Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
Vom Netzwerk:
murmelte Tom.
    »Was passiert mit ihm?« Andreas Stimme war sehr weit entfernt.
    »Die Berggeister. Sie holen ihn.« Peter.
    »Das ist doch völliger Wahnsinn. Er ist höhenkrank.« Andrea.
    »Die Höhenkrankheit ist im Moment sein geringstes Problem, glaub mir.«
    »Wie müssen irgendetwas tun. Hol ihn da raus!«
    »Tom! Kannst du mich hören? Du musst atmen. Das wird sie vertreiben. Sie wollen dich holen, aber das darfst du nicht zulassen.«
    »Oh mein Gott! Stirbt er?«
    »Nein, er hat Kraft. Er muss sie nur nutzen.«
    »Aber er atmet nicht mehr ...«
    »Tom! Du musst die Luft tief in dich einsaugen. Das ist das Einzige, was hilft.« Jemand schüttelte ihn. Tom öffnete die Augen ein winziges bisschen. Schnee, Gesichter, Fratzen. Schmerzen durchzuckten ihn. Er versuchte zu atmen, aber er schaffte es nicht.
    Wieder zog sich alles um ihn zusammen. Die Schatten waren kurz vor ihm angelangt. Die glühenden Augen schienen sich in ihn hineinzubohren. Hinter ihnen stand noch immer Jens und schaute ihn besorgt an.
    »Atme!« Die Stimme drang von irgendwo zu ihm durch. War es Jens gewesen? »Tom! Du musst atmen! Jetzt!« Jens’ Lippen bewegten sich nicht. Aber sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen. Tom wollte ihm helfen, auf ihn zugehen, aber seine Beine gehorchten nicht.
    Die Fratzen kamen immer näher auf ihn zu, einer der Münder öffnete sich, sodass Tom spitze Zähne sah. Der Geruch nach verdorbenem Fleisch drang in seine Nase. Wieder stieg Übelkeit auf, schwappte in seinen Mund. Er schmeckte bittere Magensäure. Erneut erbrach sich Tom.
    »Atme! Verdammt noch mal!« Peters Stimme. Er bekam einen Schlag ins Gesicht. Reflexartig sog er die kalte Luft ein. Die Fratzen sprangen zurück. Der Sauerstoff drang in seine Lungen ein, löste sich sofort in seinem Blut auf. Der zweite Atemzug.
    Die Fratzen wichen weiter zurück, sie krümmten sich vor Schmerzen. Der dritte Atemzug. Er wollte leben. Jens lächelte ihm zu.
    Der vierte Atemzug – und alles um ihn herum wurde schwarz.
    »Wir müssen so schnell wie möglich weiter.« Peters Hände griffen nach ihm, Tom wurde wieder aufgerichtet. Beißender Geruch trat ihm in die Nase. Schweiß. Kotze. Sorgen. Angst. Er öffnete die Augen. Die Schatten waren an den Rand seines Sichtfelds zurückgewichen. Sie zogen die Lefzen hoch, drängten sich zusammen, kamen nicht näher an ihn heran.
    »Hat er es überstanden?«, fragte Andrea atemlos.
    »Vorerst ja. Aber sie werden es wieder versuchen.«
    »Du glaubst wirklich an diese Geister, nicht wahr?«
    »Andrea. Die Geister sind hier. Die ganze Zeit. Und sie sind unheimlich wütend. Dieser Berg ist heilig. Seit Ewigkeiten schon.«
    Tom konnte den Kopf wieder heben. Er blickte sich um und bemerkte die Gesichter von Andrea und Peter neben sich.
    »Tom!«, rief Andrea besorgt.
    »Du musst es erzählen, mein Freund«, sagte Peter. Sie hielten erschöpft inne. »Was hast du gesehen?«
    Tom schüttelte den Kopf. Peters Gesicht erschien ganz dicht vor dem seinen.
    »Tom! Wenn du es in dir lässt, dann werden sie dich wieder angreifen.«
    »Ich kann nicht!«, flüsterte Tom.
    »Das ist mir scheißegal. Ich habe dich nicht über den halben Gletscher geschleppt, um dich dann doch noch zu verlieren. Also: Was hast du gesehen?«
    »Jens.«
    »Wer ist Jens?«, fragte Andrea.
    »Mein Bruder.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte sie.
    »Er ist tot. Ich bin schuld.«
    »Mein Gott. Wie ...«
    »Ich weiß es nicht.«
    Andrea klang verzweifelt. »Wie kannst du das nicht wissen, wenn du doch schuld daran sein sollst?«
    »Ich weiß doch gar nicht, was passiert ist ... aber ich fühle mich schuldig. Es ist so unbestimmt. Und trotzdem so gewiss. «
    Tom ließ sich erschöpft zurücksinken.
    Peter setzte sich vor ihn und nahm Toms Gesicht in seine Hände.
    »Versuch dich zu erinnern. An das, was du gesehen hast.«
    Tom schloss die Augen. Für einen Sekundenbruchteil sah er etwas. Wasser. Einen Fluss. Eis. Panische Angst stieg in ihm auf. Dann begann sich die Welt zu drehen. Er öffnete die Augen wieder, schüttelte den Kopf.
    Peter erhob sich. »Früher hatte mein Volk eine Medizin, die die Erinnerung wieder zurückholen konnte, aber das Rezept ist vor langer Zeit verloren gegangen.« Er zog Tom zu sich hoch, der sein linkes Bein nun wieder spürte. »Wir gehen weiter. Sofort.« Der linke Arm war noch immer taub, aber er konnte zumindest humpeln.
    Sie kamen nur sehr langsam voran. Die Schneedecke wurde allmählich dünner und die Luft war nicht mehr so schneidend

Weitere Kostenlose Bücher