Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Schrei eines Kindes, das aus dem Schlaf gerissen wurde und dessen Kopf sofort von einer glänzenden Machete in einen blutigen Brei aus Fleisch, Knochen, Hautfetzen und Hirnmasse verwandelt wurde.
Die düstere Gewalt eines bestialischen Massakers senkte sich über Badyoro.
Paul erreichte die Hütten. Er hielt seine Fackel an das Dach der ihm am nächsten stehenden Hütte, und sofort fing sich das Feuer knisternd in den getrockneten Blättern. Die Bewohner Badyoros erwachten aus dem Schlaf. Doch für eine Flucht war es längst zu spät. Im gesamten Dorf loderten bereits die Flammen, die den Tod verkündeten.
Die Menschen liefen verstört und noch wie betäubt aus ihren Hütten, ihre Kinder fest umklammert. Sie wurden von den Soldaten empfangen. Aus der mittlerweile lichterloh brennenden Hütte neben Paul rannte ein Mann mit zwei kleinen Kindern an der Hand heraus und rief ihm etwas zu. Doch Paul konnte ihn durch den mittlerweile unsäglichen Lärm nicht verstehen. Die Panik war dem Vater ins Gesicht geschrieben.
Als der Mann Paul erreichte, hob der seine Machete und schlug kräftig zu. Die scharfe Klinge durchtrennte den Arm des Vaters sofort. Die Hand umklammerte die des Kindes auch noch weiter, als der Unterarm zu Boden fiel. Blut spritzte aus dem offenen Ellenbogengelenk des Mannes, doch der rannte einfach weiter, an Paul vorbei. Der holte zu einem weiteren Hieb aus, der den Mann im Rücken traf und auf die staubige Erde warf.
Das Kind, ein Junge offenbar, etwa sechs Jahre alt, hielt noch immer die Hand des Vaters fest, obwohl der Arm längst im Staub lag. Das andere Kind – ein höchstens vierjähriges Mädchen, nackt und vollkommen ungeschützt – stand weinend neben dem zuckenden Körper seines Vaters, aus dem die Geister der Mondberge die Seele befreiten.
In der Hüttentür erschien eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm, die Augen vor Entsetzen geweitet. Paul trat resolut auf sie zu und stieß sie sofort in das vom lodernden Dach erleuchtete Innere der Hütte zurück. Das Baby rutschte der Frau aus den Händen und schlug mit dem Kopf voran auf die Erde auf. Paul hob das schreiende Kind brutal auf, blickte in die weit aufgerissenen Augen und warf es kurz entschlossen in die brennende Hütte zurück. Dann zog er die Tür mit einem Ruck zu und verkeilte sie mit einem Stock. Gellende Schreie drangen aus der Hütte. Von innen wurde an der Tür gerüttelt, aber Paul war schon weitergegangen.
Er schaute sich zufrieden um. Seine Soldaten leisteten gründliche Arbeit.
Innerhalb von zwei Stunden töteten sie fast alle erwachsenen Dorfbewohner. Die Leichen lagen mit verdrehten Körpern auf den staubigen Wegen. Der Gestank von verbranntem Fleisch mischte sich in den Geruch der brennenden Hütten. Allmählich verstummten auch die letzten Schreie. Die Männer begannen, sich für die anstrengende Arbeit zu belohnen. Dafür hatten sie die Mädchen und jungen Frauen bisher verschont. Danach würden sie ein paar von ihnen mit ins Lager nehmen, sofern sie dann noch lebten. In der Woche zuvor waren ihnen drei Mädchen weggestorben. Sie brauchten Nachschub.
Auf dem zentralen Platz des Ortes wurden gegen vier Uhr die überlebenden Jungen zusammengetrieben. Die Acht- bis Zwölfjährigen saßen verängstigt auf dem Boden. Einige weinten. Paul begutachtete sie. Es waren starke Burschen darunter. Sie würden gute Soldaten abgeben. Ein paar andere würden wohl bald an Heimweh sterben. Nur wenige Soldaten bewachten die vollkommen verstörten Jungen. Es bestand keine besondere Gefahr, dass sie fliehen würden. Wohin auch? Die Soldaten waren überall.
Etwas abseits kauerten die überlebenden Mädchen des Dorfes. Das jüngste war gerade erst acht, das älteste schon in der Pubertät. Ihre Blicke waren durchweg gebrochen.
Paul rief seine Soldaten zusammen, die sich langsam im Schein der immer noch brennenden Hütten auf dem Platz einfanden. Sie sahen müde aus. Aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Sie würden in den frühen Morgenstunden den Rückweg antreten. Er gab den Befehl, alles mitzunehmen, was die Soldaten brauchen konnten. Alles andere, was noch nicht den Flammen zum Opfer gefallen war, wurde ebenfalls angezündet und verbrannt. An diesem Ort sollte niemals wieder ein Mensch leben. So hatte Bernard es gefordert.
Die ersten Ohrengeier kreisten im Sonnenaufgang über den Hügeln Badyoros. Wenn die benachbarten Dörfer nicht schon durch vereinzelte Flüchtlinge alarmiert worden waren, wussten sie spätestens
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