Mond-Elfe
der Prinzessin mit ihrem Vater und ihrer Mutter anhören. Er grollte vor Wut, aber niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit, was ihn noch viel verrückter denn je machte.
Dann ging die Prinzessin zur Klippe. Was für eine Gelegenheit, sie jetzt bis auf die Haut zu durchnässen! Aber irgendwie war er nur fähig, ihr zu folgen, wobei seine Regentropfen harmlos hinter ihr herunterplätscherten. Anstatt naß zu werden, wurde der Prinzessin eher heiß, und sie hörte noch nicht einmal sein unheilvolles Grollen.
Dann sah sie den Drachen und warnte ihn vor dem Hinterhalt. Fracto versuchte, ihre Schreie mit Donner zu übertönen, damit ihre Warnung ungehört verhallte, doch zu seiner großen Verärgerung blieb er stumm. Der Drachen hörte sie und benutzte sein Feuer, um die Soldaten zu verbrennen, was immerhin ein lustiger Anblick war. Doch eigentlich wollte Fracto die Bestie lieber vom Himmel blasen, was er jedoch nicht schaffte. Die Prinzessin sprang die Klippe hinunter, der Drache schnappte sie, und die beiden flogen über den Horizont fort, während Fracto ihnen unbeholfen folgte. Selbst als sie auf der Insel landeten, konnte er sie nicht davonpusten, da die Insel durch einen Zauber geschützt war. Er war so frustriert, daß er kurz davor stand zu explodieren.
Dann wurden sie zu zwei dämlichen Einhörnern, die das süße Gras mampften und von da an glücklich miteinander lebten. Und noch immer konnte er sie nicht erreichen: weder mit einem aufflammenden Blitzstrahl noch mit einem frostigen Windsturm, nicht einmal mit einem einzigen scharfen Hagelkorn. Das war zuviel, Fracto detonierte. Sein Dunst prasselte über die Landschaft, und schon bestand er aus nichts anderem als aus übelriechendem Nebel. Uff! Was für ein schrecklicher Traum!
Chex spähte in die Dunkelheit hinaus. Alles, was sie sah, waren Sterne und die Lichter der Häuser in Xanth. Die böse Wolke hatte sich zerstreut.
»Es funktioniert!« schrie sie. »Der Traum hat ihm das Kreuz gebrochen!«
»Also war es ein schlechter Traum für ihn«, sagte der Hengst der Finsternis erfreut. »Ich muß zugeben, daß ich mir Sorgen gemacht habe.«
Mittlerweile war Chex durch ihre Stunden auf dem Mond gut ausgeruht. »Ich danke euch, Hengst und Mähren«, sagte sie. »Jetzt muß ich mich auf den Weg machen.« Sie entfaltete ihre Flügel. Das Fliegen bei Nacht war zwar nicht gerade ihre Vorliebe, aber sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr Zeit zu verlieren.
»So manches Übel kehrt wieder!« rief Grundy, als sie abhoben.
Der Flug war angenehm leicht, weil sie die meiste Zeit dahinglitten. Zur rechten Zeit erblickte sie die Landelichter des Berges Sauseschnell und rief nach den Feuerfliegen, die die Landung freigaben. Grundy, der wußte, daß hier keine Nichtungeheuer zugelassen waren, versteckte sich in ihrer Mähne und hielt den Mund. Das allein war schon eine Erleichterung.
Es fiel ihr etwas spät ein, daß der Fluch des Magiers Murphy wahrscheinlich dafür verantwortlich war, daß Che sich in der Nähe des An-den-Keks-Flusses anstatt im Herzen des Koboldbergs aufhielt. Was auch immer bei dem Unterfangen der Kobolde schief gehen konnte, ging auch schief. Nun ergaben aber viele Fehler noch nicht unbedingt eine Wende zum Guten. Sie mußte sich noch etwas Vernünftiges einfallen lassen!
Bald würde sie bei Cheiron sein und ihm alles berichten. Schließlich würde sie sich dann in der Gewißheit entspannen können, daß er wüßte, was zu tun wäre. Was für ein Tag!
6
JENNYS JAMMERTAL
Jenny und Che waren gefesselt, aber nicht an den Füßen, da die Kobolde sie nicht tragen wollten. Ihre Hände waren gebunden und jeder hatte einen Strick um den Hals. Wenn einer von ihnen langsamer wurde oder stolperte, riß ein Kobold erbarmungslos an dem Strick und zerrte sie weiter.
Jenny war durch das Eintauchen in den Fluß von dem brackigen Wasser durchnäßt und ihre neue Brille war mit dreckigen Tropfen bespritzt, aber sie saß noch auf ihrer Nase und half ihr wunderbar beim Sehen. Sie erkannte, daß dieses Gefühl etwas töricht war, da sie sich in fürchterlichen Schwierigkeiten befand. Doch es befriedigte sie, daß sie in der Lage war, die Dinge sehr viel besser als je zuvor zu erkennen.
Aber selbst in ihrem Kummer wegen ihrer Gefangenschaft bemerkte sie etwas Seltsames. Das waren nicht die gleichen Kobolde wie vorher. Wo war Godiva?
»Che«, murmelte sie, während sie durch den Dschungel stolperten, »sind…?«
»Nein, diese hier sind nicht die gleichen, die
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