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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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begegnet.
    Hans Meyer. Ein Unternehmensberater aus Potsdam. Auch er war zuvor schon einmal in Uganda gewesen. Doch das war lange her. 1970 hatte er nach seinem Studium eine Weile dort gelebt. Er war kurz vor der Machtergreifung Idi Amins wieder nach Deutschland zurückgekehrt, hatte sich eine eigene Existenz aufgebaut. Er war offenbar allein zur Gruppe gestoßen, so wie Hartmann auch. Was musste das für ein Typ sein, der mit Mitte sechzig allein durch ein abgelegenes Gebirge in Ostafrika wandern wollte, fragte sich Wiese.
    Manfred Barlage, der nächste auf der Liste. Ein Deutscher, aber kein Mitglied der Reisegruppe. Er lebte laut seinen Akten seit zehn Jahren in Uganda und organisierte Reisen für Deutsche durch das Land. In Jinja, einem Ort für wohlhabende Ugander, hatte er ein kleines Haus. Eine Tochter. Wie passte er in das Schema? Er hatte die Namensliste der Touristen sicherlich im Vorfeld bekommen. Hatte ihm der Name Andrea von Schellenburg etwas gesagt? Unwahrscheinlich, aber möglich war es schon.
    Kai Hensel und Kathrin Koll. Ein Pärchen aus Erfurt. Beide Mitte vierzig, kinderlos. Er war Handwerker, sie Steuerfachangestellte. Sie lebten ein unauffälliges Leben in einer Reihenhaussiedlung. Der Stab hatte bisher keinerlei Verbindung zwischen ihnen und der Tochter des Generalbundesanwalts entdecken können.
    Ähnlich sah es mit den beiden Männern aus München aus: zwei Freunde, die sich noch aus der Schulzeit kannten. Wenigstens das hatten sie inzwischen herausgefunden. Martin Pfeiffer, Mitte dreißig, selbstständiger Anwalt mit Spezialisierung auf Steuerrecht. Ein trockenes Metier. Hatte er durch seine Arbeit in irgendeiner Weise Kontakt nach Uganda, zu Andrea von Schellenburg oder zu Kayibanda gehabt? Nichts deutete darauf hin. Pfeiffers Mitarbeiterin, die in München den Kanzleibetrieb aufrechterhielt, hatte versprochen, sich auf die Suche zu machen, alte Fälle durchzugehen. Wiese hatte ihr jedoch keinen Hinweis geben können, wonach genau sie suchen sollte.
    Pfeiffers Freund aus Kindertagen, Michael Schmitz, ebenfalls Mitte dreißig, Geschäftsführer einer Event-Agentur in München, hatte auch nicht zu einer Erhellung beigetragen.
    Der ICE aus Berlin erreichte die Vororte Hamburgs. Wiese steckte die Unterlagen in seine schwarze Ledertasche zurück, betrachtete sich kurz in der Spiegelung der Scheibe und ließ den Hauptbahnhof auf sich zukommen.
    Eine Viertelstunde Fahrt mit dem Taxi durch die Großstadt, immer an der Alster entlang, hinein in die Justizvollzugsanstalt in Fuhlsbüttel. In der Regel wurden hier keine Angeklagten in Untersuchungshaft genommen, doch in diesem Fall war die Fluchtgefahr enorm, und die Behörden vermuteten, dass Kayibanda ein enges Netzwerk an Verbündeten hatte, die ihm bei allem helfen würden, was in ihrer Macht stand. Und in ihrer Macht stand offenbar viel.
    Santa Fu. Das Gefängnis, aus dem in den 1970er Jahren diverse Gefangene entkommen waren. Hier wurde nun einer der weltweit meistgesuchten Männer hinter Schloss und Riegel gehalten.
    Die Anmeldung in der Besucherschleuse brachte Wiese schnell hinter sich. Sein Dienstausweis ersparte ihm das lange Warten in einer Schlange oder dem Warteraum der Besuchsabteilung. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte er in solchen trostlos gefliesten Räumen auf im Boden verankerten Holzbänken sitzen müssen. Auch jetzt, als er den Raum mit einem Angestellten der Justizvollzugsanstalt eilig durchquerte, warteten einige Menschen darauf, zu ihren Mandanten oder Angehörigen vorgelassen zu werden. Der kleine verglaste Raum, den man ihm zuwies, war schlicht. Ein Holztisch, fest mit der Wand verschraubt, zwei einfache Stühle, ein Telefon an der Wand. Wiese setzte sich. Jetzt kam es darauf an, möglichst viel aus Kayibanda herauszubekommen. Der Justizvollzugsbeamte verließ den Raum.
    Als der Ruander eintrat, war Wiese erstaunt. Obwohl der Mann zwei Jahre älter war als er selbst, sah er mindestens zehn Jahre jünger aus. Kayibanda wirkte in seinem dunkelblauen Anzug sehr elegant. Die schmale Brille verlieh ihm eine Intellektualität, von der sich Wiese für einen kurzen Moment eingeschüchtert fühlte, wie er verwundert zur Kenntnis nahm. Wenn das, was man diesem Mann vorwarf, stimmte, dann hatte er unzählige grausame Morde und die Zerstörung eines ganzen Landstrichs zu verantworten. In wenigen Wochen sollte der Prozess gegen ihn eröffnet werden. Er saß schon seit fast einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Viele Beweise waren vom

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