Mondberge - Ein Afrika-Thriller
gebadet habe, hat alles um mich herum geleuchtet.« Sie streifte ihre Schuhe von den Füßen und vergrub die Zehen in dem feinen Sand. Immer wieder sprangen nun Fische aus dem Wasser und brachten die Oberfläche zum Leuchten.
»Ist das nicht traumhaft schön?«, flüsterte sie. »Weißt du, was das ist?«
»Meeresleuchten. Ich habe das schon mal in der Karibik gesehen.«
»Aber das hier ist doch kein Meer.«
Tom wandte ihr das Gesicht zu. Entfernt hinter ihr nahm er die Feuer des Dorfes wahr. Andrea sah lächelnd geradeaus über das Wasser und strich sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, die sofort wieder an ihren Platz zurückfiel.
Aus dem Dorf erklang gedämpfte Musik. Trommeln gaben einen Rhythmus vor, ein Xylophon modulierte um die Schläge herum, Schellen und Saiteninstrumente fügten sich in den Klang. Die Stimmen der Frauen erhoben sich, erst gemeinsam einer Melodie folgend, dann mehr und mehr jede eine eigene Geschichte erzählend. Die Männer stimmten ein. Jodelnde Laute erklangen und gaben der Musik ein mystisches Widerhallen.
Tom strich behutsam die Haarsträhne aus Andreas Gesicht. Bevor er seine Finger zurückzog, ließ er sie einen Moment auf Andreas Wange ruhen. Sie ergriff seine Hand und legte sich seitlich auf den warmen Sand nieder. Dann rollte sie sich auf den Rücken und schaute in den wolkenverhangenen Nachthimmel.
Ein Schauer durchlief Toms Körper, als er ihrer Hand folgte und neben ihr auf den Boden sank. Er wandte dabei den Blick nicht von Andreas Gesicht, deren Ruhe sich langsam auf ihn übertrug.
Andrea hatte die Augen geschlossen und einen Moment lang befürchtete Tom, sie sei eingeschlafen. Doch dann huschte ein Lächeln über ihre Lippen. Sie zog seine Hand näher zu sich und ließ sie dann los. Tom verharrte einen Moment in der Luft. Dann ließ er seine Finger über Andreas Schlüsselbein gleiten, das über dem Ausschnitt der Bluse hervorlugte. Andrea zuckte einmal kurz zusammen, als Tom ihre Haut berührte, aber die Augen blieben geschlossen. Er folgte dem Verlauf des linken Schlüsselbeins bis zur Mitte ihres Brustkorbs, dann ließ er seine Finger wieder zurückwandern. Ihre Härchen richteten sich auf. Behutsam öffnete Tom den ersten Knopf.
Ganz langsam wandte Andrea ihm das Gesicht zu. Tom löste die beiden nächsten Knöpfe. Andrea sah ihm in die Augen, als seine Hand unter den Stoff glitt.
Der Geruch des Feuers wehte zu ihnen herüber. Die Musik im Hintergrund schwoll an. Die Stimmen betäubten ihre Sinne. Schnelle Trommelschläge und die berauschende Melodie des Xylophons pulsierten in ihren Muskeln. Ein Windhauch zog über die nackte Haut der umschlungenen Körper hinweg. Nach einer Weile nahm der Rhythmus der Trommeln die Liebenden tief in sich auf.
Als die Melodien längst verklungen waren, lagen sie noch immer eng beieinander auf dem weichen Sand und blickten in den Himmel.
»Warum heißen diese verdammten Berge denn nun Mondberge, wo man doch den Mond noch nicht einmal sehen kann?«, fragte Andrea leise.
»Weil sie von einem Herrn Mond entdeckt wurden. Das ist doch ganz einfach«, gab Tom zurück und schmunzelte.
»Spinner«, Andrea kniff ihn in den Oberarm. »Lass uns ins Wasser gehen. Es ist traumhaft. Außerdem stinkst du erbärmlich.« Sie lachte leise, als sie aufstand und ihn zum Wasser zog.
Tom sträubte sich. Das Wasser war dunkel und wirkte tief.
Andrea musterte ihn verwundert. »Was ist? Hast du Angst?«
»Ich mag keine Seen.«
»Ich komme mit dir. Am Rand ist es sehr flach. Vertrau mir.«
Er betrachtete ihre schlanke Silhouette und folgte ihr zögernd. Langsam tasteten sie sich in das Wasser vor. Sofort umspielte das Leuchten ihre Füße. Andrea führte ihn immer weiter, bis sie bis zum Bauch im Wasser standen. Es war eine Wohltat. Tom fühlte, wie all seine verklebten Poren zu neuem Leben erwachten, wie alle Strapazen, alle Mühe von ihm abfiel. Um ihn herum leuchtete das Wasser grünlich, sobald er sich bewegte. Er wagte sich Zentimeter für Zentimeter weiter vor. Andrea umschlang ihn von hinten und ihre Hände halfen mit, den Dreck der letzten Tage von seinem Körper zu waschen. Schließlich formte sie mit den Händen eine Schale und goss Tom das Wasser auch über den Kopf.
»Wusstest du, dass alles Wasser, das an den Hängen des Ruwenzori herabfließt, sich letztendlich im Nil vereint?«, fragte er und wischte sich die Tropfen aus dem Gesicht. Er lächelte. »Hier in Afrika scheint alles miteinander verbunden zu sein. Nichts steht
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