Mond-Elfe
nicht ausgesprochen.
»Holt den Gegenstand der Unterhaltung, der für heute abend bestimmt ist!« befahl Grotesk.
Die Kobolde liefen zu einer Hütte, entriegelten die Tür und brachten zwei Gestalten heraus, die wahrscheinlich vor ihnen gefangen worden waren. Eine war eine junge Frau in einem engsitzenden Kleid, die andere Gestalt war ein haariger Mann, dessen Füße in runden Stiefeln steckten – nein, seine Hufe. Beide waren gefesselt, aber die Kobolde berührten die Knoten und sie lösten sich wie von selbst. Beide waren wesentlich größer als die Kobolde, was vermuten ließ, daß sie nahezu menschliche Größe hatten.
»Was sind das für welche?« fragte Jenny.
»Sie scheinen eine Drecknymphe und ein Faun zu sein«, entgegnete Che und starrte sie an. »Ich kenne solche Kreaturen nur aus Beschreibungen, aber die Merkmale scheinen zu passen.«
»Ein was und ein was? Sie sehen aus wie eine Frau in braunen Elastik-Kleidern und ein Mann mit zotteligen Hosen und komischen Füßen.«
»Eine Nymphe und ein Faun«, wiederholt er. »Ich glaube, sie sind zusammen und leben in fröhlichen Gemeinschaften, wo die Faune den Nymphen den ganzen Tag nachjagen. Das ist alles, was ich weiß, außer, daß keiner von ihnen Kleider trägt. Was du siehst, ist sein Fell und der Matsch, der sie einhüllt.«
Jenny sah an ihren eigenen matschigen Beinen hinunter. Sie verstand, wie das passieren konnte. »Ich schätze, daß die Kobolde sie heute abend kochen und uns für morgen aufheben.« Sie war überrascht über ihre scheinbare Ruhe; sie wußte, daß sie zutiefst schockiert sein würde, wenn sie dazu erst einmal die Gelegenheit bekam.
»Ich fürchte, daß es schlimmer werden wird.«
»Schlimmer, als lebendig gekocht zu werden?« fragte sie zweifelnd.
»Ja. Meine alte Dame weigerte sich, mir zu erzählen, was die Kobolde mit ihren Gefangenen alles anstellen. Das bedeutet, daß es noch schlimmer sein muß.«
Jenny hätte es vor Schreck geschüttelt, wenn sie nicht zu müde gewesen wäre. Sie hoffte, daß Sammy bald Hilfe finden würde.
»Also, zu den Spielregeln«, sagte Häuptling Grotesk Kobold zu der Nymphe und dem Faun. »Faun, wenn du sie fängst, bevor sie den Teich erreicht, lassen wir dich frei und kochen sie. Wenn du das nicht schaffst, kann sie gehen, falls sie das möchte, und wir kochen dich. Wenn ihr nicht lauft, kochen wir euch beide. Verstanden?«
»Das ist grausam!« sagte Jenny. »Sie dazu zu bringen, sich gegenseitig zu opfern!«
»Sie werden uns mit Sicherheit morgen das gleiche machen lassen«, meinte Che. »Es wird mir sehr leid tun, weil du versucht hast, mich zu retten, und ich dich mag.«
»Wir müssen einfach gerettet werden!« sagte sie. »Ich weiß, daß deine Mutter dich sucht, vielleicht findet sie dich noch rechtzeitig.«
»Das hoffe ich auch.«
»Deshalb müssen wir darauf achten, daß du den Wettkampf gewinnst, weil mich sowieso niemand befreien wird.«
Er wandte ihr das Gesicht zu. »Das ist sehr großzügig von dir, Jenny. Aber da du nicht gefangen wärst, wenn du nicht versucht hättest, mir zu helfen, denke ich, daß du diejenige sein solltest, die…«
»Vielleicht werden wir ja auch beide gerettet, bevor die Kobolde zu uns kommen«, sagte sie. Es schien besser zu sein, daran zu glauben, als diesen Dialog fortzusetzen.
Die Veranstaltung mit den anderen Opfern fing an. Die Kobolde ließen die Nymphe frei und sie lief schnell fort. Dann ließen sie den Faun los, und er rannte ihr nach. Die Nymphe schrie lieblich auf und lief schneller. Sie schienen gleich schnell zu sein. Aber die Nymphe versuchte aus dem Kreis der Kobolde zu entkommen, doch diese ließen sie nicht durch. Sie mußte zurückspringen, und als sie das tat, holte der Faun sie ein. Sie stieß einen lieblichen Schrei aus und rannte fort.
»Warum läuft sie nicht zum Teich?« fragte Jenny.
»Darüber bin ich selbst erstaunt«, entgegnete Che.
Die Nymphe sprang wieder beiseite, aber nicht in Richtung des Teichs. Sie versuchte ein zweites Mal, an den Kobolden vorbeizukommen, und wurde zurückgeworfen. Sie stürzte, und dieses Mal fing der Faun sie beinahe. Erneut stieß sie einen niedlichen Schrei aus und rappelte sich gerade noch rechtzeitig auf, um ihm zu entkommen. Aber er war ihr hart auf den Fersen. Sie hatte keine andere Wahl, als sich zum Teich zu wenden.
Das tat sie mit offensichtlichem Widerwillen. Sie erreichte das Ufer und sprang hinein. Der Faun hielt enttäuscht am Rand an. Er berührte das Wasser nicht
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