Mond-Elfe
sich die Wolke. Der Kobold war wieder dabei, aber nicht Che! Wie konnte das angehen, obwohl der Kobold sich sicher nicht darum bemühte und vermutlich nicht einmal davon wußte?
Dann erkannte sie, was es war. Sie hörte auf zu singen.
»Aber ich war nicht drin!« protestierte Che.
»Ich weiß. Der Kobold draußen war es.«
»Aber…«
»Du hast darauf geachtet«, sagte sie, »und der Kobold nicht. Und vorher… bist du nur hineingekommen, als du abgelenkt warst.«
»Als ich abgelenkt war!« wiederholte er. »Ich habe etwas gehört und weggesehen und plötzlich war ich in der Vision!«
»Es kann also sein, daß es nur funktioniert, wenn man nicht darauf achtet!« schloß sie. »Und vielleicht kannst du nur herauskommen, wenn du darauf achtest!«
»So muß es sein! Aber wie kann ich nicht darauf achten, wenn wir experimentieren?«
»Indem du abgelenkt wirst«, erwiderte sie.
»Aber das hängt von zufälligen Ereignissen ab.«
»Das glaube ich auch. Aber auf diese Art läuft es ab, wir müssen einen Weg finden, das zu nutzen.«
»Ja. Wir müssen es noch einmal versuchen und das überprüfen und uns versichern, ob ich wirklich hinausgelangen kann, wenn ich drinnen bin.«
Sie sang noch einmal. Zunächst beobachtete er sie, dann drehte er sich absichtlich weg. Er schlug mit seiner Hand hart gegen die Wand, so daß es schmerzte, schüttelte sie – und der Drache erschien humpelnd in der Vision.
Es gab keinen Zweifel, daß eine Ablenkung erforderlich war, um hineinzukommen! Konnte er jetzt wieder herauskommen? Jenny sang weiter.
Aber der Drache schien kein Interesse daran zu haben hinauszugehen, ebensowenig wie die beiden Koboldwolken, die sich in der Nähe befanden. Die friedfertige, nette Szene hatte solange Bestand, wie Jenny sang. Jenny hörte wieder damit auf – und die Szene verschwand lautlos.
Che war verlegen. »Ich weiß, ich hätte versuchen sollen auszubrechen, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen es zu tun. Es war so schön in deinem Traum.«
»Aber wie können wir es herausfinden, wenn du nicht…«
»Ich denke, daß wir die Antwort schon haben«, sagte er. »Man kann nichts zustande bringen, wenn man es nicht versucht – und die Leute in deiner Phantasie versuchen es nicht. Sie genießen es einfach.«
»Aber wie kann ich die Szene verlassen?« fragte sie.
»Deine Situation unterscheidet sich davon. Du befindest dich nicht einfach in ihr, du stellst sie mit deinem Lied her. Um die Szene zu erhalten, mußt du weiter singen, wenn du es nicht tust, verschwindet alles. Die anderen sind passiv, während du aktiv bist, so daß du auch die Kontrolle hast.«
Jenny fand das ein bißchen schwer zu verstehen, aber sie begann die Überzeugungskraft des Zentauren zu respektieren – daher akzeptierte sie es. »Deshalb können die anderen sie nicht verlassen, weil sie es nicht wollen – sie können jedoch hinausgestoßen werden. Aber da wir sie nicht hineinziehen können, außer wenn sie nahe genug dran sind, um den Gesang zu hören, oder ihm keine Beachtung schenken, wird es nicht bei ihnen funktionieren, wenn wir es brauchen.«
»Vielleicht kriegen wir es doch hin. Grotesk Kobold war abgelenkt, als ihn jemand nach dem Brennholz fragte, und er nahm an der Vision teil, bis ein anderer Kobold ihn hinausriß. Wenn du singst, kannst du dir die Kobolde vielleicht trotzdem schnappen, wenn sie nicht darauf achten.«
Jenny dachte daran, wie schwer es war, sich ständig auf etwas zu konzentrieren, selbst wenn es so wichtig war. Ihr Verstand driftete immer wieder in andere Phantasien ab, und manchmal war sie deswegen auch in Schwierigkeiten geraten. Kobolde schienen in dieser Hinsicht nicht besser als andere Wesen zu sein, deshalb konnte es vielleicht funktionieren.
Allerdings, wenn es ständig Ablenkungen gab, gab es auch ständig Erinnerungen. Grotesk war abgelenkt, dann aber wieder erinnert worden, so daß seine Anwesenheit in dem Phantasiebild nicht von Dauer gewesen war. »Ich glaube nicht, daß es gut genug funktioniert, wenn viele Kobolde dabei sind«, sagte sie. »Einige von ihnen werden immer aufpassen.«
Che nickte. »Das ist wahr. Ich wünschte, wir könnten es tun, wenn sie schlafen. Dann würden nur die, die uns weggehen hören, die Vision mit uns teilen, und alle anderen, die uns nicht hören, würden einfach weiterschlafen.«
»Warum können wir das nicht?« fragte sie mit wachsender Hoffnung.
»Weil wir diese Hütte nicht verlassen können. Weil der Lehm zu hart ist, um ihn
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