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Mond-Elfe

Titel: Mond-Elfe Kostenlos Bücher Online Lesen
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war, dann konnte sie sich um die Rückkehr in ihre normale, vertraute Welt kümmern. Aber all das war so weit weg, lag jenseits ihrer gegenwärtigen Situation, den Strapazen, dem Schmutz und dem Grauen, daß sie es am Besten aus ihren Gedanken vertrieb.
    Bei dem Versuch, diese Gedanken zu verscheuchen, war das Dumme, daß sie augenblicklich zurückkehrten, und zwar stärker als zuvor. Was dachten ihre Leute zu Hause wohl jetzt? Sicher fragten sie sich, was ihr zugestoßen sein mochte, und sie waren besorgt – nein, sie mußte aufhören, darüber nachzudenken!
    Es sei denn… es sei denn, sie konnte an ihren Hain senden und ihre Situation bekanntgeben. Senden war der Geisteskontakt zwischen Leuten ihrer Art, der es ihnen ermöglichte, sich gegenseitig zu finden oder bei Gefahr zu warnen, ohne zu rufen. Warum hatte sie nicht schon früher daran gedacht?
    Sie konzentrierte sich darauf zu senden. Aber es erfolgte keine Antwort. Sie war außerhalb der Reichweite ihrer Art, und die Leute von Xanth konnten weder senden noch empfangen. Jetzt fühlte sie sich noch mehr verlassen als zuvor.
    Ihr blieb nur noch eine Möglichkeit, und die war sehr persönlicher Natur. Sie konnte sie nur abrufen, wenn sie allein war – und sie war jetzt allein, da Che schlief.
    Sie fing zuerst an zu summen und dann zu singen. Jenny sang niemals in Gesellschaft, weil es einfach zu kompliziert war zu erklären, was es ihr bedeutete. Aber wenn sie allein oder mit ihren Freunden zusammen war, bedeutete es einen großen Trost. Ihre Freunde waren Sammy, die Blumen und die farbigen Steine um ihren Hain, oder vielleicht sie selbst, wenn sie einige Hausarbeiten zu erledigen hatte. Wenn sie sang, schien das ihre Umgebung heller, wärmer und schöner zu machen. Und obwohl sie wußte, daß es nicht wirklich so wahr – weil niemand sonst es so sehen konnte –, tröstete es sie jedesmal.
    Wenn sie sang, gab es in ihrer Phantasie eine Prinzessin, ein Schloß auf einem Berg und einen fremden, stattlichen Prinzen sowie einen Drachen, der irgendwie auch der Prinz war. Jenny hatte niemals einen Drachen gesehen oder davon gehört, daß solche Kreaturen existierten. Trotzdem verstand sie das Wesen dieser Kreatur und respektierte es. Er war wie eine große, geflügelte Schlange mit Feuer in seinem Bauch. Und die Prinzessin liebte den Drachenprinz, aber…
    Füße trampelten in der Nähe der Tür. Jennys Lied und ihre Vorstellung brachen augenblicklich ab.
    Die Tür knallte auch. »Essen«, blaffte ein Kobold mit seiner barschen Stimme und warf ein großes Blatt, auf dem zwei Fleischklumpen lagen, auf den Boden.
    Che hob den Kopf. »Wir können nicht essen, wenn wir gefesselt bleiben«, stieß er hervor.
    Widerwillig berührte der Kobold seinen Knoten, und Ches Hände kamen frei. Dann faßte der Kobold Jennys Knoten an, bis er sich öffnete und sie freiließ. »Aber versucht keine Dummheiten, ihr Dussel«, warnte er, als er sich durch die Tür zurückzog und sie zuwarf. Sie hörten, wie sie von außen verriegelt wurde.
    »Ich kann das nicht essen!« rief Jenny aus.
    »Ich kann es auch nicht«, stimmte Che zu, »es sei denn, das Blatt ist eßbar.«
    »Oh, du ißt auch kein Fleisch?« fragte sie.
    » Dieses Fleisch würde ich nicht essen. Erkennst du es nicht?«
    Jenny sah genauer hin. Sie schrie auf. »Es ist…«
    »… von dem Faun«, vollendete er, »und der Nymphe.«
    Jenny versuchte sich zu übergeben, aber sie hatte nicht genug im Magen, das hochkommen konnte. Sie würgte nur mehrere Male und hörte dann keuchend auf.
    »Entschuldige«, bat Che, »ich dachte, du hättest verstanden.«
    »Nein, ich mag nur kein Fleisch essen oder irgendeinem Tier Schmerzen zufügen«, entgegnete Jenny, wobei Tränen ihren Blick verschleierten. »Ich hätte erkennen müssen…« Sie wurde durch einen weiteren Würgeanfall unterbrochen.
    »Wenigstens sind wir nicht mehr gefesselt«, meinte Che. »Ich kann dich leichter machen, und du kannst versuchen durch die Öffnung im Dach zu klettern und zu entkommen.«
    »Und dich hier zurücklassen, um… um…« Sie konnte aus dem Würgen nicht herauskommen. »Nein«, brachte sie nach einer Weile heraus.
    »Ich weiß deine Großzügigkeit zu schätzen, aber sie ist töricht. Du solltest dich selbst in Sicherheit bringen, wenn du kannst.«
    »Ich habe niemals behauptet, klug zu sein«, entgegnete Jenny. Sie brachte es nicht fertig, in die Richtung der Tür zu sehen, wo das schreckliche Fleisch lag.
    »Dann sollten wir uns vielleicht besser

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