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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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hervor, und zum ersten Mal seit vielen Stunden verspürte Tom Durst und hatte den Wunsch zu trinken, ohne dass er sich aus Vernunft dazu zwingen musste. Sie machten an einer geschützten Stelle Rast, und Tom schöpfte das vom Felsabrieb trübe Wasser mit der hohlen Hand in seinen Mund. Trotz der Kälte nahm er es in sich auf wie ein Lebenselixier.
    Peter schaute sich um, lauschte und ermahnte sie, so wenig wie möglich zu sprechen. Der Nebel schluckte nicht nur ihre Geräusche, sondern auch die Stimmen und Schritte ihrer Verfolger. Sie konnten nicht wissen, wie weit sie entfernt waren.
    Als sie wieder aufbrachen, wandelte der Junge noch immer neben Tom, der sich allmählich an dessen Anwesenheit gewöhnte. Peter ließ Andrea, Hans und Imarika an sich vorbeiziehen, um leise mit Tom zu sprechen.
    »Er ist wieder da, habe ich Recht?«, fragte der Guide. Tom nickte. »Dann lass dir Zeit, dich mit ihm anzufreunden.«
    »Kannst du ihn sehen?«, wollte Tom wissen.
    »Manche Geister der Mondberge wollen nicht von allen gesehen werden. Sie erscheinen nur denen, für die sie wichtig sind.«
    »Was will er von mir?«
    »Sprich mit ihm.«
    Tom lachte angestrengt. »Dann haltet ihr mich ja für völlig verrückt.« Er schüttelte zur Bestätigung seiner Aussage noch einmal energisch den Kopf. »Nein.«
    »Du musst nicht laut mit ihm sprechen. Du kannst das in Gedanken tun.«
    Sie liefen am Rand des Gletschers entlang, da die Eisfläche selbst zu viele Gefahren barg. Der Wind nahm nochmal zu und peitschte Wolken an ihnen vorbei. Tom keuchte bei jedem Schritt, doch er hatte keine Kraft mehr zum Fluchen. Der Junge wurde allmählich blasser, und Tom spürte, wie die hilfreiche Wärme schwand. Er wollte ihn zurückrufen, doch er traute sich nicht.
    »Er geht fort ...«, keuchte Tom.
    »Ich weiß. Du kannst ihn zurückhalten, wenn du es nur versuchst«, antwortete Peter.
    Tom fühlte sich elend. Worauf ließ er sich da ein?
    Die Kälte zog immer grimmiger unter seine Kleidung. Der Schneefall wurde dichter. Die Erschöpfung drückte ihn mit geballter Kraft nieder.
    »Vater?«, sagte Tom in Gedanken. Aber es schien zu spät. Die Gestalt war verschwunden. Er kam sich vor wie ein Esel, einen Geist angesprochen zu haben. Dann erfasste Kälte sein Herz.
    Wie lange waren sie nun schon hier oben unterwegs? Eine Stunde? Drei Stunden? Die Sicht verringerte sich auf wenige Meter, die harten Kristalle des Schnees stachen in Toms Gesichtshaut. Seine Hände waren steif. Trotz der großen körperlichen Anstrengung fror Tom furchtbar. Er wünschte sich nichts mehr, als in einem Bett zu liegen und all das, was ihn hier umgab, zu vergessen. Er bemerkte, dass sie nun auf der rutschigen Fläche des Gletschers liefen. Vor ihm tauchten Gestalten auf. Schon glaubte er, den Jungen wiederzusehen, doch dann erkannte er Andrea, Imarika und Hans, die auf ihn und Peter warteten. Schritt für Schritt kämpfte er sich voran, um bei ihnen erschöpft auf den Boden zu sinken.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, japste Andrea besorgt.
    »Alles gut. Bring mir doch bitte einen Martini. Aber ohne Olive.« Tom versuchte zu lächeln.
    »So schlecht scheint es dir ja nicht zu gehen!«, gab Andrea zurück.
    »Ich habe mich schon besser gefühlt ...«
    »Wir haben etwas gefunden«, sagte Andrea nun zu Peter, der als Letzter zu ihnen stieß. Sie zeigte auf ein eigenartiges Ding, das ein paar Meter von ihnen entfernt halb unter dem Schnee verborgen war. »Das sieht aus wie ein Flugzeugwrack.«
    Tom richtete sich auf, spähte durch das Schneetreiben, erhob sich dann steif, um zusammen mit den anderen den Fund zu begutachten. Die Maschine war wohl ehemals weiß gewesen, und die Trümmer lagen über eine Fläche von mehreren hundert Quadratmetern verteilt.
    »Jetzt weiß ich, wo wir sind«, sagte Peter. »Das ist ein Flugzeug der UN. Vor fünf Jahren ist es mit Hilfsgütern auf dem Weg in den Kongo an den Rwatamagufa Peaks zerschellt. Die Umstände sind nie geklärt worden, aber man geht davon aus, dass das Wetter schlecht war und der Pilot die Bergspitzen nicht gesehen hat.«
    »Das scheint mir aber nicht so ...« Tom beugte sich über eines der Wrackteile. Peter trat zu ihm. Deutlich waren in dem Metall, das vermutlich eine der Tragflächen gewesen war, fingerdicke Löcher zu erkennen. »Für mich sieht das eher so aus, als wäre das Flugzeug abgeschossen worden.« Er strich vorsichtig mit der Hand über die ausgefransten Metallzacken. »Da hat wohl jemand nachgeholfen.«
    Peter

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