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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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völlig im Ungewissen. Und völlig auf sich allein gestellt.
    Andrea stemmte sich schwerfällig aus dem Schnee hoch und trat auf Peter zu.
    »Wir müssen von dem Berg runter. Tom geht’s beschissen.«
    »Ich weiß.« Er fixierte Andrea neben sich. »Es gibt viele Gründe, warum wir von diesem Berg absteigen müssen. Nur einer davon ist Toms Zustand.«
    »Was meinst du damit?«
    Er wandte ihr wieder den Kopf zu und betrachtete sie.
    »Du hast keine Ahnung, wo wir hier sind.« Entmutigt wandte er sich ab und stapfte auf den immer noch im Schnee liegenden Tom zu. »Wir sollten nicht an diesem Ort sein.«
    Andrea drehte sich im Kreis und blickte sich ratlos um.
    Abrupt wandte Peter sich wieder zu ihr um, warf ihr einen vernichtenden Blick zu und herrschte sie an: »Du hast keine Ahnung, oder? Du glaubst, hier sei nichts. Aber das ist falsch. Hier ist alles. Wir sind im Zentrum. Im Herzen. Von hier geht alles aus und hierher kehrt alles zurück. Hier ist das Gestern, das Heute und das Morgen. Dies ist die Ewigkeit. Und dies ist der Ort, den kein Mensch ungestraft betritt und ungeschoren wieder verlässt. Du hast keine Ahnung, wozu die Geister der Mondberge in der Lage sind.«
    Andrea sah ihn entsetzt an. Dann bemerkte sie, dass Tom leise sprach und hockte sich zu ihm. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn und zuckte unmittelbar wieder zurück.
    »Er ist ganz warm. Ich dachte, er müsste eiskalt sein.«
    Peter sank auf die Knie, um Tom besser betrachten zu können.
    »Natürlich ist er warm.«
    »Peter! Tom liegt in eisiger Kälte mitten im Schnee und kann sich kaum bewegen. Er erfriert, wenn wir nicht sofort etwas unternehmen.« Sie musterte Toms Gesicht. Seine Augen blickten ruhig durch sie hindurch, waren auf einen Punkt irgendwo hinter ihr gerichtet. Es war, als spräche er mit jemandem, der ein paar Meter entfernt stand, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. »Wieso um alles in der Welt ist er so warm?«
    Peter stand auf. Der Wind war beinahe vollkommen zum Erliegen gekommen.
    »Er hat seinen Bruder gefunden«, sagte er.
    »Wie, gefunden?« Andrea sah Peter irritiert an.
    »Du kannst ihn sehen, nicht wahr?«, fragte Peter den am Boden Liegenden. Tom nickte.
    »Hinter euch«, brachte er hervor.
    Erschrocken wirbelte Andrea herum. Niemand. Sie begann zu zittern.
    »Er sieht genauso aus wie damals«, flüsterte Tom. »Warum habe ich ihn nicht gleich erkannt?« Seine Stimme war wieder fester geworden. Die vor wenigen Minuten noch blauen Lippen hatten ihre volle rötliche Farbe wieder gewonnen, seine Wangen glühten, und seine Augen leuchteten.
    »Du hast nicht daran geglaubt, deshalb«, sagte Peter.
    Hilflos starrte Andrea ihn an.
    Dann murmelte Tom: »Er braucht meine Hilfe.«
    »Wir müssen los«, sagte Peter und beugte sich zu Tom herab, um ihm aufzuhelfen. »Sofort!«
    »Wenn wir diesen Weg weitergehen, droht uns große Gefahr«, flüsterte Tom, während nun auch Andrea ihm half, aufzustehen.
    »Wir können nicht anders, Tom. Dort wo wir herkommen, sind die Rebellen. Und die werden keine Rücksicht auf deinen Zustand nehmen.« Peter brachte Tom dazu, die Arme über seine und Andreas Schultern zu legen. Mit Tom in ihrer Mitte begannen sie den Abstieg ins Ungewisse. Mit jedem Schritt wurde Toms Haut merklich kühler.
    Die beiden schleppten den nun beinahe ohnmächtigen Mann zwischen sich mit. Sie bemerkten dabei nicht die beiden Gestalten, die ihnen vorsichtig und in großer Entfernung folgten.

42
    Berlin, 18. Juni
    Sven Wiese lief eilig den Gang entlang. Die Verhandlungen mit Kayibanda konnten zu einer endlosen Prozedur werden. Dabei wussten sie noch nicht einmal mit Bestimmtheit, ob und wie er in die Geiselnahme involviert war. Sie mussten versuchen, auf anderem Wege an die Geiselnehmer heranzukommen und mit den Rebellen vor Ort verhandeln, nicht mit Kayibanda. Der Ruander fühlte sich in seiner Position zu sicher. Bei aller Freundlichkeit, die er ausstrahlte, bestand für Wiese kein Zweifel daran, dass er aalglatt und äußerst zielstrebig war. Und daher vermutlich skrupellos. Sein Smartphone klingelte. Die Stimme des Bundesaußenministers bohrte sich quälend in sein Ohr. Beide schalteten ihre Geräte sofort auf kryptiert um, die gängige Methode, um ein Mithören der Gespräche zu vermeiden.
    »Was haben Sie in Hamburg erreicht?«, wollte der Minister wissen.
    »Nicht viel, leider«, gab Wiese zurück.
    »Sie müssen diesem Menschen auf jeden Fall klipp und klar deutlich machen, dass sich die Bundesrepublik

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