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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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der nächsten Tage aufbewahren, an dem wir nicht gerade schon vorher gegessen haben.«
    »Eher sterben wir«, sagte Che.
    Da war seine Antwort, er würde also nichts essen. So mußten sie das grausame Spiel der Kobolde spielen und sich gegenseitig hassen. Danach würden sie gekocht werden. Che wollte ihr ein letztes Mal zuhören, bevor das passierte. Durfte sie da nein sagen?
    Aber wie konnte sie vor diesen fürchterlichen Kreaturen singen? Es war schon schwierig genug, allein vor Che zu singen!
    »Also los, triff deine blöde Entscheidung«, schnaubte Grotesk. Die Kobolde, die in einem Ring um sie herum standen, grinsten dazu. Sie genossen es.
    Sie wußte, daß sie es tun mußte. Sie mußte dem Zentaurenfohlen Trost spenden, und wenn es noch so wenig war. Es würde keine weitere Chance geben. Zumindest würden sie die Erinnerung an ihre Freundschaft haben, bevor der Haß kam.
    Sie ging auf Che zu und nahm seinen Kopf in ihre Hände. Sie wollte, daß dies nur für ihn war, weil sie einfach nicht für die Kobolde singen konnte . Sie tat so, als ob niemand außer ihnen beiden da war. Sie führte ihren Mund an sein Ohr, schloß die Augen und summte. Kurz darauf konnte sie schon lauter summen. Ihre Phantasie nahm Gestalt an, ein Bild in ihrem Geist von dem lieblichen Schloß auf dem Berg mit den Blumen zu seinen Füßen und der Prinzessin, die sie pflückte und für sie sang.
    Irgendwo war eine Koboldstimme, die etwas rief. »Also, dann hol mehr Holz aus dem Wald!« bellte Grotesk. »Wir müssen den Kessel heiß halten, falls sie nichts essen.«
    Jenny sang lauter, um die schrecklichen Worte zu übertönen. Das Phantasiebild wurde fester, und jetzt war auch der Drache in seiner wirklichen Gestalt da, aber ohne wild zu sein. Sie wußte, daß Che ihre Vision teilte, und daß er der Drache war, der hoffte, sie in Sicherheit zu bringen, wenn er nur fliegen könnte.
    In der Nähe gab es eine häßliche Wolke, aber es hatte den Anschein, daß selbst die keinen Sturm machen wollte. Sie schaute nur zu, beabsichtigte vielleicht fortzusegeln und irgendwoanders abzuregnen.
    »He, Häuptling!« rief ein Kobold. »Wollen wir nicht mit dem Rennen loslegen?«
    Die Wolke machte einen Satz. Dann rüttelte eine schwere Hand an Jennys Schulter und brachte sie zum Schweigen. Die Vision verschwand.
    »Was versuchst du hier, du Elfen-Füchsin?« wollte der Häuptling wissen. Er schien erschüttert zu sein. »Elfen verfügen nicht über diese Art von Zauber!«
    »Zauberei!« stieß Che hervor. »Das ist es!«
    »Ab zum Rennen!« sagte der andere Kobold.
    »Nein, noch nicht«, bestimmte Grotesk. »Etwas ist komisch an ihr. Sie besitzt Magie. Seht ihre Ohren an!«
    Die Kobolde umringten sie dichter. Offensichtlich hatten sie Jennys Ohren vorher nicht bemerkt. Sie hätte niemals gedacht, daß ihre Ohren sie vor Haß und Tod bewahren würden!
    Sie wurden in die Hütte zurückgetrieben. Als die Tür zufiel und sie einschloß, wandte sich Jenny an Che. »Du weißt, daß ich nicht zaubern kann!« sagte sie. »Ich weiß nicht einmal wirklich, was das ist. Wo ich lebe, haben nur die Hohen so etwas.«
    »Ich glaube, du besitzt es«, entgegnete Che. »Als du gesungen hast, war ich in deinem Traum von der Prinzessin und dem Drachen, mit Schloß Roogna, nur daß es auf einem komischen Berg thronte, anstatt wie in Wirklichkeit im Urwald. Dann war da noch Grotesk als die dunkle Wolke. Du besitzt Traum-Magie!«
    »Nein, tue ich nicht!« protestierte sie. »Ich war nicht eingeschlafen, du auch nicht, und der Häuptling der Kobolde mit Sicherheit auch nicht. Ich habe mir das nur ausgedacht.« Aber sie erkannte, daß es nicht so einfach sein mochte. Wie konnten sie an ihrem Tagtraum teilnehmen? Sie hatte keinem von ihnen erzählt, was darin passierte, und ihr Lied hatte es auch nicht getan. Es waren nur erfundene Worte gewesen. Trotzdem hatte sie gewußt, daß Che da war und auch Grotesk – und sie hatten es auch gewußt.
    »Nachtmähren bringen schlafenden Leuten schlechte Träume«, sagte Che. »Die Mähre Imbri und andere Tagmähren bringen wachen Leuten gute Träume. Vielleicht hast du die Magie einer Tagmähre.«
    »Davon habe ich nie gehört!«
    »Nun, du bist ja auch noch nicht lange in Xanth.«
    Da hatte er recht. »Diese Tagträume – nehmen daran auch mehrere Leute teil?«
    Er runzelt die Stirn. »Ich glaube nicht. Die Mähren singen auch nicht. Aber es muß sich um so etwas handeln, weil Grotesk es gespürt hat. Und nun ist er nicht sicher, ob er

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