mich, mein Liebster«, hauchte sie aufreizend. Sie war in diesem Hauchen sehr erfahren – das war schon immer so gewesen, nachdem sie begonnen hatte, im Alter von vierzehn Jahren ein verführerisches, schulterloses Kleid zu tragen.
    »Ich bin kein Mensch«, sagte er. »Ich bin eigentlich ein Drache. Ich nahm die menschliche Gestalt nur deswegen an, damit du dich in mich verliebst. Sie ist eine von drei Verwandlungen, die ich imstande bin, zu vollbringen.«
    »Aber du erzähltest mir, du wärest ein Prinz«, stieß sie bestürzt hervor.
    »Ich bin auch ein Prinz«, erwiderte er. »Ein Prinz der Drachen. Sobald ich meine Mündigkeit erreicht habe, werde ich der König der Drachen sein, denn mein Vater wurde kürzlich von einer feindlichen, giftigen Seeschlange angefallen und ist seitdem unpäßlich.«
    Die Prinzessin überlegte. »Diese Entwicklung hätte ich wirklich nicht vorausgeahnt«, gab sie zu. »Aber ich nehme an, ein Prinz bleibt ein Prinz. Was ist es, was du mich fragen wolltest?« Denn es schien ihr besser, einen Drachen zu heiraten als einen Bürgerlichen.
    »Ich muß mich einem Ritus des Übergangs unterziehen, um die Mündigkeit zu erhalten und König zu werden«, sagte er. »Dazu muß ich meine natürliche Gestalt annehmen und eine liebliche, unschuldige Prinzessin verzehren. Das ist etwas, was man von allen königlichen Drachen erwartet. Wirst du kommen, um gegessen zu werden?«
    Die Prinzessin erlebte eine noch größere Bestürzung als zuvor. Diese Entwicklung hatte sie auch nicht vorhergesehen. Sie hatte tatsächlich auf eine andere Art Frage gehofft. »Dazu muß ich wirklich erst nach Hause zurückkehren und meinen Vater fragen«, sagte sie spröde.
    »Auf jeden Fall«, stimmte der Drachenprinz zu. »Es ist nicht klug, eine so wichtige Entscheidung ohne Beratung zu fällen. Ich werde abreisen und dich in einer Woche am Steilufer des Meeres erwarten. Wenn du dich entscheidest, nicht zu kommen, so werde ich auch das verstehen.« Damit küßte er sie und machte sich auf den Weg.
    Die Prinzessin begab sich nun an den mühsamen Aufstieg zum Schloß auf dem Gipfel des Berges. Sie trat vor den König und erklärte ihm die Lage. »Ich bin einem wundervollen Prinzen begegnet, mein kluger Vater«, sagte sie atemlos, weil sie immer noch erschöpft von ihrem Aufstieg war. »Aber er ist ein Drachenprinz und hat den Wunsch, mich aufzufressen. Soll ich mich dafür nächste Woche mit ihm am Steilufer des Meeres treffen?«
    »Nun, das kommt darauf an, meine unschuldige Tochter«, antwortete der König. »Liebst du ihn?«
    »Ja, Vater.«
    »Liebst du ihn genug, um für ihn zu sterben?«
    Sie überlegte, denn das war keine einfache Frage. Sie hätte wirklich eine einfachere Frage vorgezogen. »Ja, Vater, ich nehme an, ich tue es.«
    »Dann meine ich, solltest du zu ihm gehen«, sagte der König, wobei er ein gewisses Bedauern durch das Anheben einer Augenbraue ausdrückte. »Aber ich fürchte, daß wir dich vermissen werden. Vielleicht solltest du dich auch mit deiner Mutter, der Königin, beraten.«
    Darauf war sie noch nicht gekommen. Die Prinzessin bedankte sich für den Vorschlag und begab sich zur Königin.
    »Was ist?« erkundigte sich die Königin.
    Die Prinzessin wiederholte ihren Bericht.
    »Ich danke dir«, sagte die Königin. »Ich habe dich vorher nicht verstanden. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich zustimmen soll. Was hat dieser Drachen für Referenzen? Ist er wirklich ein Prinz?«
    Die Prinzessin versicherte, daß er das sei.
    Die Königin überlegte. »Ich fürchte, ich kann immer noch nicht zustimmen. Ich kann dir diese Sache jedoch nicht verbieten, denn ich bin nur eine Frau, aber wenn du

Weitere Kostenlose Bücher